30. Juni 2014 | Dipl.-Met. Christian Herold
Urlaub in den Alpen?
Ab dem kommenden Wochenende beginnen in einigen Bundesländern die Sommerferien. Viele denken darüber nach, ihren Urlaub mit Wandern in den Alpen zu verbringen. So ein Wanderurlaub ist allerdings auch stark vom Wetter abhängig.
Betrachtet man das derzeitige Wetter in den Alpen, so schreckt es die
Urlauber eher ab. Eine Kaltfront eines Tiefs mit Zentrum über dem
Baltikum überquerte die Alpen am gestrigen Sonntag nur sehr langsam.
So kam es fast im gesamten Alpenraum zu kräftigen Niederschlägen.
Besonders betroffen waren das Tessin, Graubünden, Südtirol und der
nördliche Alpenrand. Verbreitet fielen dort Niederschlagsmengen von
etwa 35 - 60 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden. Spitzenreiter war
die Station Magadino im südlichen Tessin, knapp nördlich des Lago
Maggiore mit 83 Litern pro Quadratmeter. Auf der Rückseite der
Kaltfront floss polare Meeresluft in den Alpenraum, sodass die
Niederschläge ab einer Höhe von 2000 m zunehmend als Schnee fielen,
wodurch dort höhere Neuschneemengen zusammen kamen. So meldete die
Station Alpinzentrum Rudolfshütte auf 2310 m eine Schneedecke von 40
cm. Auf der Zugspitze sind 25 cm Schnee gefallen. Solche
Wintereinbrüche bis in mittlere Lagen sind im Sommer in den Alpen
nichts Ungewöhnliches. Plant man einen Wanderurlaub, sollte man sich
auf solche Witterungsverhältnisse entsprechend einstellen.
Doch wie geht es mit dem Alpenwetter weiter? Nach einer kurzen
Wetterberuhigung am Dienstag bringt die Warmfront eines Tiefs mit
Zentrum über Südwesteuropa erneut kräftige gewittrige Niederschläge.
Dabei können nochmals 25 - 50 mm Niederschlag fallen. Besonders
betroffen sind nach derzeitigem Stand die Nord- und Zentralalpen.
Jedoch gelangt auch schwül warme subtropische Luft in den Alpenraum,
wobei gegen Ende der Woche mit einer deutlichen Erwärmung zu rechnen
ist und der Schnee wieder schmelzen wird, und die Wege in den
Hochlagen wieder begehbar sein werden.
Auf Ende der Woche ist zwar mit einer Wetterbesserung bei teils
hochsommerlichen Temperaturen in den Tälern zu rechnen, allerdings
bilden sich am Nachmittag in der schwülwarmen Luftmasse häufig
kräftige Schauer und Gewitter, die besonders bei hochalpinen Touren
eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen. Ein grober Trend
deutet an, dass es auch danach voraussichtlich wechselhaft weiter
gehen könnte.
Die beste Zeit für Wanderungen in den Alpen sind nicht unbedingt die
Sommermonate mit ihren zahlreichen Gewittern, sondern eher der 1.
Herbstmonat September. Dann nimmt die Gewitterneigung deutlich ab und
häufig stellt sich dann im sogenannten Altweibersommer eine stabilere
Hochdrucklage mit meist störungsfreiem Wanderwetter ein. Jedoch nimmt
die Gefahr von Wintereinbrüchen bis in tiefe Lagen bei weiterem
Fortschreiten der Jahreszeit dann wieder zu.
Auch bezüglich der Lokalität gibt es deutliche Unterschiede beim
Wetter. So fällt am Alpennordrand in der Regel erheblich mehr
Niederschlag und es ist kälter als südlich des Alpenhauptkammes. Der
Alpenhauptkamm fungiert dabei meist als Wetterscheide. Fährt man bei
Regen und kühlen Temperaturen über den Brenner, findet man in Meran
häufiger auch Sonnenschein bei sommerlichen Temperaturen vor.
Am besten kommt man, was die Regenhäufigkeit betrifft, in
sogenannten inneralpinen Trockentälern weg. Das sind tiefe Täler, die
von hohen Bergen umgeben sind und in deren Regenschatten liegen. Als
Beispiele wären hier zu nennen: Der Vinschgau, das Oberinntal, das
Veltin, das Wallis und das Susa-Tal.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: foto-webcam.eu
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