19. März 2014 | Dipl.-Met. Christian Herold
Wie "weit" fortgeschritten ist der Vegetationszustand?
Nach einem deutlich zu warmen Januar und Februar verlief die erste Märzhälfte mit einer Abweichung von +3,1 Grad vom langjährigen Märzmittel bisher ebenfalls deutlich zu warm.
Zum kalendarischen Frühlingsanfang am 20.März können im Südwesten fast sommerliche Werte von nahezu 25 Grad erreicht werden. Die für die Jahreszeit zu hohen Temperaturen haben natürlich auch Auswirkungen auf die Vegetationsentwicklung. Der Teilbereich der Meteorologie, der sich mit den jedes Jahr vom Wetter abhängigen wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungszuständen von Pflanzen beschäftigt, wird Phänologie genannt.
Das Wort Phänologie ist an das Altgriechische angelehnt und bedeutet
die Lehre der Erscheinungen in der Natur. Die Phänologie bedient sich
der Daten über die Eintrittstermine für charakteristische
Entwicklungsphasen von Pflanzen. Diese Entwicklungsphasen werden von
zahlreichen ehrenamtlichen Beobachtern erfasst und in einem
Phänologischen Kalender notiert. Dafür werden bestimmte
Zeigerpflanzen herangezogen. Zum Beispiel ist die Forsythienblüte
charakteristisch für den Erstfrühling. Nach dem Eintreten dieser
Entwicklungsphasen richten sich also dann die Phänologischen
Jahreszeiten. Während am 1. März der meteorologische Frühling
begonnen hat, befinden wir uns astronomisch gesehen noch im Winter,
der am 20. März mit der Tag-und Nachtgleiche endet. Phänologisch
gesehen begann der Vorfrühling dieses Jahr in größeren Gebieten schon
Anfang Februar oder sogar noch früher mit der Schneeglöckchen- und
Haselnussblüte. Normalerweise beginnt der Vorfrühling Ende
Februar/Anfang März.
Doch wie weit ist der Vegetationszustand in diesem Jahr seiner Zeit
voraus? Dafür soll im Weiteren die erste Forsythienblüte herangezogen
werden, die charakteristisch für den Beginn des auf den Vorfrühling
folgenden Erstfrühlings ist. Am 09.03. dieses Jahres war der
mittlere Beginn der Blüte. Sonst beginnt sie im langjährigen Mittel
(Messung seit 2001) erst am 25. März. Die Vegetationsentwicklung ist
also etwa 16 Tage dem normalen Stand voraus. Zum Vergleich: das
ungewöhnlich kalte Wetter von März bis zum Aprilanfang im vergangenen
Jahr sorgte dafür, dass der mittlere Beginn der Forsythienblüte in
Deutschland über einen Monat später am 14.04. erreicht wurde.
Auch wenn es seit Beginn diesen Jahres sehr mild war und der
Vegetationszustand für die Jahreszeit schon weit fortgeschritten ist,
wurden in diesem Jahr noch keine Rekorde erreicht. So war in den
Jahren 2002 und 2008 der derzeitige Vegetationszustand schon etwa 5
Tage früher.
Die vom Deutschen Wetterdienst gesammelten phänologischen Daten sind
nicht nur ein Indikator für die aktuelle Witterung, sondern spielen
auch in anderen Bereichen der Meteorologie wie zum Beispiel die
Klimatologie oder Pollenvorhersage eine Rolle. Weitere Daten erhalten
sie auf unserer Homepage unter http://www.dwd.de/phaenologie .
© Deutscher Wetterdienst
Bild: BettinaF / pixelio.de
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