23. Juli 2013 | Dipl.-Met. Johanna Anger
Vom angenehmen Sommerwetter zur schwülen Hitze
An das sommerlich warme, teils heiße Wetter, das nun seit drei Wochen anhält, konnten wir uns bereits gewöhnen, denn eine schwüle Hitze blieb uns bisher erspart. Grund war die Lage des Hochdruckgebietes, das uns das sonnige und trockene Wetter brachte.
Deutschland lag stets auf der Ost- oder Südseite des Hochs in einer nördlichen bis östlichen Strömung, mit der trockene und kühle Luft zu uns strömte, die sich dann durch die ungehinderte Sonneneinstrahlung erwärmen konnte.
Das Hoch hat sich nun Richtung Nordeuropa verlagert, wodurch sich der
Einfluss auf unser Wetter abgeschwächt hat. Gleichzeitig verlagert
sich ein Tief auf dem Nordatlantik Richtung Britische Inseln, in
dessen Einflussbereich wir allmählich gelangen. Dabei dreht die
Strömung auf der Vorderseite des Tiefs auf West bis Südwest, so dass
insbesondere in den Westen und Süden Deutschlands deutlich feuchtere
Luft einfließt. Der eine oder andere wird dann die hohen Temperaturen
der nächsten Tage als schwül empfinden. Der Osten Deutschlands
verbleibt nach wie vor zwischen dem abziehenden Hoch und einem Tief
über Osteuropa in einer östlichen Strömung.
Mit dem Begriff Schwüle bringt man zunächst zum Ausdruck, dass die
Luft sowohl warm als auch feucht ist. Ein allgemein gebräuchliches
Maß für die Luftfeuchtigkeit ist die relative Feuchte. Sie bezeichnet
das Verhältnis zwischen der tatsächlichen Wasserdampfmenge und der
bei einer gegebenen Temperatur maximal möglichen Menge. Diese maximal
mögliche Menge, der sogenannte Sättigungswert hängt von der
Lufttemperatur ab. So kann z.B. bei 0 °C ein Kubikmeter Luft maximal
4,8 Gramm Wasserdampf aufnehmen, bei 30 °C sind es bereits 30 Gramm.
In beiden Fällen würde die relative Luftfeuchtigkeit 100 Prozent
betragen. Für Schwüle hat man unter physiologischen Aspekten einen
Grenzwert von 13,5 Gramm Wasserdampf pro m³ Luft festgelegt. Tritt
dieser Wert bei 20 °C auf, dann bedeutet das eine relative
Luftfeuchte von 80 %, bei 30 °C noch 44 % und bei 40 °C nur noch etwa
25 %. Das bedeutet, dass man Luft auch bei vergleichsweise geringer
relativer Luftfeuchtigkeit schon als schwül empfinden kann.
Dass die Luft in Deutschland gegenüber den vorangegangenen Tagen
schwül wird, kann man am Beispiel der Wetterstation am Frankfurten
Flughafen zeigen. Am Montagnachmittag wurde dort bei einer Temperatur
von 34 °C 9 Gramm Wasserdampf pro Kubikmeter Luft gemessen, also ein
Wert, der noch unter dem Grenzwert für Schwüle liegt. Das entspricht
einer relativen Luftfeuchtigkeit von 24 %. Am morgigen Mittwoch gibt
es in den Nachmittagsstunden mehr Wolken und die Temperatur wird um
30 °C liegen. Der Wasserdampfgehalt erreicht aber dann 16 Gramm pro
Kubikmeter und liegt somit deutlich über dem Grenzwert für Schwüle.
Die relative Luftfeuchtigkeit wird dabei immerhin etwa 60 % betragen.
Anders als bei trockener Hitze ist es bei schwüler Hitze nicht mehr
ausreichend möglich, den menschlichen Körper durch Schwitzen
(Verdunstung von Wasser auf der Haut) zu kühlen, da die Umgebungsluft
kaum noch Wasser aufnehmen kann, so dass unser Wohlbefinden durch die
Schwüle erheblich beeinträchtigt werden kann. Zusätzlich zur Feuchte
und Temperatur wird das Schwüleempfinden allerdings auch durch die
Sonneneinstrahlung, die Windverhältnisse und die körperliche
Aktivität beeinflusst.
Am Beispiel der Station Frankfurt wurde der Übergang zu schwülem
Wetter bereits erläutert. Allgemein sind am heutigen Dienstag die
hohen Temperaturen noch erträglich. Bei schwachen und noch weitgehend
östlichen Winden setzt sich die schwüle Luft noch nicht durch. Dies
wird aber am morgigen Mittwoch mit westdrehendem Wind zunächst in der
Westhälfte der Fall sein, im weiteren Verlauf der Woche
wahrscheinlich aber im ganzen Land.
Zwar sorgen Gewitter am Mittwoch zumindest gebietsweise für eine
kurzzeitige Abkühlung, aber nicht für einen Wetterumschwung, so dass
uns auch in der zweiten Wochenhälfte bei weiterhin hohen Temperaturen
und einer hohen Luftfeuchtigkeit die schwüle Hitze weitgehend
erhalten bleiben wird.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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