04. November 2013 | Mag.rer.nat. Michael Tiefgraber
Großwetterlage
In vielen meteorologischen Berichten ist immer wieder die Rede von verschiedenen Großwetterlagen.
"Die Großwetterlage ist definiert durch eine mittlere
Luftdruckverteilung in Meereshöhe und der mittleren Troposphäre in
einem großen Gebiet (z.B. Europa plus Teile des Nordatlantiks) und
über eine Dauer von mehreren Tagen." (Quelle:
http://www.dwd.de/lexikon)
Mit der Klassifikation von Großwetterlagen wird versucht ein gewisses
Maß an Systematik bzw. Nachvollziehbarkeit in der Beschreibung des
großräumigen atmosphärischen Zustands zu schaffen.
Schon vor mehr als 100 Jahren begann man hierzu die mittlere
Luftdruckverteilung in Meereshöhe, später zusätzlich die mittleren
atmosphärischen Verhältnisse in der Troposphäre bis etwa 5 Kilometer
Höhe, heranzuziehen. Anhand dieser werden wiederkehrende
atmosphärische Strömungsmuster, zum Beispiel über Europa, zu
Großwetterlagen zusammengefasst. Liegt beispielsweise über mehrere
Tage hinweg ein Tief über Mitteleuropa, wird diese Großwetterlage als
"Tief Mitteleuropa" bezeichnet und mit TM abgekürzt, eine
südwestliche Anströmung mit Tiefdruckeinfluss (zyklonale Strömung)
wird "Südwestlage, zyklonal" (SWZ) genannt.
Die Angabe der aktuellen Großwetterlage erlaubt eine ungefähre
Abschätzung, welche Witterungsverhältnisse in näherer Zukunft zu
erwarten sind - also ob etwa ein wechselhafter Wettercharakter (wie
z.B. bei TM) oder ruhige stabile Verhältnisse vorherrschen werden.
Die Zeitreihen der erkannten Großwetterlagen werden auch für
klimatologische Auswertungen herangezogen. Oft genügt ein Blick in
diese Auswertungen, um zu erkennen, warum z.B. ein Monat
vergleichsweise trocken oder kalt war.
Heute gibt es verschiedene Methoden zur
Großwetterlagen-Klassifikation. Die oben gebrachten Beispiele
beziehen sich auf die sehr verbreitete Großwetterlagen-Klassifikation
nach "Hess und Brezowsky", welche von 29 Grundmustern der
Luftdruckverteilung und einer Übergangswetterlage ausgeht. Am
Deutschen Wetterdienst erfolgt eine subjektive (von Meteorologen
vorgenommene) Einteilung ebenfalls nach diesem Schema und ist unter
folgendem Link abrufbar: http://www.dwd.de/GWL. Zusätzlich sind dort kurze
Beschreibungen der synoptischen Gesamtsituation sowie klimatologische
Auswertungen zu finden.
Das Gegenstück zur subjektiven Einteilung durch Meteorologen ist die
objektive Großwetterlagen-Erkennung. Hierbei wird ein Computer
Algorithmus eingesetzt, der eine voll automatisierte Klassifikation
ermöglicht.
Der Deutsche Wetterdienst nutzt seine operationellen numerischen
Wetteranalyse- und Vorhersagesysteme, um die Wetterlage über
Mitteleuropa täglich automatisch in eine von 40 möglichen Klassen
einzuteilen. In den Algorithmus fließen Daten zu Windrichtung
(Herkunft der Luftmassen), Zyklonalität (Hoch- bzw.
Tiefdruckeinfluss) und Feuchtigkeit der Atmosphäre ein. Eine
ausführliche Beschreibung des Verfahrens sowie die Ergebnisse der
täglichen objektiven Wetterlagen-Erkennung seit Juli 1979 sind auf
der Internetseite des Deutschen Wetterdienstes verfügbar.
(www.dwd.de/klimadaten unter den freien Klimadaten Deutschlands und
Gebiet "Wetterlagenklassen")
Derzeit haben wir es nach "Hess und Brezowsky" mit einer zyklonalen
Westlage (WZ) zu tun. Dabei ziehen in rascher Folge von Westen immer
wieder Tiefdruckgebiete mit ihren zugehörigen Frontensystemen auch
über Deutschland hinweg. Dass dies gerade im Herbst nicht nur mit
unbeständigem Wetter, sondern häufig auch mit stürmischem Wind
einhergeht, ist wohl bekannt und in großen Teilen Deutschlands
zurzeit auch spürbar. Diese Großwetterlage wird uns auch in den
nächsten Tagen erhalten bleiben und weiterhin für wechselhaftes
Wetter sorgen.
© Deutscher Wetterdienst
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