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09. November 2013 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Der Super Taifun "Haiyan" - Eine Nachbetrachtung!

"Haiyan" - ein Monstersturm auf der Jagd nach Rekorden, der aber gleichermaßen eine Spur der Verwüstung hinterlässt. In den folgenden Abschnitten wird der Weg von Taifun "Haiyan" von der Entstehung bis zum ersten "Landfall" etwas genauer beleuchtet.



Der Taifun "Haiyan" bildete sich am 03. November weit östlich der
südlichen Philippinen aus einem kleinen tropischen Tief.

Aufgrund der Reibung strömt bei einem rotierenden System (Tief) die
Luft ins Zentrum und wird dort gezwungen aufzusteigen. Dabei kühlt
sich die Luft wiederum ab, sodass ab einer bestimmten Höhe
Kondensation, also Wolkenbildung und schließlich Regen, einsetzt.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Luft stärker aufsteigen und
somit auch die Rotationsgeschwindigkeit des Tiefs bzw. Taifuns (ab
einer bestimmten Windgeschwindigkeit) erhöhen.

Durch sehr günstige Bedingungen konnte sich "Haiyan" sehr schnell
explosiv entwickeln. In seinem Entstehungsgebiet herrschten
großräumig Wasseroberflächentemperaturen von um 30 Grad. Diese
erwärmten die unteren Luftschichten und reicherten sie gleichzeitig
mit Feuchte an. Auch in tieferen Ozeanschichten war noch sehr warmes
Wasser zu finden. Die Temperaturdifferenz zwischen der
Wasseroberfläche und höheren Schichten (500 hPa, etwas 5500 km) lag
dabei um 35 Grad. Dies führte dazu, dass die leichtere warme Luft am
Boden stark aufstieg und somit eine erhebliche Menge Luft von außen
nachströmen musste. Beim Aufsteigen der Luft konnte die Feuchte
kondensieren. Dabei wurde durch den Phasenwechsel von gasförmig in
flüssig zusätzlich die sogenannte latente Energie freigesetzt. Dieser
Energieschub verstärkte wiederum das Aufsteigen und gleichzeitig auch
die Windgeschwindigkeit von "Haiyan".

Da der Taifun "Haiyan" auch noch eine hohe Zuggeschwindigkeit
aufwies, konnte er fortwährend von dem warmen Wasser profitieren.
Langsame Systeme kommen dagegen auch öfter in Bereiche von kälterem
Wasser, welches durch die starken Winde aus tieferen Schichten an die
Oberfläche gemischt wird. Weil nun auch noch die Winde mit der Höhe
nicht drehten, also keine vertikale Windscherung vorlag, konnte sich
der Taifun "Haiyan" richtig prächtig entwickeln und Fahrt aufnehmen.
Hohe Scherwinde lassen einen Wirbelsturm in Schieflage geraten,
zeitweise sogar umkippen, was dann das Ende bedeuten würde.

Satellitenbild und 24 h Niederschlagsmengen von 0 UTC (Samstag, 09.11.13)
Satellitenbild und 24 h Niederschlagsmengen von 0 UTC (Samstag, 09.11.13)


Durch die guten Voraussetzungen erreichte Taifun "Haiyan" die
höchsten Windgeschwindigkeiten, kurz bevor er auf die Philippinen
getroffen ist. Bei der Einordnung der Stärke muss bisher jedoch auf
Satellitenmessungen zurückgegriffen werden. Die Navy spricht dabei
von mittleren Winden zwischen 305 bis 315 km/h und Spitzenböen
teilweise bis zu 380 km/h. Bodengestützte Winddaten liegen nicht vor
oder sind meist nur wenig realitätsnah. Zusätzlich zum Wind sorgte
"Haiyan" auch für kräftige Niederschläge. An der Station Calapan
wurden innerhalb von 24 Stunden 224 l/qm registriert. Lokal können
sogar bis zu 250 l/qm in einem 24 h Zeitraum gefallen sein.

Damit ist der SuperTaifun "Haiyan" wahrscheinlich der stärkste
Wirbelsturm, der auf Land getroffen ist. Der stärkste Wirbelsturm
seit Aufzeichnungen war Super Taifun Nancy im Jahre 1961. Für Nancy
sind Mittelwinde von 215 mph (345 km/h) archiviert, was "Haiyan"
nochmals übertreffen würde. Jedoch traf Nancy nicht mit solcher Wucht
auf Land.

Im weiteren Verlauf wird sich Taifun "Haiyan", der am Freitagabend
auf Stufe 4 herabgestuft wurde, in nordwestliche Richtung nach
Vietnam weiter verlagern. Da er nun wieder auf dem Ozean ist und
somit von günstigen Bedingungen profitieren kann, ist nur von einer
langsamen Abschwächung auszugehen. Dies dokumentiert auch die
Prognose der Navy, die "Haiyan" noch mit Windgeschwindigkeiten um 180
km/h auf Vietnam treffen lässt.

Damit wäre der Taifun "Haiyan" beim Landfall in Vietnam mit Orkan
Christian im Norden von Deutschland zu vergleichen. Auf den
Philippinen herrschten jedoch über doppelt so hohe
Windgeschwindigkeiten wie im Fall von Christian.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: NASA/NOAA