10. September 2013 | Dipl.-Met. Simon Trippler
Schwache erste Hälfte der Hurrikansaison
Die Halbzeit der offiziell vom 1. Juni bis zum 30. November eines Jahres andauernden Hurrikan-Saison über dem Atlantik ist fast erreicht. Bisher gab es dieses Jahr noch keinen "richtigen" Hurrikan. Tropensturm "Humberto" bei den Kapverdischen Inseln schickt sich nun aber an, ein solcher zu werden.
Prognosen der Hurrikansaison, die vor der Saison gemacht wurden,
gingen meist von einer überdurchschnittlichen Aktivität aus. Per
Definition der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration,
USA) kann man von 9 bis 12 benannten Stürmen, 5 bis 7 davon als
Hurrikan und 1 bis 3 von diesen als schwerer Hurrikan in einer Saison
ausgehen. Nach der Vorhersage der NOAA vor der Saison sollten dieses
Jahr 13 bis 20 benannte Stürme, 7 bis 11 Hurrikane, davon 3 bis 6
schwer, auftreten.
Die Hurrikanstärke wird dabei nach der sogenannten
Saffir-Simpson-Skala ermittelt. Vorstufen zu einem Hurrikan sind
zunächst die tropische Depression (oder auch tropisches Tief) und der
Tropensturm, der quasi ein stärkeres tropisches Tief ist. Erst ab
Windgeschwindigkeiten von 119 km/h (übrigens analog zur Einstufung
eines Sturmes zu einem Orkan in Europa) spricht man von einem
Hurrikan der Kategorie 1. Hurrikane selber werden dann in 5
Kategorien, die sich nach der Stärke der Windgeschwindigkeit
orientieren, unterteilt. Ab der Kategorie 3 (ab 178 km/h) wird ein
Hurrikan in Amerika als "Major Hurricane" (inoffiziell "Starker oder
Großer Hurrikan") bezeichnet. Für die höchste Stufe 5 müssen
Windgeschwindigkeiten von mehr als 251 km/h vorkommen.
Von 1995 bis 2012 sind 8 Hurrikane der Stufe 5 aufgetreten, zudem gab
es 32 Hurrikane der Kategorie 4 und 26 Hurrikane der Kategorie 3,
also insgesamt 66 "Major Hurricanes". August und September sind die
Monate, in denen die Saison ihren Höhepunkt erreicht, mit dem
absoluten Maximum im September (siehe dazu die Grafik zur
Hurrikan-Verteilung). In den 17 Jahren wurden insgesamt 302 benannte Stürme
registriert, wovon 140 als Hurrikan gelten. Außerhalb der
eigentlichen Hurrikansaison traten auch im April, Mai und Dezember
sehr vereinzelt Tropenstürme auf, die jedoch nicht Hurrikanstärke
erreichten.
In diesem Jahr gab es zwar schon 8 benannte Stürme, aber noch keinen
Hurrikan. Einige Forscher haben schon den Allzeitrekord für das
späteste Auftreten eines Hurrikans in einer Saison im Auge. Diesen
Rekord gab es im Jahr 1905, als der erste Hurrikan erst am 8. Oktober
auf der Bildfläche erschien.
Am gestrigen Montag entstand jedoch südöstlich der Kapverdischen
Inseln, recht nahe vor der Westküste des afrikanischen Kontinents,
der 9. benannte Sturm. Dieser wurde auf den Namen "Humberto" getauft.
Mittlerweile befindet er sich südwestlich der Kapverdischen Inseln
mit aktuellen Windgeschwindigkeiten um 90 km/h. Vorhersagen zufolge
sollen am Mittwoch Windgeschwindigkeiten um 150 km/h auftreten, womit
ein Hurrikan der Kategorie 1 locker geschafft würde. Am Donnerstag
könnte es bei Windgeschwindigkeiten um 165 km/h sogar für Stufe 2
reichen. Der oben genannte Allzeitrekord würde damit wohl nicht
gebrochen. Weil aber auf dem weiteren Weg des Hurrikans in
nordöstliche Zugrichtung keine bewohnten Inseln liegen, ist mit einer
Gefahr für Inselbewohner und ihr Hab und Gut nicht zu rechnen.
Schiffe, die auf seiner Zugbahn den Atlantik überqueren, müssen aber
aufpassen. Die Karibik erreicht der Sturm voraussichtlich nicht.
Ein spätes erstes Auftreten eines Hurrikans und damit eine schwache
erste Saisonhälfte sind gleichwohl keine Hinweise auf eine auch
schwache zweite Halbzeit einer Hurrikansaison. Ähnliche Fälle hat es
in der Vergangenheit schon gegeben. Nichtsdestotrotz hat die NOAA
ihre Prognosen in einem Update Anfang August ein wenig nach unten
geschraubt. Man geht aber immer noch von 13 bis 19 benannten Stürmen,
davon 6 bis 9 Hurrikane und 3 bis 5 "Major Hurricanes" aus. Man darf
also gespannt sein, was die zweite Hälfte noch zu bieten hat. Für die
potenziell gefährdeten Gebiete bleibt zu hoffen, dass es nicht so
schlimm kommt, wie befürchtet.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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