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17. November 2013 | M.Sc. Met. Stefan Bach

Von Fronten, Isobaren und Radiergummikrümeln

Angesichts dieser Überschrift mag man sich fragen, was die meteorologischen Begriffe Fronten und Isobaren mit Radiergummikrümeln zu tun haben. Das soll im heutigen Thema des Tages aufgeklärt werden.

Der geneigte Wetterinteressierte hat vielleicht schon einmal eine vom
Deutschen Wetterdienst erstellte Bodenwetterkarte gesehen.
Bodenwetterkarten des DWD lassen sich unter
http://www.dwd.de/hobbymet abrufen, wenn man dort links unter
"Wetterkarten", im Folgenden bei "Analysekarten" auf [mehr] und links
auf "Bodenwetterkarte Europa" klickt.
Und hier kommt auch schon der Radiergummi ins Spiel, denn diese
werden von einem Meteorologen in einer gesonderten Schicht
(Synoptische Produktion) von Hand gezeichnet. Oft ist es nicht ganz
einfach, alle Linien gleich auf Anhieb richtig zu platzieren, da man
stets den meteorologischen Hintergrund, alle Stationsmeldungen und
die erwartete zukünftige Entwicklung beachten muss. Daher braucht man
in diesem Dienst von Zeit zu Zeit auch einen Radiergummi, der mal
mehr, mal weniger zum Einsatz kommt. In absehbarer Zukunft wird
dieses Werkzeug jedoch nicht mehr verwendet werden, da dann die
Analysekarten, wie schon jetzt die Vorhersagekarten, am Computer
erstellt werden sollen.

Doch was ist eigentlich eine Bodenwetterkarte?

Zunächst einmal erhält der Meteorologe eine Art Landkarte, in die die
Wettermeldungen ausgewählter Stationen eingetragen sind. Seine
Aufgabe ist es nun, die Wetterlage in einem geografischen Gebiet
(bspw. Nordatlantik, Westeuropa) zu einem bestimmten Zeitpunkt
(Nordatlantik alle sechs, Westeuropa alle drei Stunden) visuell
erfassbar zu machen.
Die erstellte Karte spiegelt anhand von sogenannten Isobaren (Linien
gleichen Luftdrucks) die Luftdruckverhältnisse wider. Dadurch lassen
sich Aussagen über Windrichtung und Windgeschwindigkeit machen. Die
Isobaren sind in den Wetterkarten in der Regel im Abstand von 5
Hektopascal (hPa) gezeichnet. Hierbei gilt: Je dichter die Isobaren
gedrängt sind, desto stärker weht der Wind. Gebiete, in denen relativ
zu ihrer Umgebung der höchste Druck herrscht, werden mit einem H für
"Hochdruckgebiet" gekennzeichnet. Analog dazu wird für Gebiete, die
gegenüber ihrer Umgebung einen niedrigen Druck aufweisen, ein T für
"Tiefdruckgebiet" eingetragen.

Damit man die Isobaren zeichnen kann, benötigt man Messwerte für den
Luftdruck, die in die Karte eingetragen sind. Neben dem Luftdruck
befinden sich dort aber noch weitere meteorologische, den Stationen
zugeordnete, Beobachtungswerte. Diese sind im sogenannten
Stationsmodell dargestellt. Darin enthalten sind Messgrößen, wie
unter anderem Temperatur, Taupunkt, Windrichtung und -geschwindkeit,
Luftdrucktendenz sowie der aktuelle Wetterzustand. Eine beispielhafte
Abbildung eines Stationsmodells mit den zugehörigen Erklärungen
finden Sie nebenstehend.

Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Diese Angaben ermöglichen es dem Kartenzeichner in Verbindung mit der
vorhergehenden Karte, Luftmassengrenzen (Fronten) darzustellen, an
denen sich neben einem Luftmassenwechsel auch weitere
charakteristische Änderungen meteorologischer Parameter vollziehen.
Mehr zum Thema "Fronten" gibt es an dieser Stelle voraussichtlich am
kommenden Dienstag zu lesen.
Da insbesondere über den Meeren aufgrund fehlender Stationsmeldungen
die Datenlage eher dünn ist, stehen dem Meteorologen noch weitere
Hilfsmittel zur Verfügung. Einerseits kann er anhand von
Satellitenbildern die Frontenlage abschätzen, andererseits kann aber
zusätzlich auf Modelldaten zurückgreifen, die den Zustand der
Atmosphäre zum Zeitpunkt vorhersagen. Eventuell helfen auch
Scatterometer-Daten, die vom Satelliten aus gemessen werden und
Auskunft über den Wind über dem offenen Meer geben. Wichtig ist es,
von allen zur Verfügung stehenden Daten eine Zusammenschau (Synoptik)
durchzuführen, um ein möglichst gutes Frontenkonzept aufzustellen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD