09. Februar 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Rekordverdächtige Meereisbedeckung in der Antarktis!
Aktuell ist die Meereisbedeckung in der Antarktis auf einem deutlich überdurchschnittlichen Niveau. Nach Satellitenmessungen umfasste die Meereisbedeckung im Januar eine Fläche von 6,7 Millionen Quadratkilometer.
Dies entsprach bezüglich des vieljährigen Mittels zwischen 1981 und 2010 einer positiven Abweichung von 1,1 Millionen Quadratkilometer. Damit ist die Seeeisbedeckung auf der Südhalbkugel Ende Januar gegenüber dem Vorjahr nochmals angestiegen.
Die eisbedeckte Fläche des antarktischen Ozeans wächst alljährlich
von ihrem Minimum im Februar (Ende Sommer Südhalbkugel) auf ein
Vielfaches zum Maximum am Ende September (Ende Winter Südhalbkurgel)
an. Letztes Jahr erreichte die Meereisbedeckung im September
(18.09.2013) sogar eine Fläche von 19,65 Millionen Quadratkilometer,
was in etwa der 50-fachen Fläche Deutschlands entspricht (siehe
Graphik). Ein solches Maximum wurde seit dem Beginn der
regelmäßigen Satellitenbeobachtungen schon lange nicht mehr
festgestellt. Lediglich in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts
wurde eine ähnliche Eisausdehnung beobachtet.
Allerdings sind die Satellitenmessungen mit Unsicherheiten verknüpft.
Insbesondere das Abschätzen der Dicke des Meereises bürgt (noch) ein
gewisses Fehlerpotenzial. Für die Arktis scheinen die angewendeten
Methoden schon gut zu funktionieren. Jedoch gibt es zwischen Arktis
und Antarktis deutliche Unterschiede in der Schnee- und
Eisbeschaffenheit. Der Schnee ist in der Antarktis dicker,
inhomogener und schmilzt im Sommer nicht komplett ab. Nach Angaben
des AWI (Alfred-Wegener-Institut) wird im Gegensatz zur Arktis viel
Meereis an der Oberfläche gebildet.
Der aufgeführte Trend der Meereisbedeckung in der Antarktis steht
konträr zu einer fortschreitenden globalen Erwärmung. Jedoch muss man
zur Einordnung verschiedene meteorologische Parameter betrachten.
Gleichermaßen sind die Erkenntnisse für die Arktis nicht oder nur
bedingt auf die Antarktis zu projizieren.
Der größte Unterschied zwischen Arktis und Antarktis besteht darin,
dass die Antarktis ein Kontinent ist. Dagegen befinden sich die
Eismassen in der Arktis komplett im bzw. auf dem Wasser. Damit sind
sie stark von den Wasserströmungen und in hohem Maße von den
Wassertemperaturen abhängig. Durch höhere Wassertemperaturen betrug
die Dicke von großen Teilen des arktischen Meereises im Jahre 2007
nur noch einen Meter. Damit was es nach Angaben des AWI etwa 50%
dünner als im Jahr 2001.
Derartige Ergebnisse konnten in der Antarktis noch nicht beobachtet
werden. Aufgrund der starken saisonalen Schwankungen ist das
antarktische Meereis im Mittel dünner, salzhaltiger und mobiler als
das arktische Meereis. Im klimatologischen Kontext werden aber auch
im Bereich der Antarktis teils erhebliche Unterschiede der
Meereisbedeckung (Ab- und Zunahme) festgestellt, die wiederum eng mit
Veränderungen der Windzirkulation zusammenhängen. Ablandige Winde vom
antarktischen Kontinent führen in den betroffenen Gebieten zu einer
Meereiszunahme. Anderseits nimmt das Meereis z. B. um die Spitze der
Antarktischen Halbinsel herum ab, da dort die Winde das Eis stärker
auseinander treibt.
Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie auf den
Seiten des Deutschen Wetterdienstes, des AWI und des MPI
(Max-Plank-Institut) sowie des "National Snow & Ice Data Center".
http://nsidc.org/data/seaice_index/
http://www.awi.de/de/
http://www.mpimet.mpg.de/wissenschaft/ozean-im-erdsystem/arbeitsgrupp
en/meereis-im-erdsystem.html
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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