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27. Juni 2013 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Indischer Monsun auf dem Vormarsch

Geologisch betrachtet stellt der indische Subkontinent eine
tektonische Einheit dar, die "Indische Platte". Er wird im Norden
durch das Himalaya-System von Zentralasien getrennt, in östlicher
Nachbarschaft zu Hinterindien durch das Patkai- sowie das
Arakan-Joma-Gebirge gesäumt, im Westen durch das Bergland von
Belutschistan begrenzt und im Süden vom Indischen Ozean umspült, mit
dem Arabischen Meer westlich und dem Golf von Bengalen östlich der
Halbinsel Vorderindien. Die wichtigsten Staaten auf dem Subkontinent
sind Indien und Pakistan. Etwa die Hälfte seiner Landmasse liegt
südlich des Wendekreises des Krebses, also in den Tropen.

Diese geografische Lage und seine starke Gliederung in verschiedene
Landschaftsformen, von tief liegenden Küstenstreifen und Flussebenen
über ausgedehnte Hochflächen bis zu den höchsten Bergen der Erde,
bewirken eine außerordentliche klimatische Vielfalt. Dabei wird das
Klima des indischen Subkontinents wesentlich durch das
Himalaya-Massiv und die Wüste Thar beeinflusst. Die weitgehend zonal
verlaufenden Gebirgsketten verhindern den Zustrom von Kaltluftmassen
aus dem Hochland von Tibet und den winterkalten Ebenen Zentralasiens.
Die Wüste Thar indes bewirkt im Sommer als Heizfläche die Ausbildung
eines Hitzetiefs, welches die Monsunzirkulation verstärkt.

Vereinfacht gesagt herrscht also im größten Teil Indiens
"Monsunklima". Der indische meteorologische Dienst (India
Meteorological Department IMD) unterscheidet vier offizielle
Jahreszeiten, und zwar den Winter von Dezember bis April, den Sommer
von April bis Juni/Juli, den MONSUN (eigtl. Sommermonsun) von
Juni/Juli bis September/Oktober und die Nachmonsunzeit von
September/Oktober bis Dezember. Der Monsun bestimmt das Dasein der
Menschen ("Regen- und Trockenzeit") als Wasserspender, in
wirtschaftlicher Hinsicht, oftmals aber auch mit drastischen Folgen
für Leib und Leben. Er ist sozusagen Fluch und Segen zugleich.

Im engeren Sinne sind Monsune großräumige, mit beständigen Winden
einher gehende Luftströmungen in den Tropen und Subtropen mit
halbjährlichem Richtungswechsel. Ihre Ursachen sind die
jahreszeitliche Verlagerung der innertropischen Konvergenzzone (ITC)
und die damit zusammenhängende unterschiedliche Erwärmung von Meer
und Land - man kann sie auch als gigantische Land-Seewind-Zirkulation
auffassen. Besonders ausgeprägt ist das Monsunsystem des indischen
Subkontinents.

Infolge der Coriolis-Kraft erfahren großräumige Horizontalbewegungen
auf der Nordhalbkugel eine Rechtsablenkung, so wird der Sommermonsun
zum Südwestmonsun. Da er über weite und relativ warme Meeresflächen
weht, kann sich die Luft mit Wasser anreichern. Der Sommermonsun ist
also feucht-warm und bringt dem indischen Subkontinent ergiebige
Regenfälle, die vielfach schauerartig oder gewittrig und demzufolge
recht variabel sind. Im raum-zeitlichen Jahresmittel sind es 852 ± 84
mm, was auf seine Beständigkeit als klimatologisches Phänomen
hindeutet. Aber auch 100 mm = 100 L/m² pro Tag sind häufig und durch
Staueffekte an den Gebirgen können die Niederschläge noch
beträchtlich verstärkt werden, so dass für uns unfassbare Rekordwerte
möglich sind.

Zum Vergrößern bitte klicken
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Der Südwestmonsun dreht über dem indischen Subkontinent zyklonal
(entgegen dem Uhrzeiger) und strömt in Richtung des südasiatischen
Hitzetiefs. Zur Illustration all dessen finden Sie nebenstehend
eine Karte, auf deren linker
Seite die Tageshöchsttemperaturen [°C] vom 25.06.2013, 12:00 UTC,
sowie die Isobaren des Bodendruckfeldes [hPa] dargestellt sind. Auf
der rechten Seite findet man neben dem Bodendruckfeld die
vierundzwanzigstündigen Niederschlagsmengen vom 26.06.2013, 00:00
UTC. Normalerweise breitet sich der Monsun seit Anfang Juni vom Süden
und Südosten Indiens nordwestwärts aus (Stichwort: Monsunfront) und
erreicht Mitte Juli das trockene indisch-pakistanische Grenzgebiet.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD