29. Mai 2014 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Wenn das Wetter umschwenkt
Wer kennt es nicht? Kaum schwenkt das Wetter um, schon klagt man selbst oder jemand im näheren Umfeld über Kopfschmerzen oder ähnliche Beschwerden. Wetterfühligkeit ist das Stichwort. Doch was hat es damit eigentlich auf sich?
Unter Wetterfühligkeit versteht man im Allgemeinen die wetterbedingte
Veränderung des körperlichen und seelischen Allgemeinbefindens. Die
Beschäftigung mit ihr reicht weit zurück. Der griechische Arzt
Hippokrates (460-377 v. Chr.) beobachtete seinerzeit bereits eine
Anhäufung von Entzündungen und Allergien bei Zufuhr tropischer Luft,
wohin gegen das Einströmen von Polarluft Koliken und Krämpfe
förderte.
Werfen wir mal einen Blick in unseren Körper. Damit unsere Organe
optimal funktionieren können, sollte das Innere unseres Körpers
konstant eine Temperatur von 37 Grad aufweisen. Kommt es nun
beispielsweise zu einem Wetterumschwung, der mit einer
Temperaturänderung einhergeht, reagiert der Körper entsprechend auf
diese Änderung. Dies geschieht durch die Regulation des vegetativen
Nervensystems, was wiederum Auswirkungen auf den Hormonhaushalt hat.
Nun gibt es Menschen, die von dieser körpereigenen Anpassung
überhaupt nichts mitbekommen, aber auch andere, an denen das Ganze
nicht einfach so spurlos vorüber geht. Zu welcher Personengruppe man
gehört, ist von zwei Dingen abhängig: zum einen von der
Leistungsfähigkeit des Organismus (also von der Anpassungsfähigkeit
des Körpers) und zum anderen von der Intensität des Wettereinflusses
(je stärker die Wetteränderung, desto größer die Auswirkungen auf die
Gesundheit). Wetterfühlige Menschen besitzen ein sehr empfindliches
Nervensystem, dessen Reizschwelle bei Luftdruck- und/oder
Temperaturänderungen sehr schnell überschritten wird.
Diverse Studien zu diesem Thema ergaben, dass vor allem die mit der
Passage von Tiefdruckausläufern verbundenen Luftmassenwechsel bei
Wetterfühligen für Beschwerden sorgen. Dagegen ist im Bereich eines
Hochdruckzentrums die geringste negative Beeinflussung der
menschlichen Gesundheit zu finden, sofern gleichzeitig keine
thermische oder lufthygienische Belastung vorliegt (Bucher, 1993).
In einer Studie des Instituts und Poliklinik für Arbeits- und
Umweltmedizin, des Instituts für Medizinische Psychologie (beide LMU
München) sowie des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Jahre
2001 gaben von den 1064 Befragten 54,5 % an, dass das Wetter einen
Einfluss auf ihre Gesundheit habe (Höppe et al. 2002). Die häufigsten
Symptome waren dabei Kopfschmerzen und Migräne (61 %),
Abgeschlagenheit (47 %), Schlafstörungen (46 %) und Müdigkeit (42 %).
32 % der Wetterfühligen waren im Jahr vor der Befragung mindestens
einmal nicht in der Lage, ihrer normalen Tätigkeit nachzugehen.
Der Deutsche Wetterdienst erstellt täglich für die erste und zweite
Tageshälfte des aktuellen sowie der zwei Folgetage Gefahrenindizes
für die Wetterfühligkeit in Deutschland (dwd.de -> Wetter + Warnungen
-> Biowetter -> Wetterfühligkeit). Dabei wird die gesundheitliche
Bedeutung der aktuellen Wetterlage für Wetterfühlige graphisch
dargestellt und zwischen Herz-Kreislauf-Beschwerden, rheumatische
Beschwerden, asthmatische Erkrankungen sowie allgemeine
Befindensbeeinträchtigungen unterschieden. Auf dieser Seite finden
Sie zudem auf der linken Seite unter "Allgemein" nähere Informationen
zu diesem Thema sowie Verweise auf weiterführende Literatur.
© Deutscher Wetterdienst
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