21. Januar 2012 | Dipl.-Met. Marcus Beyer
Die Mittelfristvorhersage
In der Meteorologie unterteilt man die Länge der Prognose in vier
Teilbereiche: Kürzestfrist, Kurzfrist, Mittelfrist und Langfrist. In
der Kürzestfrist (auch Nowcasting genannt) beschäftigt man sich mit
der Wetterentwicklung für die nächsten Stunden. Das Warnmanagement
bewegt sich häufig auf dieser zeitlichen Skala. Das gilt besonders
wenn es sich um so kurzlebige Erscheinungen wie Gewitter handelt. Die
Kurzfrist umfasst die kommenden 72 h (also 3 Tage). Dieser Zeitraum
wird sehr häufig für die tägliche Wettervorhersage in Funk und
Fernsehen verwendet. Prognosen in der Kurzfrist sind in der Regel
recht zuverlässig. Mittelfristige Vorhersagen beschäftigen sich mit
den nächsten 4 bis 10 Tagen und die Langfristprognosen gehen noch
darüber hinaus. Alle Vorhersagen über 10 Tagen sind sehr unsicher. Es
lassen sich keine Aussagen mehr über den detaillierten Wetterablauf
machen. Stattdessen spricht man dann davon, dass der nächste Monat
oder die nächste Jahreszeit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit
warm/kalt und feucht/trocken ausfällt.
Mit der Mittelfrist beschäftigen wir uns nun etwas näher. Häufig geht
dieser Bereich der Wettervorhersage etwas unter. Kürzestfrist und
Kurzfrist sind unmittelbar interessant für die Bevölkerung. Die
Langfrist ist häufig in den Boulevardmedien ein Thema. Dort ist dann
häufig vom "Eiswinter" oder "Hitzesommer" die Rede. Die
Mittelfristvorhersage ist aber ein nicht zu vernachlässigender
Bereich. Nicht umsonst gibt es beim Deutschen Wetterdienst ein extra
Schicht, die sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigt.
Mittelfristige Vorhersagen legen die Grundlage für eine rechtzeitige
Vorbereitung auf brisante Wetterlagen. So gibt es beispielsweise die
"Wochenvorhersage Wettergefahren". Darin wird für die kommenden 7
Tage ein Ausblick gegeben, was an warnrelevantem Wetter zu erwarten
ist. Dieses Produkt ist der erste Baustein im dreistufigen
Warnmanagement des Deutschen Wetterdienstes. Es ermöglicht die
rechtzeitige Information und Vorbereitung von nachgeordneten Behörden
und anderen interessierten Nutzern. Zu finden ist die
Wochenvorhersage hier.
Ein weiteres Produkt ist die Hydrologische Übersicht. Diese wird von
den Hochwasserzentralen benötigt um sich auf mögliche Hochwasserlagen
einzustellen. Dort werden Aussagen über zu erwartende Stark- und
Dauerniederschläge gemacht. Im Winter betrachtet man außerdem die
Gefahr von Tauwetter. Dadurch wird den Flüssen zusätzlich Wasser
zugeführt. Niederschlag und getautes Wasser kombiniert werden als
Niederschlagsdargebot bezeichnet.
Ein weiteres wichtiges Element der Mittelfristvorhersage ist die
"Synoptische Übersicht Mittelfrist". Darin wird die Wetterentwicklung
für die kommenden 7 Tage grob zusammengefasst. Die Grundlage dafür
ist ein umfangreiches Studium der verschieden Vorhersagemodelle und
weiterer an dieser Stelle nicht näher erläuterter Produkte (z.B.
Ensembleprodukte). Aus der Zusammenschau ergibt sich schließlich die
beschriebene Wetterentwicklung. Sie stellt somit die mittlere und
wahrscheinlichste Prognose dar. In den folgenden Abschnitten werden
die Unsicherheiten erläutert, die die zuvor gemacht Vorhersage
besitzt. Dort werden unter anderem folgende Fragen geklärt: Wie stark
unterscheiden sich die aktuellen Modellläufe von früheren? Welche
Unterschiede gibt es zwischen den verschieden Wettermodellen? Wie
groß sind die Unterschiede zwischen den Einzellösungen eines Modells?
Wie hoch sind die Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Wettergefahren?
Die "Synoptische Übersicht" wird besonders innerhalb des Deutschen
Wetterdienstes für die Abstimmung mit verschiedenen Abteilungen
benötigt. Zum Beispiel mit der hydrologischen Abteilung. Zu finden
ist das Produkt unter: http://www.dwd.de/hobbymet Spezialberichte
Synoptische Übersichten. Dort kann man dann zwischen der Synoptischen
Übersicht Kurzfrist und Mittelfrist wählen.
Man sieht also, dass auch die mittelfristige Wettervorhersage ein
wichtiges Element im gesamten Vorhersageprozess ist. Und wie sieht es
im Moment mittelfristig aus? Nach einem recht kühlen und nassen
Wochenstart, deutet sich zur Mitte der Woche eine Wetterberuhigung
an. Die Niederschläge nehmen ab. Die Temperatur liegt im Osten und
Süden tagsüber nur wenig über dem Gefrierpunkt, nachts gibt es teils
mäßigen Frost. Weiter nach Westen gibt es mehr Wolken und auch ab
und an etwas Niederschlag. Dadurch bleibt es milder mit frostfreien
Nächten und tagsüber 4 bis 7 Grad. Ob der Winter dann zum kommenden
Wochenende überall einen neuen Anlauf startet ist im Bereich des
Möglichen, aber noch sehr unsicher.
© Deutscher Wetterdienst
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