17. Dezember 2013 | Dipl.-Met. Marcus Beyer
Warum ruhige Hochdrucklagen so schwierig sind...
Auf der Rückfahrt mit dem Rad am gestrigen Abend war das Problem mal wieder eindrücklich am eigenen Leibe spürbar. Ohne Handschuhe bei trockenen Straßen ging es los. Nachdem die Fahrt am Main fortgesetzt wurde ging es dann aber schon los.
bedeckt. Mit jedem Kilometer weiter weg von der Stadt, wurde es immer
kälter, sodass dann auch die Handschuhe wieder zum Einsatz kamen.
Aber auch dann wechselten sich die Belagszustände ständig ab. Mal war
es trocken, dann wieder komplett bereift, bei der Fahrt durch ein
Waldstück dann einfach nur feucht.
Haben Sie das Problem erkannt? Genau ... auf einer verhältnismäßig
kurzen Strecke hat sich die Glättesituation immer wieder geändert.
Wie die Warnmeteorologen mit dieser Schwierigkeit umgehen und welche
Möglichkeiten der Prognose es gibt, darum geht es im heutigen Thema
des Tages.
Zunächst ein paar Parameter und Begriffe, die für uns Meteorologen
bei der Vorhersage von Reif relevant sind. Da ist zum einen die
Temperatur die an den Wetterstationen in einer Höhe von 2 m gemessen
und keiner weiteren Erläuterung bedarf.
Auf dem gleichen Höhenniveau wird auch der Taupunkt gemessen. Dieser
macht eine Aussage darüber, bei welchem Temperaturniveau Sättigung
herrscht (100 % relative Feuchte). Wenn Temperatur und Taupunkt
gleich sind, dann gibt es Nebel.
In den Nächten kühlt die Luft in Bodennähe am stärksten ab. Während
bei einem Spaziergang sich unser Kopf noch im positiven
Temperaturbereich bewegt, können unsere Füße schon im Frost
marschieren. Das ist auch der Grund, warum man beim Warten auf den
Bus so schnell Eisfüße bekommt. Um Informationen über die Temperatur
in Bodennähe zu bekommen, messen wir die Temperatur auch in einer
Höhe von 5 cm.
Zu guter Letzt ist es auch noch wichtig zu wissen, welche Temperatur
der Bodenbelag von Straßen und Wegen besitzt. Dafür gibt es
sogenannte Glättemeldeanlagen (GMA). Diese sind von den
Straßenmeistereien vorwiegend auf Autobahnen installiert worden.
Nun können wir also die Frage beantworten, wie Reif entsteht. Schaut
man in das Lexikon auf der Homepage des DWD, so liest man: "Reif ist
die Sammelbezeichnung für Eisablagerungen kristalliner Struktur,
welche durch Sublimation des Wasserdampfes aus der umgebenden Luft
entstehen". Das klingt im ersten Moment etwas kompliziert, ist es
aber gar nicht. Zunächst muss man schauen, ob sich Niederschlag am
Boden absetzen kann. Dafür betrachtet man den Unterschied zwischen
dem Taupunkt in 2 m Höhe und der Belagstemperatur. Sinkt die
Belagstemperatur unter den Taupunkt, dann kann man davon ausgehen,
dass am Boden Sättigung besteht und sich Niederschlag absetzt. Nun
muss man noch darauf achten, ob die Belagstemperaturen positiv oder
negativ sin. Die Folge ist bei positiven Temperaturen, dass sich Tau
bildet. Die Wiesen sind dann oft nass und die Straßen werden feucht.
Bei negativen Belagstemperaturen geht der Wasserdampf direkt in die
feste Phase über (Sublimation) und es bildet sich Reif.
Die Theorie ist also relativ simpel, die Belagstemperatur muss
negativ sein und zudem geringer als der Taupunkt. Wie aber schaut es
nun mit der Vorhersagbarkeit aus? Da kommen wir doch nochmal auf die
Fahrradfahrt zurück und die ständig wechselnden Bedingungen. So gibt
es in einem Vorhersagegebiet oder Landkreis nicht "Die Straße",
sondern erhebliche Unterschiede. Auf einer Brücke bildet sich eher
Reif, da unter ihr die Wärmzufuhr aus dem Boden fehlt und sie sich
daher stärker abkühlen kann. In einem Waldstück kühlt die Luft oft
nicht so stark ab, da die Bäume eine kräftige Ausstrahlung
verhindern. In der Nähe von Flüssen ist der Reifansatz häufig
deutlich stärker, da dort mehr Wasserdampf sublimieren kann. Auf viel
befahrenen Straßen ist Reif oft kein so großes Problem, da die
fahrenden Autos die Ausbildung einer signifikanten Reifschicht
verhindern. Und so weiter ...
Um die Reifbildung beurteilen zu können wäre eine Information über
die Belagstemperaturen für alle Straßenlagen notwendig. Wie oben
geschrieben stehen die GMA's aber vorwiegend an Autobahnen. Als
Hilfsmittel kann man nun noch die 5 cm Temperaturen heranziehen, aber
das kann auch nur bedingt eine Aussage über die Belagstemperaturen
geben.
Fazit: Es gibt Methoden die es möglich machen eine Aussage über die
Ausbildung von Reif zu machen. Damit kann man aber nicht auf die
ganzen Regionalitäten eingehen, die es zu berücksichtigen gilt und
die der Meteorologe zumindest etwas durch seine Erfahrung und dem
Wissen über die Vorgeschichte Herr werden kann. Die Warnung vor Reif
erscheint für jeden sichtbar im Internet, sobald man verbreitet mit
größeren Reifablagerungen rechnet. Sind diese hingegen nur
streckenweise und auf bestimmte Lagen beschränkt, so wird keine
Warnung erzeugt, wohl aber wird man durch die Warnlageberichte über
die Möglichkeit informiert.
© Deutscher Wetterdienst
Themenarchiv:
24.11. - Ist das noch normal?
23.11. - Nach dem Winter kommt der Frühling
22.11. - Wintereinbruch in Süddeutschland
21.11. - Kräftige Schneefälle, Frost und ein Warmlufteinschub.
19.11. - Niederschläge im November
18.11. - Einiges los beim Wetter
17.11. - Der Winter fällt aus!
16.11. - Herbstliche Heizung aus dem Boden
15.11. - Kommt es nächste Woche zu einem Wintereinbruch?
14.11. - Schlechte Zeit zum Sternegucken
13.11. - Die Dauerhochlage findet ein Ende
12.11. - Welchen Wetterbericht nutzen Piloten?
11.11. - Der Äquator
10.11. - Der weiße Regenbogen
09.11. - Himmlische Freudentränen zum Start der 5. Jahreszeit?
08.11. - Wetterumschwung in Sicht
07.11. - Frühdienst an der Flugwetterzentrale Frankfurt
06.11. - Über den Wolken…
04.11. - Das Herbsthoch bleibt mittelfristig der Chef in der mitteleuropäischen Wetterküche!
03.11. - Wie lange hält das Hochdruck-Bollwerk noch durch?
02.11. - Deutschlandwetter im Oktober 2024
01.11. - An Tagen mit ruhigem Wetter…
31.10. - Wetterextreme im (Klima-)Wandel - Attributionsforschung (Teil 3)
30.10. - Hagel – Schwer zu fassen
29.10. - Winter in Lauerstellung
28.10. - Hoch open end
27.10. - Wetterextreme im (Klima-)Wandel - Attributionsforschung (Teil 2)
26.10. - Herbstzwischenbilanz - Wann gibt es den ersten Frost?
25.10. - Wetterextreme im (Klima-)Wandel - Attributionsforschung (Teil 1)
24.10. - Herbstliches Hochdruckwetter: Sonne pur versus Dauergrau