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10. Juli 2013 | Dipl.-Met. Marcus Beyer

Am Strand kann man was entdecken...

Viel Neues gibt es vom aktuellen Wettergeschehen nicht zu berichten. Der Sommer geht erstmal weiter.

Einziger Schönheitsfehler: Die Front eines über Nordosteuropa liegenden Tiefs überquert im Tagesverlauf die Nordhälfte Deutschlands und sorgt für dichteres Gewölk und einzelne Spritzer Regen. Zudem geht die Temperatur etwas zurück. Sie wird sich in den meisten Gebieten aber zum Ende der Woche wieder erholen. Mehr Informationen finden Sie in den Wetterberichten.

Mit Durchgang der Front hat auch der Wind an den Küsten etwas
zugelegt und damit sind wir beim heutigen Tagesthema. Den Wind
braucht man nämlich um diese hübschen Strukturen am Ost- oder
Nordseestrand zu finden. Die Rede ist von Sandrippeln. Sicherlich
sind jedem diese Rippelstrukturen bei einem Strandspaziergang schon
einmal untergekommen. Es handelt sich dabei um kleine Wellen im Sand,
wie man sie auch im angehängten Foto sehen kann.

Zum Vergrößern bitte klicken
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Sand als Grundzutat der wellenartigen Gebilde hat faszinierende
Eigenschaften. Beim Bauen von Sandburgen verhält er sich wie ein
Festkörper, während er in einer Sanduhr wie eine Flüssigkeit durch
die kleine Öffnung auf die andere Seite rinnt. Die
Fließgeschwindigkeit ist dabei unabhängig davon, wie hoch der über
der Öffnung liegende Sand geschichtet ist. Diese Eigenschaft
unterscheidet ihn wiederum von Flüssigkeiten und man kann ihn daher
zur Zeitmessung nutzen.

Bedingungen für die Bildung von Rippeln sind die folgenden: Wichtig
ist zunächst, dass wir trockenen Sand haben, da die Sandkörner sonst
nicht fliegen oder springen können. Die zweite Voraussetzung ist der
Wind. Man benötigt in Abhängigkeit von der Größe der Sandkörner eine
bestimmte Windgeschwindigkeit, damit die Partikel in Bewegung kommen.
Gleichzeitig darf die Geschwindigkeit aber auch nicht zu stark sein.
Eine dritte und ebenfalls wichtige Bedingung ist eine ausreichend
große Windlauflänge. Darunter versteht man die Länge der
Sandunterlage, über die der Wind streicht. Weht der Wind
beispielsweise vom Wasser zur Düne, dann ist die Lauflänge nur sehr
kurz und in der Regel nicht ausreichend. Weht er hingegen parallel
zur Küstenlinie und gibt es auch sonst keine Hindernisse, dann ist
die Lauflänge des Windes groß genug und Sandrippel können sich
ausbilden.

Um zu verstehen, wie ein Rippel entsteht, muss man wissen, wie sich
Sandkörner fortbewegen. In Abhängigkeit von der Korngröße fliegen
sie über große Strecken, springen kleine Distanzen oder kriechen
vorwärts. Für die Entstehung von Sandrippeln ist der Springprozess
(Saltation) von großer Wichtigkeit. Die Körner springen durch den
Windantrieb vorwärts und schlagen bei ihrer Landung neue Sandkörner
heraus, die wiederum springen oder aufgrund der Schwerkraft irgendwo
herunter rollen usw. Es handelt sich also um eine Kettenreaktion.
Schon eine kleine Unebenheit in der Oberfläche führt dazu, dass es an
dieser Stelle zur Ansammlung von Körnern kommt. Die Teilchen landen
dann vermehrt auf der windzugewanden Seite (Luvseite) und immer
seltener auf der windabgewanden Seite (Leeseite). Diese Ansammlungen
haben natürlich auch Einfluss auf die Entwicklungen weiter
stromabwärts, sodass sich nach und nach die glatte Sandoberfläche zu
einer Fläche mit Rippeln entwickelt, die einen gleichen Abstand
zueinander haben (äquidistant). Bei weiter anhaltendem Wind wandern
die Rippelstrukturen mit der Zeit in die Richtung, in die der Wind
weht. Ist der Wind vorbei, dienen sie als Gedächtnis über vergangene
Wetterlagen. Versteinerte Strukturen werden daher auch in der
Forschung der Paläoklimatologie verwendet.

Sandrippel haben verschiedene Eigenschaften, die man mit dem bloßen
Auge aufgrund ihrer Winzigkeit oft nicht erkennen kann. So weisen Sie
eine gewisse Periodizität auf, das heißt der Abstand zwischen zwei
Wellenbergen bzw. zwei Wellentälern ist in etwa äquidistant. Wie groß
dieser Abstand ist, das hängt vor allem von der Korngröße ab. Je
größer die Körner sind, desto größer ist auch die Wellenlänge.
Sandrippel sind asymmetrisch und anhand der Steilheit der Hänge lässt
sich schlussfolgern, woher der Wind weht oder geweht hat. Der dem
Wind zugewande Hang (Luvhang) ist verhältnismäßig flach und nur
langsam ansteigend. Der dem Wind abgewande Hang (Leehang) fällt vor
allem zu Beginn steil ab. Untersucht man nun die Korngröße, so wird
man feststellen, dass auf den Wellenbergen die Anzahl von größeren
Körnern überwiegt. In den Tälern gibt es hingegen eine gleichmäßige
Korngrößenverteilung. Das liegt daran, dass der Wind auf den Bergen
die kleineren Körner eher wegträgt, als die größeren. Im Tal hingegen
kann der Wind den Sand nicht so leicht angreifen, weil diese
geschützt liegen.

Heute und morgen weht der Wind ausreichend stark um sich an den
Stränden in den Urlaubsgebieten auf die Suche zu machen. Der Wind
kommt dabei meist aus nordwestlicher Richtung, man muss also
Strandabschnitte suchen, die in etwa von Nordwest nach Südost
ausgerichtet sind. Suchen Sie einfach solange, bis der Wind parallel
zur Küstenlinie weht. Sollten Sie nicht das Glück haben, einen
passenden Strandabschnitt zu haben, dann können Sie auch mal einen
Blick ins Wasser werfen. Auch im Wasser bilden sich durch dessen
Bewegung häufig Rippelstrukturen aus. Wenn Sie ein schönes Foto der
Sandrippel machen konnten, dann lassen Sie es uns doch gerne zukommen
. . . Viel Spaß am Strand!


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD