17. August 2013 | Dipl.-Met. Jens Hoffmann
August 2013 - eine klimatologische Zwischenbilanz
Wenn man aktuell oder irgendwann mal über das Wetter im Sommer 2013 in unseren Breiten spricht, kann man durchaus konstatieren, dass es sich - die landläufige Erwartungshaltung des gemeinen Bürgers als Maßstab vorausgesetzt - tatsächlich um einen Sommer handelt.
Schon der Juli leistete dabei einen sehr gewichtigen Beitrag, aber auch der laufende August hat nach gut der Hälfte einiges an Substanz beizutragen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, das am jetzigen Wochenende und vor allem am Montag einige "Störfeuer" vom Atlantik her versuchen, das sommerliche Ambiente etwas zu verwässern.
In Erinnerung dürfte allen noch die erste Augustwoche sein, die mit
großer Hitze aufwartete und an einigen Orten für Langzeitrekorde seit
Beginn der Messungen sorgte. Selbst auf Helgoland wurde es z.T.
bullig warm, allerdings konnte der Augustrekord aus dem Jahr 1975
(genau am 10.) mit damals 28,1°C nicht geknackt werden. "Lediglich"
26,4°C zeigten die Messfühler am 2. August als Höchsttemperatur, was
für eine weit vom Festland entfernte Nordseeinsel schon ganz
ordentlich ist.
Auf Norderney hingegen - ja nur durch einen vergleichsweise schmalen
Wattstreifen vom Festland getrennt - konnte der Monatsrekord vom
4.8.1994 übertroffen werden. Satte 33,7°C waren es ebenfalls am 2.
des Monats, was den meisten eingefleischten Nordseeurlaubern
wahrscheinlich schon zu viel des Guten gewesen sein dürfte.
Nun zu einigen aktuellen Mittelwerten bewährter meteorologischer
Parameter, denen Messungen an diversen Messstationen des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) zugrunde liegen (Werte bis einschließlich
Freitagfrüh, 16.08.2013).
Gemittelt über alle Stationen liegt die Temperatur derzeit um 2,6
Grad über dem mehrjährigen Mittelwert (Referenzperiode 1961-90). 19°C
stehen dabei 16,4°C gegenüber, wobei man aber berücksichtigen muss,
dass im August die größte Hitze im Durchschnitt in der ersten Hälfte
zu erwarten ist. Würde man also ein mehrjähriges Mittel über die
erste Augusthälfte bilden, wäre die Abweichung sicherlich geringer.
Wie auch immer, schaut man sich die einzelnen Stationen an, dann gibt
es selbstverständlich regionale Unterschiede bei den Abweichungen. Es
gibt aber keinen Ort, an dem eine negative Abweichung (also zu kühl)
zu verzeichnen ist. Ganz vorne in der Hitliste liegt der Große Arber
im Bayerischen Wald (ca. 1450 m über NN), wo statt 10,5°C aktuell
15,2°C auf der Karte stehen - macht +4,7 Grad Unterschied. Aber auch
weiter unten gibt es z.T. üppige Differenzen, wie die Beispiele
München-Stadt mit 4,3 Grad (21,4°C vs. 17,1°C) oder
Passau-Fürstenzell mit 4,5 Grad (21,0°C vs. 16,5°C) eindrucksvoll
belegen. In den übrigen Landesteilen liegen die Abweichungen meist
nicht so hoch wie im Süden. Insbesondere im Norden beträgt die
Differenz nicht selten weniger als 2 Grad, so z.B. im Ostseebad
Schönhagen (Schleswig-Holstein), wo aktuell 17,7°C einem mehrjährigen
Wert von 16,1°C gegenüberstehen. Im niedersächsischen Nordholz liegt
der diesjährige "Vorsprung" sogar nur bei 1,3 Grad (18,2° vs.
16,9°C).
Beim Niederschlag, in der Regel der heterogenste Parameter, zeigt der
deutschlandweite Mittelwert 28,4 Liter pro Quadratmeter (l/qm) an,
was etwa 36% des mehrjährigen und rein rechnerischen Solls von knapp
79 l/qm ausmacht. Gerade gewittrige Regenfälle, die ja nicht nur sehr
kräftig ausfallen können sondern häufig auch noch sehr unregelmäßig
verteilt sind, sorgen dafür, dass im Einzelfall große Unterschiede zu
Tage treten. Die Beispiele Berlin-Dahlem (nass) und das
nordrhein-westfälische Geilenkirchen (trocken) sind dafür ein
eindrucksvoller Beleg. Während die aktuelle Monatssumme von Dahlem
bei etwa 84 l/qm liegt (davon 33 l/qm allein am 4.), was knapp 130%
des Solls ausmacht, kommt Geilenkirchen auf mickrige 4 l/qm. Das sind
gerade mal 5% des mehrjährigen Referenzwertes, was nicht wirklich
viel ist. Übrigens, die anderen Berliner Wetterstationen wie Tegel,
Tempelhof oder Schönefeld, aber auch das nahe Potsdam liegen in der
aktuellen Monatsbilanz bei knapp unter 50 l/qm, also rund 40 l/qm
weniger als in Dahlem - so viel zum Thema "Regen/Gewitter und deren
regionale Verteilung". Insgesamt ist der August 2013 aber vielerorts
zu trocken.
Bliebe abschließend noch ein Blick auf den Parameter
"Sonnenscheindauer". Dort weist die nationale Bilanz einen Werte von
119 Stunden auf, was knapp 60% des klimatologischen Mittels ausmacht
- ein sehr ordentlicher Wert zu diesem Zeitpunkt, der das allgemeine,
aber letztlich doch subjektive Empfinden eines sonnenscheinreichen
Sommers objektiviert. Die landesweite Streuung der prozentualen
Abweichungen hält sich in Grenzen, von wenigen Ausnahmen abgesehen
wurde die 50%-Marke überschritten. Die wenigsten Sonnenstunden gab es
bisher im brandenburgischen Holzdorf mit etwas über 90 Stunden, was
44% des Solls ausmacht. Dagegen wurden im bayerischen
Elsendorf-Horneck (zwischen Ingolstadt und Landshut gelegen) 146
Stunden registriert (66%).
Wie eingangs bereits angedeutet, sorgen am Wochenende, aber auch noch
am Montag atlantische Tiefausläufer für eine Pause des Sommers (im
Osten und Süden allerdings mit Verzögerung, während im Norden und
Westen bereits heute die erste Störung aufgetaucht ist). Während bei
der Temperatur keine großen Sprünge zu erwarten sind, könnte sich in
der Niederschlagsbilanz dagegen etwas tun. Und bei der
Sonnenscheindauer wird vorübergehend auf die Bremse getreten, bevor
ab Dienstag ein neues Hoch für weitere Fortschritte in der
Monatsbilanz sorgen dürfte.
© Deutscher Wetterdienst
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