28. Mai 2014 | Dipl.-Met. Adrian Leyser
Ruhige Hurrikansaison 2014?
Der 1. Juni ist für das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der Vereinigten Staaten von Amerika ein besonderer Tag.
Denn dieser markiert den Start der Saison tropischer Wirbelstürme, die, wenn sie über dem Atlantik auftreten, auch als "Hurrikane" bezeichnet werden. Die Saison endet offiziell am 30. November.
Warum wurde gerade dieser Zeitabschnitt ausgewählt?
Tropische Wirbelstürme treten über dem Atlantik für gewöhnlich im
Zeitraum zwischen Anfang Juni und Ende November auf. Vor allem im
Spätsommer häufen sich die Wirbelstürme besonders. Der
Temperaturunterschied zwischen dem Oberflächenwasser und der Luft
darüber ist dann am größten. Dies resultiert aus der Tatsache, dass
die Lufttemperatur in Richtung Herbst bereits zurückgeht, während das
oberflächennahe Meereswasser sein Temperaturmaximum 4 bis 8 Wochen
später erreicht, weil das Wasser eine höhere Wärmekapazität (siehe
DWD-Wetterlexikon) aufweist als Luft. Wenn die Wassertemperaturen 27
Grad übersteigen und ein ausreichendes Temperaturgefälle zu großen
Höhen hin gegeben ist, können sich tropische Wirbelstürme bilden.
Zusätzlich notwendig ist dabei allerdings noch der Einfluss der
Erdrotation. Auf der Nordhalbkugel führt die Rotationsbewegung der
Erde zu einer Kraft, die sich bewegende Luftteilchen zu einem
Rechtsabdrehen zwingt. Nur so können sich die großräumigen Wirbel im
weiteren Verlauf und auf ihrer individuellen Zugbahn verlagern. Je
näher man dem Äquator kommt, desto geringer wird der Einfluss der
Erdrotation und desto unwahrscheinlicher auch das Entstehen von
Wirbelstürmen.
Allerdings muss an dieser Stelle betont werden, dass die Entstehung
von tropischen Wirbelstürmen von einer Vielzahl meteorologischer
Bedingungen und Prozesse in der Atmosphäre gesteuert wird. Die
Komplexität und Variabilität der Ausgangslagen zeigt sich auch in den
sehr unterschiedlich ablaufenden Hurrikansaisons. Obwohl die
Bedingungen zu Beginn verschiedener Saisons womöglich ähnlich
vielversprechend erscheinen, treten immer wieder große Differenzen in
den Häufigkeiten und Intensitäten der Wirbelstürme auf. So traten in
den Jahren 1982 und 2013 jeweils nur zwei Hurrikane auf, 2005 waren
es stolze 15. Zum Vergleich: Im Zeitraum von 1851 bis 2013 kam es im
Mittel zu sechs Hurrikanen pro Saison.
Das obige Diagramm zeigt die komplette Statistik. Neben der Anzahl der
Hurrikane ist dort noch von "Stürmen" und von "schweren Hurrikanen"
die Rede. Bei Windgeschwindigkeiten bis 118 km/h spricht man von
einem "tropischen Sturm". Überschreiten die Geschwindigkeiten diesen
Wert, dann wird der Sturm als "Hurrikan" eingestuft. Die weitere
Einteilung bei zunehmenden Windgeschwindigkeiten geschieht mithilfe
der "Saffir-Simpson-Skala" und fünf Kategorien. Erlangen Wirbelstürme
die Kategorien 3 bis 5, bezeichnet man sie als "schwere Hurrikane".
Insgesamt sieben erhielten 2005 die Einstufung in die Kategorie 3
oder höher, darunter auch der verheerende Hurrikan "Katrina", der
unter anderem New Orleans im Südosten der Vereinigten Staaten
heimsuchte und schwere Zerstörungen verursachte,
Was ist in diesem Jahr zu erwarten?
Forscher der Nationalen Ozean- und Atmosphärenverwaltung (NOAA) in
den USA versuchen mit komplizierten Wettermodellen schon im Vorfeld
Aussagen über den Verlauf der anstehenden Hurrikansaison zu treffen.
Zwar sieht man in der ersten Juniwoche ein recht hohes Potenzial für
eine erste ernst zu nehmende Sturmentwicklung in der westlichen
Karibik, jedoch deutet sich nach Angaben der Forscher eine ruhige
Saison mit vergleichsweise wenigen Wirbelstürmen an. Drei bis sechs
Hurrikane seien zu erwarten, nur ein bis zwei schwere. Die
Wahrscheinlichkeit, dass eine dem Mittelwert entsprechende Anzahl an
Hurrikanen erreicht wird, beziffern die Forscher mit gerade einmal 10
%. Dass die Wettermodelle auch danebenliegen können, zeigte das
vergangene Jahr. Mit zwei Hurrikanen war 2013 zusammen mit 1982 das
Jahr mit dem geringsten Hurrikanaufkommen, ohne dass dies im Frühjahr
erwartet worden war. Einer vollends ruhigen Saison entgegen wähnen
sollten sich die Bewohner gefährdeter Gebiete also wohl noch nicht.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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