Facebook Twitter
21. Februar 2014 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Das Leben unter dem Eis

Im Moment herrscht zwar eher vorfrühlingshaftes Wetter, aber bevor sich der meteorologische Winter Ende Februar verabschiedet, wollen wir uns noch einmal an die kalten Tage im Januar erinnern.

Da herrschte in einigen Teilen Deutschlands mehrere Tage Dauerfrost. Dadurch haben nicht nur so manche Hände, sondern waren auch einige Seen gefroren- und für den ein oder anderen hieß das: Die Schlittschuhe aus dem Schrank holen und nichts wie raus! Doch auch unter der dicken Eisschicht tummelt sich das Leben: Fische und andere Seebewohner haben es sich in der Tiefe gemütlich gemacht.

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wieso die Fische im eisigen
Winter in den Seen überleben? Die Seen sind doch eigentlich
zugefroren... Ja, aber: Seen gefrieren von oben nach unten. Unterhalb
der Eisdecke befindet sich immer noch Wasser über 0 Grad, indem die
Fische schwimmen können. Der Grund hierfür liegt in der Anomalie des
Wassers, die vielleicht etwas genauer erklärt werden muss:

Normalerweise wird das Volumen einer Flüssigkeit kleiner, wenn die
Temperatur sinkt. Seine Dichte steigt entsprechend.
Wasser verhält sich jedoch anders: Bei einem Temperaturrückgang bis 4
Grad sinkt das Volumen (wie bei den meisten Flüssigkeiten), unterhalb
von 4 Grad dehnt sich Wasser allerdings wieder aus, seine Dichte
sinkt. Kühlt man es unter 0 Grad ab, gefriert das Wasser und die
Dichte sinkt weiter. Das bedeutet, dass Eis eine kleinere Dichte als
Wasser hat und somit leichter ist.
Das ist also auch der Grund, warum kleine Eiswürfel im Sommer in der
Limo schwimmen oder große Eisberge in den Meeren nicht untergehen.

Kühlt im Winter also die Wassertemperatur an der Oberfläche eines
Sees bis auf 4 Grad ab, steigt zunächst die Dichte des Wassers, es
wird schwerer und sinkt tief ab. Sinkt die Temperatur weiter, so
nimmt die Dichte ab und das kühlere Wasser liegt über dem 4 Grad
warmen Wasser und kann gefrieren.

Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Ein See friert also von oben nach unten zu und ganz unten kann man
bei entsprechender Seetiefe Wasser mit einer Temperatur von 4 Grad
finden (zur Veranschaulichung finden Sie nebenstehend eine
Grafik). Darin können Fische dann bis zum nächsten Frühling
überleben.
Apropos Frühling: Die frühlingshaften Temperaturen haben derzeit die
Eisdecken schmelzen lassen, sodass eine Schlittschuhtour außerhalb
der Eishalle unmöglich sein dürfte.

Aber die nächste Kältewelle kommt bestimmt (wenn nicht mehr in diesem
Winter, dann im nächsten). Und wenn Sie dann das nächste Mal als
passionierter Schlittschuhläufer das Eis betreten, denken Sie daran,
was für einen faszinierenden Lebensraum die Natur unter Ihren Füßen
hervorgebracht hat.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD