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06. Januar 2014 | Dipl.-Met. Marcus Beyer

Eiseskälte auf der anderen Seite des Atlantiks

Kalt kann man das aktuelle Wetter in großen Teilen der USA gar nicht mehr nennen ... es ist bitterkalt. Die Temperaturen in der Nacht auf den heutigen Montag liegen verbreitet im negativen Bereich.

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Temperaturen um den Gefrierpunkt lassen sich sogar im Norden von
Mexiko finden. Der Kältepol befindet sich derzeit in den zentralen
und nördlichen Regionen der USA. Dort liegen die aktuellen
nächtlichen Werte im sehr strengen Frostbereich zwischen -15 und -35
Grad(!). Wie kann es zu dieser Eiseskälte überhaupt kommen? Darum
soll es im heutigen Thema des Tages gehen.

Bereits am Wochenende machten Bilder die Runde, die viel Schnee und
Kälte vor allem im Nordosten der USA zeigten. Der neuerliche
Kaltluftausbruch stößt nun aber nochmal deutlich weiter nach Süden
vor, sodass größere Teile der Vereinigten Staaten betroffen sind.

Wie so häufig ist die Verteilung von hohem und niedrigem Luftdruck
verantwortlich für die aktuelle Extremlage. So befindet sich derzeit
hoher Luftdruck über dem Westen der USA, der über Kanada hinweg bis
zum Nordpol reicht. Es handelt sich also um eine von Süd nach Nord
ausgerichtete Hochdruckbrücke. Dass diese überhaupt entstehen konnte,
ist einem kräftigen Tief bei den Aleuten (nordwestlich von Alaska)
geschuldet. Dieses schaufelt warme Luft weit nach Norden und stützt
damit die angesprochene Hochdruckbrücke.
Der zweite Mitspieler ist ein Tiefdruckgebiet über dem Osten der USA
und Ostkanada. Da Tiefs auf der Nordhalbkugel entgegen des
Uhrzeigersinns und Hochs mit dem Uhrzeigersinn umströmt werden, wird
schnell klar, dass zwischen der Hochdruckbrücke und dem Tief eine
nördliche Luftströmung herrscht. Da der hohe Luftdruck soweit nach
Norden reicht, kann damit direkt Polarluft angesaugt werden, die sich
über den nordamerikanischen Kontinent südwärts ergießt.

Dabei kommt noch eine Besonderheit zum Tragen und das sind die großen
Landmassen. Diese verhindern nämlich, dass sich die Luft auf ihrem
Weg nach Süden rasch erwärmt. In Europa ist die Situation häufig
anders. Dreht dort die Strömung auf Nord, legt die Polarluft einen
Teil der Strecke über Wasser zurück. Wasser hat aber eine viel
größere Wärmekapazität und kühlt sich im Winter im Gegensatz zum Land
nicht so schnell ab. Entsprechend wird die Luft dauerhaft von unten
erwärmt, als hätte man eine kleine Herdplatte. Die Folge ist, dass
Kaltluftausbrüche aus Norden in Europa häufig nicht so heftig
ausfallen.

Zusammengefasst lässt sich also festhalten: Zwischen hohem Druck über
dem Westen des nordamerikanischen Kontinents und tiefem Druck über
dem Osten, strömt direkt vom Nordpol sehr kalte Luft nach Süden, die
sich aufgrund der großen Landmassen auf ihrem Weg nur langsam
erwärmt. Dadurch ist solch ein massiver Kaltluftvorstoß über so
großen Gebieten überhaupt möglich.

Und was sind nun die Auswirkungen? Die Temperaturen wurden oben schon
angesprochen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch andere Probleme.
Zum Beispiel den Wind. Mit den großen Luftdruckunterschieden zwischen
Hoch und Tief kommt dieser teils recht kräftig daher. Jeder weiß,
dass sich die Luft mit Wind deutlich kälter anfühlt. Die daraus
resultierende Temperatur nennt man Windchill. In vielen Teilen der
betroffenen Gebiete hat der Nationale Wetterdienst der USA eine
Warnung heraus gegeben, dass die fühlbare Temperatur noch deutlich
unter der gemessenen liegt. Darüber hinaus bewegt sich ein
Niederschlagsgebiet von West nach Ost, wobei die Niederschläge
allmählich von Regen in Schnee übergehen. Besonders nach Norden sind
dabei heftige Schneefälle mit größeren Neuschneemengen zu erwarten,
die zu dem bereits gefallenen Schnee noch hinzu kommen. Entsprechend
laufen dort teils sogar Blizzard-Warnungen.

Und wie geht es weiter? Auch im weiteren Verlauf der Woche hat der
Kaltluftausbruch noch große Teile der USA fest im Griff. Dabei
verlagert sich der Schwerpunkt allmählich in die östlichen Staaten.
Auch Teile Floridas werden demnach noch in den zweifelhaften Genuss
von Luftfrost kommen. Eine deutliche Entspannung ist dann erst zum
Ende der Woche und am Wochenende zu erwarten, wenn sich die
Temperatur- und Luftdruckverteilung wieder auf ein normales Niveau
einpendelt.

Übrigens: Diese heftigen Kaltluftausbrüche über dem
nordamerikanischen Kontinent beeinflussen auch unser Wettergeschehen.
Die Kaltluftausbrüche verlagern sich ostwärts, sodass sich
nachfolgend die kalte Luft auch über den westlichen Atlantik ergießt.
Dadurch verstärken sich zum einen die Luftmassengegensätze über dem
Nordwestatlantik, zum anderen gibt es auch einen großen
Temperaturunterschied zwischen der Frostluft und dem warmen Atlantik.
Beides sind ideale Voraussetzungen für die Ausbildung von teils
kräftigen Tiefdruckgebieten (siehe derzeit Orkantief Christina). Auf
ihrer Vorderseite schaufeln diese sehr warme Luftmassen nach Norden
und damit auch in große Teile von Europa.

Mit dem Ende der Kaltluftvorstöße in den USA steigen also auch die
Chancen auf etwas Winterwetter in Deutschland.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD