Facebook Twitter
Drucken
11. September 2014 |

Die pazifische Hurrikansaison 2014: Ein kleiner Überblick

Die alljährlich wiederkehrende Hurrikansaison ist in vollem Gange und wird voraussichtlich noch bis Ende November andauern. Tropische Wirbelstürme haben je nach Region eine spezifische Bezeichnung.

So nennt man diese im Westatlantik und Ostpazifik Hurrikane, dagegen werden sie im Westpazifik Taifune genannt. Während die Saison über dem Atlantik bisher eher ruhiger verläuft (erst 5 Stürme verzeichnet), ist sie über dem östlichen Pazifik deutlich stärker. Bisher wurden 16 tropische Stürme registriert, davon wurden 7 als tropische Wirbelstürme der Kategorie 3 oder höher eingestuft (nach der Saffir-Simpson-Skala, http://www.dwd.de/lexikon/).


Ende Mai begann die Saison im Ostpazifik gleich mit einem
rekordverdächtigen tropischen Wirbelsturm. Mit AMANDA (Kat. 4) wurde
für den Monat Mai der stärkste je für diese Region registrierte
Hurrikan erfasst. Er traf dabei Teile von Südmexiko, besonders die
Regionen Guerrero und Colima. Mit Hurrikan CRISTINA folgte Anfang
Juni der nächste tropische Wirbelsturm der Kategorie 4, welcher aber
nur geringe Schäden, ebenfalls an der Südküste Mexikos anrichtete.
Bis Ende Juli schloss sich eine ruhigere Phase an, in denen "nur"
tropische Stürme auftraten, von denen keiner zu einem Hurrikan
heranreifte. Mit den tropischen Wirbelstürmen GENEVIEVE (Kat. 4),
HERNAN (Kat. 1) und ISELLE (Kat. 4) wurde die "Ruhephase" doch recht
bald wieder beendet. Alle drei Stürme tobten Ende Juli gleichzeitig
über der östlichen Pazifikregion.


Als ISELLE u.a. über die Inselgruppe Hawaii hinweg zog, richtete er
Schäden von schätzungsweise 50 Mio. US-Dollar an und wurde somit zum
bisher "teuersten" Hurrikan in dieser Saison. Ende August erreichte
Hurrikan MARIE sogar Kategorie 5 und wurde zum sechst stärksten
Hurrikan im Ostpazifik seit Beginn der Aufzeichnung (1851)
eingestuft. Er streifte Teile von Südwestmexiko und Südkalifornien,
hinterließ aber vergleichsweise geringe Schäden bevor er nach
Nordwesten abdrehte.

Mit Hurrikan NORBERT war bis Anfang der Woche ein weiterer tropischer
Wirbelsturm in der Region unterwegs. Anfang September entstand der
Sturm südwestlich von Mittelamerika und verstärkte sich auf seiner
nordwestlichen Zugbahn. Am 6. September wurde er kurzzeitig auf
Kategorie 3 heraufgestuft und streifte Teile der mexikanischen
Pazifikküste mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h und
örtlichen Regenmengen von 150 Litern/m² in wenigen Stunden. Zuletzt
hat sich NORBERT über kühlerem Meerwasser abgeschwächt und traf in
der Nacht zum Mittwoch, herabgestuft als tropische Depression (auch
tropisches Tiefdruckgebiet genannt), den nördlichen Teil der
Halbinsel Baja California.

Nun stellt sich die Frage, warum ein Großteil der weltweit
auftretenden Wirbelstürme vor allem im Atlantik und im östlichen
Pazifik anzutreffen sind?

Der Grund dafür liegt in den meteorologischen Gegebenheiten der oben
genannten Gebiete, die für die Entstehung von Wirbelstürmen
essentiell sind. Diese wären zum einen die warme
Oberflächentemperatur des Meeres von mindestens 27 Grad. Zum anderen
muss die Luft, die sich über dem Meer befindet, eine rasche
Temperaturabnahme mit der Höhe aufweisen. Ist dies der Fall, kann
Konvektion, also das Aufsteigen von Luftmassen, erfolgen.

Die Corioliskraft ist durch die roten Pfeile gekennzeichnet
Die Corioliskraft ist durch die roten Pfeile gekennzeichnet


Steigt nun Wasserdampf auf, kühlt dieser sich stark ab, wodurch sich
Gewitterwolken mit einer großen vertikalen Ausdehnung bilden können.
Aufgrund der rotationsbedingten Trägheit der Erde (Corioliskraft)
kommt es zur Ablenkung der sich bewegenden Luftpartikel. Als Folge
beginnen die genannten Systeme zu rotieren, es können tropische
Depressionen oder Wirbelstürme entstehen. Letztere weisen einen
windstillen und wolkenarmen Bereich auf, der als "Auge" des
Wirbelsturms bezeichnet wird. Zieht ein solcher Sturm über
Landregionen hinweg, schwächt er sich mit der Zeit ab, da der
Nachschub von Energie aus dem warmen Wasser fehlt und seine
Rotationsgeschwindigkeit durch die Reibung am Erdboden verlangsamt
wird.

Falls man sich jetzt wundert, warum die äquatorialen Gebiete mit
ausreichend warmem Wasser nicht zur "Heimat" der Wirbelstürme zählen,
ist dies ebenfalls mit der Corioliskraft zu begründen, welche am
Äquator nicht vorhanden ist, sondern erst in Richtung beider Pole in
Erscheinung tritt und stetig zunimmt.


Birte Klug und Pascal Bubel,
Institut für Physik der Atmosphäre
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale

Offenbach, den 11.09.2014
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst



© Deutscher Wetterdienst