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27. Oktober 2013 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Die Sturmsaison ist eröffnet!

Aber warum kommt es insbesondere im Winterhalbjahr häufig zu Stürmen?

Durch die unterschiedlich starke Sonneneinstrahlung auf der Erde
kommt es zu größeren Temperaturgegensätzen. Während am Äquator die
Sonne fast das ganze Jahr über nahezu senkrecht einstrahlen kann,
bekommen die Polregionen meist nur wenig wärmendes Sonnenlicht ab. Im
Winter bleibt es in diesen nördlichen bzw. südlichen Regionen der
Erde teilweise sogar komplett dunkel.

Ein typischer Herbststurm an der Küste: Die Bäume biegen sich im Wind, das Meer schäumt über.
Ein typischer Herbststurm an der Küste: Die Bäume biegen sich im Wind, das Meer schäumt über.


Wenn auf der Nordhalbkugel die Sonne nach Sonnenwende (21. Juni)
wieder nach Süden wandert und dann am Herbstanfang schließlich den
Äquator auf die Südhalbkugel überschreitet, nehmen die
Temperaturgegensätze deutlich zu. Die nördlichen Polregionen kühlen
dann durch die nächtliche Ausstrahlung zunehmend aus. Da die
Atmosphäre jedoch ein Gleichgewicht des Wärmehaushaltes anstrebt,
wird die warme Luft aus den äquatorialen Gebieten nach Norden
geführt. Zwischen 0 und 30° geographischer Breite übernimmt dies
hauptsächlich der Ozean mit seinen warmen Meeresströmungen (z. B.
Golfstrom). In den mittleren und nördlichen Breiten sind jedoch die
Tiefdruckgebiete für den Wärmeaustausch verantwortlich. Diese
entstehen an der sogenannten Polarfront, die die kalten polaren
Luftmassen im Norden und die warmen subtropischen Luftmassen im Süden
trennt. Auf der Tiefvorderseite wird dabei die warme Luft nach Norden
und auf der Rückseite die kalte Luft nach Süden transportiert. Umso
größer nun die Temperaturgegensätze an der Polarfront werden, umso
höher ist die Wahrscheinlichkeit für viele und auch stärkere
Tiefdruckentwicklungen. Ohne den beschriebenen Wärme- und
Energieaustausch würde es an den Polen immer kälter und in den Tropen
gleichzeitig immer wärmer werden.

Im Sommer der Nordhalbkugel zieht sich die Polarfront nach Norden zurück. Im Winter dagegen liegt sie im Mittel viel weiter südlich – oft verläuft sie dann quer über Europa.
Im Sommer der Nordhalbkugel zieht sich die Polarfront nach Norden zurück. Im Winter dagegen liegt sie im Mittel viel weiter südlich – oft verläuft sie dann quer über Europa.


Während die Tiefs im Sommer meist eine nördlichere Bahn einschlagen
und oft nur den Norden des Bundesgebietes streifen - wie es auch in
diesem Jahr häufig aufgetreten ist, indem die Menschen in Deutschland
bei hohem Luftdruck größtenteils die Sonne genießen konnten und
lediglich die Küstenbewohner mit Schauern zu kämpfen hatten -
verlagern sich die Tiefs im Winter zusammen mit der Polarfront weiter
nach Süden. Die Zugbahnen verlaufen dann häufig über das südliche
Großbritannien, die Nordsee bis in die Ostsee hinein. Insbesondere
der Norden und die Mitte Deutschlands müssen dann mit starkem bis
stürmischem Wind rechnen.

Genau dieses Phänomen ist auch am heutigen Sonntag (27.10.13) und am
morgigen Montag, den 28.10.13 zu beobachten. Ausgehend von einem
ausgeprägten Tiefdruckwirbel (Burkhard) über dem nordöstlichen
Atlantik verlagert sich ein kleines Randtief (Christian) rasch von
den Britischen Inseln über die Nordsee hinweg in das Ostseeumfeld.
Auf der Tiefsüdseite kann sich durch einen großen Luftdruckgegensatz
ein Starkwindfeld ausbilden, welches insbesondere am Montag im
Küstenumfeld zu Orkanböen führen kann. Dagegen beruht der stürmische
Wettercharakter am heutigen Sonntag auf Tief Burkhard und dessen
Tiefausläufer selber, die im Laufe des Tages Deutschland überqueren.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: © Dmitri Brodski - Fotolia.com