07. Juli 2013 | Dipl.-Met. Martin Jonas
Strahlung
Strahlende Gesichter allerorten. Ein strahlend blauer Himmel, an dem die strahlende Sonne ihre Bahn zieht - so sieht ein Sommer aus dem Bilderbuch aus.
Dass der Strahlungstransport von der Sonne zu uns aktuell sehr
"fluffig" läuft, haben nicht nur unvorsichtige Cabriofahrer und
Freibadgäste an ihrem Sonnenbrand schon erfahren müssen. Auch wer
sich der Fragestellung der Strahlung und des Strahlungstransports
wissenschaftlicher nähert, kommt - wenig überraschend - zu ähnlichen
Schlüssen.
Im Gegensatz zur Aussage von Altkanzler Helmut Kohl, nach der es
entscheidend ist, was hinten rauskommt, gilt beim Strahlungstransport
in der Atmosphäre, dass es entscheidend ist, was unten ankommt. Und
das hängt insbesondere von der Absorption und der Streuung in der
Atmosphäre ab. Bei der Absorption handelt es sich um die Aufnahme der
Strahlung durch die Teilchen und Moleküle in der Atmosphäre. Die
Streuung ist die Ablenkung der Strahlung aus ihrer ursprünglichen
Richtung.
Diese erste und sehr grobe Beschreibung der Abläufe entpuppt sich bei
genauerer Betrachtung als deutlich komplizierter. Berücksichtigen
kann man beispielsweise noch die Mehrfachstreuung und die Strahlung
der atmosphärischen Teilchen selbst. Und letztere lässt sich wieder
unterteilen, etwa in die kurz vorher absorbierte und dann -
möglicherweise verändert - wieder abgegebene Strahlung und diejenige
Strahlung, die die atmosphärischen Teilchen aufgrund ihrer eigenen
physikalischen Eigenschaften aussenden.
Aber während unter gewissen Annahmen und Randbedingungen eine
mathematisch exakte Beschreibung der Phänomene möglich ist, kann man
die Atmosphäre nicht lückenlos überwachen. Lediglich an manchen
Observatorien, wie etwa dem DWD-Observatorium in Lindenberg nördlich
von Cottbus, werden solche Messungen durchgeführt.
Der Meteorologe im Vorhersagedienst muss sich also anderweitig
weiterhelfen. Für ihn liefern Radiosondenaufstiege mit Angaben zur
Feuchte in verschiedenen Höhenstufen Informationen über den
Strahlungshaushalt. Aber auch die im Routinedienst gemessenen
Sichtweiten sind diesbezügliche brauchbar. Nebenstehend finden Sieeine Karte mit den
Sichtweiten in Kilometern vom gestrigen Abend. Vor allem im Nordosten
deuten die guten Sichten auf "ungestörte" Strahlung hin.
Entsprechend sehen auch die Meteogramme in dieser Region aus, in der
Grafik ist oben rechts das Meteogramm der Station Kyritz im
Nordwesten Brandenburgs dargestellt. Oben finden sich dabei
Informationen zum Luftdruck und zur Drucktendenz, darunter sind die
Sichtweiten, der Bedeckungsgrad und die Temperatur angegeben. Die
rote Kurve zeigt grafisch den Tagesgang der Temperatur. Bei
"Strahlungswetter", wie wir es aktuell haben, wird die tiefste
Temperatur ganz kurz nach Sonnenaufgang registriert, dann steigt
diese bis zu ihrem Maximum am späten Nachmittag an, um dann wieder
abzusinken.
So kann es doch weitergehen . . .
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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