06. August 2014 | Dipl.-Met. Christian Herold
Wie lange hält das warme und gewittrige Wetter noch an?
Die Temperatur lag im Juli 2,3 Grad über dem langjährigen Mittel. Der Juli war somit besonders im Osten teilweise deutlich zu warm. Mit etwa 164 % des normalen Niederschlags gehörte er zu den 10 niederschlagsreichsten Julimonaten seit Aufzeichnungsbeginn.
Ursache dafür war eine lang anhaltende und stabile Wetterlage, bei der ein kräftiges Hoch über Skandinavien lag. Gleichzeitig befand sich ein Tiefdruckgebiet über West- und Mitteleuropa. In der Meteorologie spricht man auch von einer "High-over-Low-Wetterlage" (zu Deutsch Hoch-über-Tief-Lage). Zwischen diesen beiden Druckgebilden gelangte mit einer meist südöstlichen Strömung warme bis heiße und sehr feuchte Luft nach Deutschland, die ihren Ursprung im Mittelmeer hatte und über den Balkan, Tschechien und Polen nach Deutschland geführt wurde. Der äußerste Norden wurde hingegen von dem Hoch beeinflusst, so dass dort deutlich freundlicheres Wetter vorherrschte. In der fast schon tropisch anmutenden Luftmasse bildeten sich unter dem Tiefdruckeinfluss hingegen ständig kräftige Schauer und Gewitter, die durch ihre meist langsame Zuggeschwindigkeit für Starkregen mit teilweise extremen Mengen sorgten, wodurch es zu lokalen Überflutungen kam. Diese Wetterlage hält im Wesentlichen seit Anfang Juli bis jetzt an und bestätigt erneut die Siebenschläfer-Regel. Nun stellt sich die Frage, ob es bis Mitte August tatsächlich mit diesem Wetter noch so weiter geht?
Das aktuelle warme und wechselhafte Sommerwetter wird auf jeden Fall
bis zum Wochenende anhalten. Lediglich die Gewitteraktivität nimmt
heute und auch in den nächsten Tagen durch sich wiederholt
einstellenden schwachen Hochdruckeinfluss vorübergehend ab.
Jedoch deutet sich für das Wochenende eine Umstellung an. Dann
überquert uns eine Kaltfront, die sehr wahrscheinlich wieder kräftige
Gewitter bringt. Vorher wird es aber besonders im Süden und Osten
nochmal richtig heiß. Dort wird am Wochenende vielerorts erneut die
30-Grad-Marke geknackt. Hinter der Kaltfront wird dann deutlich
kühlere Atlantikluft herangeführt. Die weitere Entwicklung ist dann
zwar noch recht unsicher, dennoch ist eine komplette Umstellung der
Wetterlage wahrscheinlich. So deuten die meisten Wettermodelle ab dem
Wochenbeginn eine sogenannte Westwetterlage an.
Bei einer Westwetterlage wandern Tiefdruckgebiete, die sich häufig
südlich von Grönland bilden, in rascher Abfolge meist zwischen dem
50. und 60. Breitengrad vom Nordatlantik über die Nordsee nach
Skandinavien und anschließend nach Ost- oder Nordosteuropa. Dabei
überqueren ihre Ausläufer Mitteleuropa und sorgen dann besonders im
Norden Deutschlands für recht unbeständiges Wetter. Im Süden gibt es
dagegen häufiger auch Sonnenschein. Zudem ist besonders im Norden
mit viel Wind zu rechnen. Die Temperaturen liegen dann mit etwa 19
bis 24 Grad in einem für die Jahreszeit leicht zu kühlen Bereich.
Eine Westwetterlage ist für August eher ungewöhnlich. Sie tritt
häufiger im Spätherbst und im Winter auf. Wie lange diese Wetterlage
dann anhalten würde, lässt sich derzeit noch nicht sagen. In den
vergangen Jahren blieben jedoch reine Westwetterlage im Sommer selten
längere Zeit stabil.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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