03. August 2014 | M.Sc. Met. Stefan Bach
Der Juli im Norden Europas
Nicht nur hierzulande fiel der Juli 2014 zu warm aus, sondern auch im Norden Europas.
In Norwegen lag die Monatsmitteltemperatur 4,3 °C über dem
vieljährigen Durchschnitt von 10,2 °C. Somit übertraf der vergangene
Monat den alten Julirekord aus den Jahren 1925, 1937 und 1941 und
geht als wärmster Juli seit 1900 in die Geschichte ein. Am wärmsten
war es in der Region rund um Trondheim mit einer positiven Abweichung
von 5,9 °C. Hingegen fiel der Juli im äußersten Norden "nur"
durchschnittlich bis leicht zu warm aus.
Das höchste Maximum wurde mit 34,5 °C in Flå gemessen, der
Allzeit-Rekord in einem norwegischen Sommer (35,6 °C am 20. Juli 1970
im nahegelegenen Nesbyen) wurde damit jedoch nicht eingestellt.
Dennoch sorgte die sommerliche Wetterlage dafür, dass an 84 von 350
Stationen neue Rekorde bezüglich der Höchsttemperatur aufgestellt
wurden. Die Nächte - die um diese Jahreszeit ja im hohen Norden kaum
als solche bezeichnet werden können - eigneten sich mancherorts nur
wenig zum Durchlüften. An insgesamt 33 Messstationen wurden 64
Tropennächte registriert, an der Spitze liegen dabei Ost- und
Südnorwegen.
Über das ganze Land gemittelt wurden nur 70 % der üblichen
Niederschlagsmenge von 89 mm beobachtet. Am trockensten war es dabei
in Mittel- und weiten Teilen Nordnorwegens. Gebietsweise fielen in
Ostnorwegen jedoch auch über 175 % der mittleren Julimenge.
Good news - the heat wave is finally over. You can all get out of the water: http://t.co/R3b3W7VQE7 pic.twitter.com/YTzoM7rmlr
— The Local/Oliver (@TheLocalSweden) 30. Juli 2014
In Schweden fiel der vergangene Monat vor allem in den Gebieten
unmittelbar an der Grenze zu Norwegen teils über 6 °C zu warm aus.
Damit wurde sogar der bestehende Julirekord aus dem Jahr 2003
geschlagen. Das höchste Maximum wurde am 26. Juli mit 33,9 °C in
Hökmarksberget registriert. Für schwedische Verhältnisse nicht weit
davon entfernt, schwitzte man am 23. Juli in am Bottnischen Meerbusen
gelegenen Umeå bei 32,2 °C im Schatten. Das war die höchste
Temperatur, die dort seit 1882 gemessen wurde.
Zwar ist eine verallgemeinernde Aussage bei sommerlichen
Niederschlägen nicht immer ganz einfach, aber grob lässt sich sagen,
dass in den meisten Regionen Schwedens ein Niederschlagsdefizit
gegenüber dem Julimittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 besteht.
In Teilen des Landes fielen nur 25 bis 50 % der üblichen
Niederschläge, so im weiteren Umfeld um Stockholm. Jedoch sei dabei
auch auf den heftigen Wolkenbruch über Stockholm verwiesen, der dort
am 27. Juli niederging und in den schwedischen Medien von sich hören
machte. Im Niederschlagsmesser sind zwar nur 29 mm gelandet, es ist
aber davon auszugehen, dass punktuell wesentlich mehr gefallen ist.
Nordöstlich von Stockholm wurde Hagel mit Korngrößen von 3 bis 4 cm
beobachtet. Die größte gemessene Niederschlagsmenge lag bei 76 mm
innerhalb eines Tages in Emmaboda am 29. Juli. In etwa ausgeglichen
war die Niederschlagsbilanz im äußersten Norden und Südosten des
Königreiches.
Auch in Dänemark zeigte sich der Juli 2014 überdurchschnittlich warm.
Mit einer landesweit gemittelten Temperatur von 19,5 °C teilt er sich
gemeinsam mit dem Juli 1994 den zweiten Platz in der Rangliste der
wärmsten Julimonate. Das sind 3,9 °C über dem vieljährigen Mittel der
Referenzperiode 1961-1990. Wärmer war es nur im Jahr 2006 mit 19,8
°C. Ein Rekord wurde jedoch gebrochen: Der Juli 1994 bzw. 2006 konnte
mit 14,9 Sommertagen aufwarten. In diesem Jahr waren es sogar 15,5.
Normal sind 2,6! Für diese überregional hohen Temperaturen waren zwei
Wärmewellen verantwortlich. Die erste dauerte vom 4. bis zum 11. Juli
an, die zweite ganze 14 Tage vom 17. bis 30. Juli. Das höchste
Maximum wurde mit 30,9 °C am 9. Juli in Aalborg gemessen. Den ganzen
Monat über gesehen war es rund um Kopenhagen mit durchschnittlich
20,1 °C am wärmsten.
Was den Niederschlag angeht, bestehen regional sehr große
Unterschiede. Durchschnittlich lag die gefallene Menge mit 54 mm 18 %
unter dem vieljährigen Mittel. Jedoch gab es am 5. Juli gerade im
zentralen Bereich Jütlands größere Regenmengen, wobei einige
Stationen über 60 mm Niederschlag meldeten. Bei einem Wolkenbruch
bekam Aarhus 75 mm ab, normalerweise fallen im ganzen Monat 77 mm.
Neben viel Wärme gab es auch viel Sonnenschein. Dieser lag nämlich
mit 277 Stunden 41 % über dem Normalwert und landet somit auf dem
siebten Platz der bis 1920 zurückreichenden Reihe. Mit Abstand am
sonnenscheinreichsten war es auf der Insel Bornholm (330 Stunden),
hingegen waren es im zentralen Teil Jütlands nur 264 Stunden.
In Finnland erwies sich der vergangene Monat - wen wundert es -
ebenso als außergewöhnlich warm. Die Durchschnittstemperatur lag im
Süden und in der Mitte bei nahe 20 °C, in Lappland bei etwa 15 °C. In
letzterem Gebiet war die positive Abweichung mit mehr als 4 °C jedoch
am größten, während sie im Süden und Osten mit etwa 2 °C am
geringsten war. Die höchste Temperatur wurde mit 32,5 °C am 26. Juli
in Kouvola gemessen. Durchschnittlich gibt es in einem finnischen
Juli 16 warme Tage, in vergangenen Monat waren es 26.
Bei den Niederschlägen gab es vor allem bedingt durch konvektive
Ereignisse wiederum sehr große Unterschiede. Allgemein war es zu
trocken, besonders im Südwesten und Nordlappland, wo es meist weniger
als 30 mm Niederschlag über den ganzen Monat gab. Lediglich in Teilen
Ostfinnlands gab es mehr Niederschlag als üblich. In Oulu fielen am
18. Juli innerhalb einer Stunde 59,2 mm.
Auf Island zeigte sich der Juli zwar ebenfalls zu warm, aber auch zu
nass und sonnenscheinarm. In Reykjavík fiel mit 89,3 mm so viel
Niederschlag wie seit 30 Jahren nicht mehr in einem Juli. Dieser Wert
lag etwa 70 % über dem vieljährigen Mittel. In Stórhöfða auf den
Westmännerinseln wurden 181,6 mm gemessen, was dem doppelten
Normalwert entspricht.
Mit 116,4 Sonnenstunden lag Reykjavík etwa 55 Stunden unterhalb des
Durchschnittes.
In Húsavík stieg die Temperatur am 23. Juli auf 23,3 °C. Am
Monatsende gab es in Gagnheiði sogar Frost. Dort wurden -1,1 °C
gemessen.
Quellen: (teils vorläufige) Monatsberichte der jeweiligen nationalen
Wetterdienste
© Deutscher Wetterdienst
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