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07. Oktober 2014 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Laubverfärbung und Blattfall

Der Herbst ist bei uns eingezogen und das Wetter zeigt sich am heutigen Dienstag in vielen Teilen Deutschlands von seiner typisch herbstlichen Seite mit Regen und Wind.

Entsprechend der Jahreszeit reagiert auch die Natur mit herbstlichen Erscheinungen, sodass z. B. einige Bäume neben grünen Blättern schon gelbe, braune oder rote Blätter haben. Wann aber beginnen sich die Blätter der Bäume üblicherweise zu verfärben und von den Ästen zu fallen?


Blattverfärbungen werden im Herbst ausgelöst, wenn der Sonnenstand
immer niedriger und die Tageslänge immer kürzer werden und vor allem
die nächtlichen Temperaturen in den einstelligen Bereich sinken.
Dabei sollte es mehrere sehr kühle Nächte hintereinander geben. Ist
es soweit, wird das in den grünen Blättern vorherrschende Chlorophyll
schneller abgebaut, d. h. der Baum zerlegt das Chlorophyll in seine
Bausteine und holt es in die dicken Äste und den Stamm zurück. Dort
werden sie bis zum nächsten Frühjahr eingelagert und dann
wiederverwertet. Blattverfärbungen stellen sich also nicht nur
aufgrund der kürzeren Tage ein, sondern auch im Zusammenhang mit der
aktuellen Witterung.

In der Phänologie, die sich mit Einfluss der Witterung auf die
jahreszeitlichen Entwicklungsphasen der Pflanzen befasst, wird der
sogenannte Vollherbst durch den Beginn des Fruchtfalls der
Stiel-Eiche und der Rosskastanie markiert. In den Jahren 1981-2010
fiel diese Phase in Deutschland in die Zeit um den 19. September. Die
Tage zum Ende des Vollherbstes hin werden mit dem Beginn der
Blattverfärbung von Obstgehölzen und wildwachsenden Bäumen in
Zusammenhang gesetzt.

Farbspektrum des kanadischen Zuckerahorns
Farbspektrum des kanadischen Zuckerahorns


Der dem Vollherbst folgende Spätherbst beginnt statistisch gesehen am
16. Oktober (Bezugszeitraum ebenfalls 1981-2010). Leitphase ist die
Blattverfärbung der Stiel-Eiche. Definiert man nun 2 Hälften des
Vollherbstes, so liegt etwa der 2. Oktober in der Mitte. Dieser
Termin markiert mehr oder weniger das Datum, an dem die
Blattverfärbung in Deutschland beginnt. Wie man auch dieses Jahr
sehen konnte, gab es natürlich schon vorher Blätter, die sich
verfärbt hatten.

Der früheste Vollherbstbeginn seit 1951 wurde am 10. September 2007
beobachtet, wobei damals etwa am 24. September die Blattverfärbung
einsetzte. Den spätesten Vollherbstbeginn gab es am 28. September
(1962, 1991), wobei in diesen beiden Jahren hochgerechnet um den 11.
Oktober die Blattverfärbung begann. Interessanterweise zeigt der
lineare Trend des mittleren Eintrittsdatums des Vollherbstes seit
1951, dass dieser immer früher im Jahr liegt.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Blattverfärbung im
Allgemeinen zwischen dem 24. September und dem 11. Oktober beginnt.
Bezogen auf das laufende Jahr 2014 kann man nach dem aktuellen
Meldestand für die Fruchtreife der Rosskastanie vom 13. September als
Beginn des Vollherbstes ausgehen. Damit setzte die Blattverfärbung
ungefähr am 27. September ein und somit etwa 5 Tage früher als im
Mittel. Ursache des frühen Termins könnten einige sehr kalte Nächte
um den 24. September herum gewesen sein.

Phänologisch betrachtet wird der Spätherbst nicht nur von der
Blattverfärbung der Stiel-Eiche markiert, sondern auch vom Laubfall
vieler wild wachsender Bäume (z. B. der Eberesche). Als Mittelwert
von 1981 bis 2010 hat sich, wie bereits oben geschrieben, der 16.
Oktober herausgestellt. Damit dauert es etwa 2 Wochen, bis nach der
Blattverfärbung der Laubfall beginnt. Besonders früh, bereits am 9.
Oktober, begann dieser 2002. Späte Jahre waren 1991 und 2006, in
denen der Laubfall erst am 20. Oktober einsetzte. Der lineare Trend
des mittleren Eintrittsdatums des Spätherbstes zeigt, dass dieser -
entgegen des Trends beim Vollherbst - immer später im Jahr liegt.

Nach aktuellem Meldestand ist etwa für den 13. Oktober der Beginn des
Spätherbstes zu erwarten, also 3 Tage früher als üblich. Schon in
wenigen Tagen werden die Bäume damit voraussichtlich in der Mehrheit
ihre Blätter abwerfen (auch wenn natürlich zum Teil schon einige
Blätter gefallen sind). Durch das derzeit milde Wetter wäre aber auch
noch eine Verzögerung möglich.

Die alte Bauernregel, die besagt: "Hängt das Laub bis November
hinein, wird der Winter lange sein" lässt sich übrigens nicht
belegen. Sie steht wissenschaftlich auf sehr wackeligen Beinen. Wie
der Winter wird, können uns die Bäume also auch heute leider noch
nicht verraten.

Viele weitere Informationen zum Thema Phänologie können Sie unter
http://www.dwd.de/phaenologie abrufen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: Chris Glass