16. Mai 2014 | Dipl.-Met. Christian Herold
Die wilde "Yvette" sorgt für Unwetter im südöstlichen Europa
Während bei uns in Deutschland noch kühles, aber doch relativ ruhiges Wetter vorherrscht, bringt ein für die Jahreszeit ungewöhnlich kräftiges Tief über Südosteuropa verbreitet schwere Unwetter. "Yvette" ist der Name dieses Tiefdruckgebietes, das für extremen Regen mit Überschwemmungen, Gewitter und Sturm sorgt.
"Yvette" entstand am Dienstag über der Adria, als hochreichende
Polarluft, die Mitteleuropa geflutet hatte, in den Mittelmeerraum
vordrang. Die polare Kaltluft traf dort auf feuchte subtropische
Luftmassen, was über der Adria zu einer kräftigen
Tiefdruckentwicklung führte. Am Mittwoch zog das Tief zum Balkan und
blieb dort nahe zu stationär liegen. Seine Energie bezog es weiterhin
aus dem Zustrom feucht-warmer Mittelmeerluft, die sich über die kalte
Polarluft schob. Die Folge waren vor allem extreme Regenfälle.
Besonders betroffen waren Serbien in der Region um Belgrad sowie der
Norden von Bosnien-Herzegowina, wo am Mittwoch und Donnerstag
verbreitet Regenmengen über 100 Liter pro Quadratmeter zusammenkamen.
Spitzenreiter war dabei die Region um Tuzla, wo innerhalb von 48
Stunden über 180 Liter pro Quadratmeter niedergingen. Normalerweise
fallen in dieser Region etwa 70 bis 80 Liter pro Quadratmeter im
gesamten Mai. Die Folge waren verbreitete Überschwemmungen, teils
Rekordhochwasser und Erdrutsche, sodass in den betroffenen Regionen
Katastrophenalarm ausgerufen wurde.
Im Laufe des Donnerstags griff der Niederschlag weiter nach
Nordwesten Richtung Österreich aus. Dort kam es zusätzlich durch den
Nordoststau an den Alpen ebenfalls zu intensiven Niederschlägen mit
teils über 100 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden, die
auch derzeit noch anhalten. Oberhalb von etwa 1300 m fallen diese als
Schnee. In Staulagen können dabei bis zum Wochenende 1 - 1,5 m
Neuschnee zusammen kommen. Auch in den Karpaten gab es mit bis zu
130 Litern pro Quadratmeter in 24 Stunden recht heftige Regen- und
Schneefälle.
Doch der Regen war nicht das einzige Problem. Zwischen Tief "Yvette"
und einer Hochdruckzone, die sich von der Nordsee über das Baltikum
bis Nordosteuropa erstreckt, hat sich ein starker Luftdruckgegensatz
aufgebaut. Dadurch kam es von Südpolen über Slowenien, Ungarn bis
nach Österreich verbreitet zu schweren Sturmböen mit
Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h in tiefen Lagen und zu Orkan
auf den Bergen.
Auch Gewitter richteten größere Schäden an. So bildeten sich auf der
Ostflanke des Tiefdruckgebietes besonders am Mittwoch in der
feuchtwarmen Luft schwere Gewitter über Bulgarien und Rumänien. Durch
Sturmböen wurden zahlreiche Bäume entwurzelt und Strommasten
beschädigt.
Tief "Yvette" setzt sich derzeit Richtung Deutschland in Bewegung.
Dabei schwächt es sich aber deutlich ab, sodass sich die Situation in
den Hochwassergebieten entspannt. Auch bei uns werden keine Unwetter
mehr erwartet. Dennoch wird das Wetter am Wochenende durch "Yvette"
in der Osthälfte getrübt. Von Mecklenburg-Vorpommern über Brandenburg
bis nach Südostbayern kommt es zeitweise zu teils schauerartig
verstärktem, im Nordosten auch zu gewittrigem Regen. Allerdings wird
allmählich wärmere Luft zu uns geführt.
Richtige Warmluft aus Süden setzt sich dann ab Beginn der neuen Woche
in Deutschland durch, denn ein neues Tief über dem nahen Atlantik
sorgt für eine Umstellung hin zu sommerlichem Wetter. Damit findet
die kühle Witterungsphase, die seit Ende April mit nur kurzen
Unterbrechungen bei uns anhielt, ihr Ende.
© Deutscher Wetterdienst
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