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22. Oktober 2013 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Am Kältepol der Erde

Der Kontinent Antarktika liegt größtenteils südlich des Polarkreises
(66°34' südlicher Breite), hat eine Fläche von ca. 14 Millionen km²,
wird im Landesinneren von Hochgebirgen durchzogen und ist fast
vollständig vereist. Er ist der Kontinent mit der höchsten mittleren
Höhe über dem Meeressspiegel. Sein "Antarktischer Eisschild" ist bis
zu 4500 m mächtig und enthält 90 % des auf der Erde vorkommenden
Eises und 70 % der weltweiten Süßwasser-Reserven. Antarktika ist vom
Südlichen Ozean umgeben, wobei der antarktische Zirkumpolarstrom
warme Meeresströmungen vom Kontinent fernhält.

Antarktika kennt eigentlich nur zwei Jahreszeiten - Sommer und
Winter. Im antarktischen Winter (etwa März bis September) gibt es, je
nach Breitengrad, nur wenige Stunden bis gar keinen Sonnenschein
("Polarnacht"). Im antarktischen Sommer (September bis März) hingegen
scheint die Sonne, anhängig vom Breitengrad, größtenteils oder
tatsächlich rund um die Uhr ("Polartag"). Dennoch erhält das Land
insgesamt nur eine geringe Sonneneinstrahlung, von der auch noch ein
Großteil durch Eis oder Schnee reflektiert wird. Weiterhin sorgen
extrem niedrige Temperaturen für einen sehr geringen
Wasserdampfgehalt der Luft, was die nächtliche Ausstrahlung und damit
den Energieverlust noch begünstigt.

Antarktika ist in jeder Hinsicht extrem, es ist der kälteste und der
trockenste Kontinent der Erde. Bei Niederschlägen von gut 40 L/m² im
Binnenland kann man Antarktika getrost als größte "Wüste" der Erde
bezeichnen, wenn auch die meist als Schnee fallenden Niederschläge in
Richtung Küste deutlich zunehmen. Im Landesinneren liegt die
Temperatur im Jahresdurchschnitt bei -55 °C, an der Küste schwankt
sie zwischen etwa -20 °C im Juni und knapp über 0 °C im Januar.

Südpolarkarte mit den aktuellen Wassertemperaturen sowie den
Südpolarkarte mit den aktuellen Wassertemperaturen sowie den "Tiefsttemperaturen" an Land, jeweils in ganzen [°C], vom 22.10.2013


Am kältesten ist es auf dem sog. Polarplateau. Hier wurde auch die
tiefste, jemals auf der Erde in natura gemessene Lufttemperatur
registriert, und zwar -89.2 °C, am 21. Juli 1983 an der sowjetischen
Forschungsstation WOSTOK. Auch im diesjährigen, noch frühen
Polarsommer ist es in der Region derzeit unvorstellbar kalt. An der
russischen Station WOSTOK (Koordinaten: 78°27'52"S, 106°50'14"E, 3420
m NN) wurden in der vergangenen Nacht um 00:00 UTC -60.7 °C und an
der amerikanischen Station AMUNDSEN-SCOTT (wenige hundert Meter vom
geographischen Südpol entfernt, 2800 m NN) immerhin noch -51.8 °C
beobachtet.





© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD