07. Mai 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
El-Niño - "Das Christkind" kommt wohl wieder zu Besuch!
Wie im Thema des Tages vom 06. Mai 2014 beschrieben, wehen an den tropischen und teils auch subtropischen Westküsten der Kontinente die sogenannten Passatwinde häufig küstenparallel zum Äquator hin.
Entsprechend des beschriebenen "Ekman-Transportes" wird das
küstennahe relativ warme Oberflächenwasser westwärts von den Küsten
weg auf den Ozean getrieben. Da durch die Kontinente von Osten kein
Wasser nachströmen kann, quillt aus Massenerhaltungsgründen kaltes
nährstoffreiches Tiefenwasser auf und ersetzt somit das
abtransportierte warme Wasser an der Oberfläche.
Dies trifft im Normalfall auch auf die Westküste Südamerikas zu.
Während vor Peru und Kolumbien kaltes Tiefenwasser aufquillt, sammelt
sich an den Küsten Australiens und Indonesiens das warme
Oberflächenwasser an. Dieses wiederum erwärmt die unteren
Luftschichten. Die bodennahe, erwärmte Luft ist leicht und steigt
daher auf. Durch die Abkühlung mit der Höhe bilden sich Wolken sowie
schließlich auch starke und teils auch länger anhaltende Regenfälle.
Es entsteht ein lokales stationäres Tiefdruckgebiet. Gleichzeitig
bildet sich über dem kalten Wasser vor Südamerikas Westküste ein
Hochdruckgebiet mit absinkender Luft. Nachfolgend entsteht zwischen
Südamerika und Indonesien eine zum Äquator parallele Luftzirkulation
(siehe dazu auch die nebenstehende Graphik). Der englische Meteorologe Gilbert Walker
entdeckte diesen Luftaustausch in den 20er Jahren und benannte ihn
als "Walker Zirkulation". Die Schwankungen des Druckunterschieds
zwischen dem Hochdruckgebiet im südöstlichen Pazifik (als Messwert
wird der Luftdruck auf Tahiti genommen) und dem
asiatisch-australischen Tiefdrucksystem (Luftdruck auf Djakarta,
Indonesien) bezeichnete er als "Southern Oscillation".
Die Ausbildung bzw. Ausprägung der Walker-Zirkulation ist direkt an
die Subtropenhochs und somit an die Stärke der Passatwinde geknüpft.
Schwächt sich das pazifische Hochdruckgebiet ab, lassen auch die
Passatwinde nach oder flauen sogar fast völlig ab. Resultierend wird
auch weniger, warmes Oberflächenwasser von den Küsten Südamerikas
ostwärts Richtung Australien und Indonesien transportiert, sodass das
kalte Tiefenwasser kaum oder gar nicht aufquillt. Dadurch befindet
sich das wärmste Wasser nicht mehr über Südostasien, sondern weiter
östlich in Richtung der Westküste Südamerikas. Entsprechend verlagert
sich auch das Tiefdruckgebiet von Indonesien auf den Pazifik hinaus.
Zeitweise kann sich die Zirkulation sogar komplett umdrehen, sodass
dann über Südostasien hoher und im östlichen Pazifik tiefer Luftdruck
dominiert (siehe auch die Graphik). Die Erhöhung des Luftdrucks über
Südostasien und dem westlichen Pazifik sowie der Druckfall im
östlichen Pazifik (Westküste Südamerikas) kommen aus bisher
ungeklärten Gründen in Intervallen von etwa 3 bis 8 Jahren vor. Weil
diese Phase der "Southern Oscillation" meistens um Weihnachten
auftritt, wird sie auch als El-Niño (das Christkind, vgl.
http://www.dwd.de/lexikon, Stichwort: El-Niño) bezeichnet.
Als Folge kommt es über dem Pazifik und an den Westküsten Südamerikas
zu starken Niederschlägen, während es in Südostasien und Australien
trocken bleibt und Dürren auftreten. Die Wirkungen eines El-Niño
Ereignisses sind jedoch wesentlich weitreichender und nicht nur auf
die pazifische Region beschränkt. Als Fernfolge von El-Niño
überwiegen z.B. im Bereich des Amazonas, wo normalerweise typisch
tropisch-feuchte Verhältnisse herrschen, nun längere trockene Phasen.
Dagegen ist das "Christkind" in Südafrika durch eine
überdurchschnittlich warme und sehr trockene Witterung spürbar. Im
südlichen Teil von Nordamerika zieht die El-Niño Phase dagegen meist
ein feuchtes und kühles Wetter nach sich.
Das letzte El-Niño Ereignis liegt nun schon fünf Jahre zurück.
Seitdem wechseln sich der Normalfall und "La-Niña", die eine Phase
mit einer besonders stark ausgeprägten Walker-Zirkulation beschreibt
(vgl. http://www.dwd.de/lexikon, Stichwort: El-Niño), ab.
Doch nun braut sich wieder etwas zusammen: Die von der der "U.S.
National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)"
veröffentlichen Daten deuten in hoher Wahrscheinlichkeit auf ein
neuerliches El-Niño-Ereignis in der zweiten Hälfte diesen Jahres hin.
Im äquatorialen Pazifikraum steige die Meeresoberflächentemperatur
teils deutlich an. Zudem scheinen sich die Passatwinde im
betrachteten Gebiet etwas abzuschwächen. Dies wird von der NOAA als
Anzeichen für ein Nachlassen des Windschubs an der Meeresoberfläche
gewertet. Nachfolgend könnte dann das warme Wasser vom Westpazifik in
den Ostpazifik hinüberschwappen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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