07. April 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Der Golfstrom - Die Heizung Europas
1513 entdeckte der spanische Seefahrer Ponce de Leon vor der Küste Floridas eine starke oberflächennahe Strömung, die seinen Schiffen das Vorwärtskommen nach Westen erheblich erschwerte.
Als Golfstrom wird in der Öffentlichkeit das Strömungssystem des Ozeans genannt, das vom Golf von Mexiko bis an die Küste Norwegens reicht und dem Europa wegen des noch relativ warmen Wassers sein mildes Klima verdankt. Er ist entlang der Ostküste der USA nur etwa 100 km breit und seine Strömungsgeschwindigkeit liegt bei 6 km/h.
Östlich von Neufundland teilt sich der Golfstrom. Der nördliche Ast
bewegt sich in Richtung Nordmeer und reicht mit einer Randströmung
bis in die Nordsee. Der Golfstrom ist dabei in der Fachsprache auch
als Nordatlantikstrom bekannt. Der südliche Ast dieser Ozeanströmung
weist zu den Kanaren.
Auf seinem Weg nach Norden transportiert der Golfstrom erhebliche
Mengen an warmem Wasser aus subtropischen Breiten Richtung Europa. An
seinem Ursprungsort in der Karibik ist das Wasser bis zu 30 °C warm,
am Nordende des Golfstroms, vor Neufundland immerhin noch 20 °C. Dort
trifft er auf den kalten Labradorstrom und verliert dadurch an
Stärke. Die Wassertemperaturen sind jedoch vor Irland noch warm
genug, sodass dort im Küstenbereich Palmen gedeihen.
Angetrieben wird der Golfstrom als warme Oberflächenströmung
hauptsächlich durch den Wind. Durch den Nordostpassat vor Afrika wird
das Oberflächenwasser von der afrikanischen Küste weg nach Westen in
Richtung Karibik getrieben. Durch die Corioliskraft (Rechtsablenkung
von bewegten Gegenständen und Flüssigkeiten auf der Nordhalbkugel
durch die Erdrotation) wird das Wasser nordwestlich in den Golf von
Mexiko gepresst. Die dort aufgestauten Wassermassen suchen sich einen
Ausweg durch die enge Straße von Florida nach Norden, wo sie durch
die Westwinde der mittleren Breiten wieder nach Osten geführt werden.
Als ein weiterer Antriebsmechanismus gilt zudem die Anbindung an das
globale Förderband der Ozeanströmungen (Thermohaline Zirkulation).
Das Strömungssystem des Nordatlantiks ist allerdings nur ein Teil
eines globalen maritimen Systems, des globalen Förderbands, das in
einem System von Oberflächen- und Tiefenströmungen Wasser durch vier
Ozeane transportiert. Der Grund für dieses weltumspannende
Strömungssystem der Ozeane liegt in den Dichteunterschieden der
unterschiedlich beschaffenen Wassermassen. Auf seinem Weg durch
Tropen und Subtropen verdunstet durch die Sonneneinstrahlung sehr
viel Wasser, wodurch sich der Salzgehalt und die Dichte erhöhen. Als
Nordatlantikstrom (siehe oben) erwärmt das Wasser in höheren Breiten
die untere Atmosphäre und kühlt dadurch stark ab, was eine weitere
Dichteerhöhung mit sich bringt. Diese wird schließlich von der
Meereisbildung zusätzlich erhöht, was dazu führt, dass zwischen
Grönland, Norwegen und Island sowie in der Neufundland-See riesige
Wassermassen in die Tiefe sinken. An der Oberfläche muss entsprechend
Wasser nachfließen. Weitere Informationen können Sie auch der Graphik
entnehmen.
Derzeit herrschen im Golf von Mexiko Wassertemperaturen von 20 bis 28
Grad. In der Straße von Florida ist es mit 26 Grad auch noch sehr
warm. Auf dem Weg nach Norden und Osten sinkt die Wassertemperatur
jedoch deutlich ab. Vor Neufundland werden meist nur noch zwischen 4
und 12 Grad erreicht. Am Ausgang der Labradorsee liegt die
Wassertemperatur bei Werten um 2 Grad noch niedriger. Da fühlen sich
die 9 bis 13 Grad vor Irland und den Britischen Inseln schon eher
angenehm mild an (siehe auch die Graphik auf der rechten Seite der
Homepage unter "mehr").
© Deutscher Wetterdienst
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