25. Oktober 2013 | Dipl.-Met. Johanna Anger
Herbstliches Farbenspiel
Nach einem eher grauen und regnerischen Mittwoch schien am gestrigen Donnerstag in Deutschland wieder vielerorts die Sonne. Zeitweise dichter bewölkt war es lediglich über der Mitte Deutschlands, aber auch dort gab es freundliche Abschnitte.
Für diese Jahreszeit überdurchschnittliche Höchsttemperaturen zwischen 15 und 20 Grad sorgten zudem für angenehme Wärme. Besonders schön zur Geltung kam bei diesem Wetter die Verfärbung der Blätter, so dass sich der diesjährige Oktober noch mal von seiner "goldenen" Seite zeigen konnte.
Die Herbstfärbung der Laubbäume und das anschließende Abwerfen der
Blätter werden zum einen astronomisch, d.h. durch die kürzeren Tage
verursacht. Andererseits kann man diesen biologischen Vorgang aber
auch in meteorologischer Hinsicht als Vorbereitung der Pflanzen auf
die kommende Jahreszeit verstehen.
Mit diesem herbstlichen Farbenspiel stellen sich die Pflanzen nämlich
jedes Jahr auf die niedrigen Wintertemperaturen und den damit
verbundenen Wassermangel ein. Denn Bäume verdunsten über ihre Blätter
einen Großteil des Wassers, das sie zuvor über ihre Wurzeln
aufnehmen. Wenn nun im Winter der Boden gefriert, bleibt der
Nachschub an Wasser aus. Zudem würde das in den Blättern enthaltene
Wasser bei Frost gefrieren und so die Blätter zerstören. Um dies zu
vermeiden, werfen die Bäume ihre Blätter ab.
Als erster Schritt erfolgt dabei der Abbau des grünen
Blattfarbstoffes, Chlorophyll genannt. Im Frühling und Sommer
überwiegt in den Blättern das Chlorophyll. Es ist für die
Photosynthese unabdingbar. Dabei wird unter anderem aus der Luft
Kohlendioxid aufgenommen und Sauerstoff freigesetzt. Um diesen
wichtigen Farbstoff nicht zu verlieren, wird er im Herbst zerlegt,
fast vollständig aus den Blättern entfernt und in den Wurzeln oder im
Stamm angereichert. Mit dem Schwinden der grünen Blattfarbe kommen
die leuchtenden gelben und roten Farbstoffe im Blatt hervor, die
zuvor durch das Chlorophyll verdeckt waren. Parallel zu diesem
Vorgang beginnt die Blattablösung. Dabei wird die Versorgung mit
Wasser allmählich unterbrochen, so dass das Blatt abstirbt. Es reicht
schließlich ein Windstoß, damit es zu Boden fällt.
Der Baum hat nun die Möglichkeit, sich über den Winter zu schonen und
schließlich im Frühjahr erneut auszutreiben.
Mit diesen und anderen im Jahresverlauf periodisch wiederkehrenden
Entwicklungserscheinungen in der Natur beschäftigt sich die
Phänologie, ein Teilgebiet der Klimatologie. Dabei werden bestimmte
Eintrittszeiten wie z.B. die Blüte, Blattentfaltung, Fruchtreife und
eben auch die herbstliche Blattverfärbung in einem phänologischen
Kalender festgehalten. Durch den unterschiedlichen Witterungsverlauf
von Jahr zu Jahr können die aufgeführten Phasen früher oder später
auftreten, als man das im Mittel erwartet. Verschieben sie sich
dauerhaft, kann man aus der Phänologie auch Rückschlüsse auf
Klimaveränderungen ziehen.
In diesem Jahr hat die Blattverfärbung beispielsweise der Rotbuche in
den meisten Teilen Deutschlands im Vergleich zu den Vorjahren etwa
eine Woche später angefangen. Ursache ist möglicherweise nach einigen
niederschlagsreichen Wochen das nach wie vor hohe Feuchteangebot der
Böden. Außerdem gab es in diesem Herbst noch keinen massiven
Kälteeinbruch mit verbreitetem Frost.
Dennoch ist in einigen Regionen Deutschlands die Blattverfärbung bei
vielen Laubbäumen schon weit voran geschritten, so dass wir uns in
der phänologischen Jahreszeit des Vollherbstes befinden. Teilweise
hat die Verfärbung der Blätter schon ihren Höhepunkt erreicht. Mit
dem folgenden Laubfall beginnt schließlich der Spätherbst.
Somit wird uns die Pracht der herrlichen Farben nicht mehr allzu
lange erhalten bleiben.
Zudem wird es in Deutschland im Laufe des Wochenendes deutlich
windiger werden. Am kommenden Sonntag und Montag erwartet uns aus
heutiger Sicht sogar ein Herbstturm, so dass viele der bunten Blätter
zu Boden fallen werden.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Chris Glass
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