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04. Februar 2014 | Dipl.-Met. Sabine Krüger

Großbritannien und Irland: Die unendliche Geschichte von Regen und Sturm

Tja, wer hierzulande mit dem diesjährigen Winter unzufrieden ist, der sollte einmal seinen Blick nach Irland und Großbritannien richten. Dort ist man es zwar gewöhnt, dass sich der Winter eher kühl und nass als kalt und trocken präsentiert, aber diesmal sollte es langsam genug sein mit Regen und Sturm.

Ständig entwickelt sich ein Tief der kräftigeren Sorte auf dem nahen Atlantik, das mit teils ergiebigen Regenfällen und Sturm- oder gar Orkanböen über die Britischen Inseln fegt. Auch am vergangenen Wochenende erreichten uns wieder Meldungen von Überschwemmungen und Sturm auf den Inseln. So wurden am vergangenen Samstag (01.02.2014) verbreitet Böen der Stärke 8 bis 9 (etwa 70 bis 80 km/h) gemessen. Vor allem an den Westküsten bzw. in exponierten, höheren Lagen des nordenglischen Berglandes traten auch zeitweise Orkanböen (Stärke 11 bis 12, 110 bis 140 km/h) auf. Hinzu kam, dass auf die verbreitet nassen Böden wieder recht ordentliche Regenmengen fielen. So wurden bis Samstagfrüh 24-stündige Niederschlagssummen von meist 10 bis 30 Litern pro Quadratmeter registriert. Durch die überdurchschnittlichen Regensummen in den vergangenen Wintermonaten sind die Böden nass und vollgesogen, so dass der Großteil des hinzukommenden Wassers oberflächlich abläuft und so rasch zu neuen Überschwemmungen führt.

Abweichung der Niederschlagsmengen im Januar im Vergleich zum langjährigen Mittel
Abweichung der Niederschlagsmengen im Januar im Vergleich zum langjährigen Mittel


Großbritannien und Irland liegen allgemein recht exponiert auf der
Zugbahn atlantischer Tiefdruckgebiete. Das Klima ist gemäßigt und
maritim. Das maritime Klima besagt einerseits, dass durch den
Einfluss der umgebenden Wassermassen die Temperaturextrema, also die
Spanne zwischen höchsten und tiefsten Temperaturen, gedämpft werden.
Zudem sind die Wassermassen durch den Einfluss des Nordatlantikstroms
als Fortsetzung des Golfstroms nach Norden, verhältnismäßig warm.
Andererseits stellen Atlantik und Nordsee ein ständiges
Feuchtereservoir dar, so dass die Niederschlagssumme in diesen
Regionen recht hoch ist. Das heißt, dass die Sommer in aller Regel
feucht und warm, die Winter nass und kühl sind.
Zum Vergleich hier ein paar Klimadaten (gerundet) von Irland,
Großbritannien und Deutschland, das auch in der gemäßigten Klimazone
liegt, insbesondere der Osten und Südosten aber schon kontinentaler
beeinflusst sind. Das zeigt sich zum einen in tieferen, mittleren
Tagestemperaturminima, zum anderen in einer geringeren
Jahresniederschlagssumme:

Mittlere Tagesmaxima:
Großbritannien 16 Grad
Irland 13 Grad
Deutschland 12 Grad

Mittlere Tagesminima:
Großbritannien 11 Grad
Irland 7 Grad
Deutschland 5 Grad

Mittlere Niederschlagssumme pro Jahr:
Großbritannien 1144 Liter pro Quadratmeter
Irland 1072 Liter pro Quadratmeter
Deutschland 755 Liter pro Quadratmeter

Und wie geht es nun in den kommenden Tagen auf den Britischen Inseln
weiter? Leider ist immer noch kein Aufatmen in Sicht...

Bereits heute Abend erreicht ein neues, recht kräftiges
Tiefdruckgebiet (Kerndruck von etwa 950 hPa zum 00 UTC-Termin in der
Nacht zum Mittwoch) die Südwestküste Irlands, das sich unter leichter
Abschwächung in Richtung Schottland verlagert. Dabei kommt es bereits
ab dem heutigen Dienstagnachmittag in Irland und dem Südwesten
Großbritanniens wahrscheinlich zu schweren Sturmböen bis hin zu
Orkanböen. Das Sturmfeld erfasst dann im Laufe der Nacht zum Mittwoch
den gesamten Bereich der Britischen Inseln, wobei nach wie vor an den
Südwestküsten mit Orkanböen gerechnet werden muss, sonst sind es
Sturmböen, teils auch schwere Sturmböen. Auch Regenfälle werden dabei
wieder erwartet, gebietsweise fallen bis Freitag früh 20 bis 30 Liter
pro Quadratmeter.

Zum Samstag zeigt sich auf den aktuellen Vorhersagekarte bereits ein
neues Tief über den Britischen Inseln, erneut mit einem Kerndruck um
950 hPa...

Auch wenn der Winter bei uns also nicht das ist, was viele von ihm
erhoffen, kommen wir derzeit im Vergleich zu unseren nordwestlichen
Nachbarn in punkto Wetterextreme doch eher glimpflich davon.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: MetOffice