15. Oktober 2014 | M.Sc. Met. Stefan Bach
Schon wieder Halbzeit
Wie die Zeit vergeht: Der meteorologische Herbst ist mit dem heutigen 15. Oktober nun schon wieder zur Hälfte vorbei. Vor allem in den letzten Tagen war es sehr mild bei uns in Deutschland. Zeigt sich das auch in der Zwischenbilanz?
Bis zum 14. Oktober lag die deutschlandweit gemittelte Temperatur im
Herbst bei 14,5 °C (Stationen bis 920 m über NN). Bezüglich des
vieljährigen Mittels der Referenzperiode 1961-1990 entspricht dies
einer positiven Abweichung von 5,7 K (Kelvin, Einheit für
Temperaturdifferenzen). Der Referenzwert von 8,8 °C bezieht sich
allerdings auf den gesamten Herbst. Da uns rein klimatologisch
gesehen in den nächsten sechs Wochen kältere Tage bevorstehen, kann
diese Abweichung allerdings auch noch etwas geringer ausfallen oder
sogar das Vorzeichen wechseln.
Auf Bundeslandebene war es bisher in den Stadtstaaten Bremen (15,8
°C), Berlin und Hamburg (je 15,6 °C) am wärmsten. Die Abweichung lag
bei +6,3 K (Berlin) bzw. +6,1 K (Bremen und Hamburg). Am kühlsten war
es hingegen in Bayern mit 13,9 °C. Jedoch liegt auch dieser Wert noch
5,8 K über dem Referenzwert. Die geringste Abweichung gab es in
Nordrhein-Westfalen mit +5,1 K.
Dass der Herbst durchaus noch einen sommerlichen Touch haben kann,
zeigt sich an den 2,2 Sommertagen (Tage mit einem Temperaturmaximum
von 25,0 °C oder mehr), die im bundesweiten Durchschnitt registriert
wurden. An 362 Stationen gab es seit Anfang September mindestens
einen Sommertag. Führend waren hier gleich fünf Orte in
Baden-Württemberg: Ohlsbach (12 Tage), Rheinfelden (11 Tage) sowie
Emmendingen-Mundingen, Rheinau-Memprechtshofen und Sachsenheim
(jeweils 10 Tage). Die höchsten Temperaturmaxima des Herbstes 2014
wurden jedoch nicht an diesen Stationen, sondern im Osten
Deutschlands beobachtet. So meldete am 6. September sowohl Bernburg
(Sachsen-Anhalt) als auch Dresden-Strehlen (Sachsen) ein Maximum von
28,8 °C. Verantwortlich dafür war die Umstellung von einer kühlen
nordöstlichen auf eine warme südliche Strömung zwei Tage zuvor.
Vor allem am 9. Oktober war es in Teilen Deutschlands noch einmal
sommerlich. So wurden an 59 Stationen 25,0 °C oder mehr gemessen.
Dabei mischten Notzingen und erneut Sachsenheim (beide
Baden-Württemberg) mit 27,2 bzw. 27,1 °C ganz vorne mit. Heiße Tage
(Temperaturmaximum größer oder gleich 30,0 °C) gab es im September
und der ersten Oktoberhälfte allerdings nicht mehr, was aber sonst
durchaus noch möglich ist.
Luftfrost ist bisher nur an zwölf Stationen, hauptsächlich am 24.
September, aufgetreten. Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge
meldete dabei mit -2,0 °C den tiefsten Wert. Frost in Erdbodennähe
gab es dagegen bereits schon an 90 Standorten. Bei diesem Parameter
erreichte Deutschneudorf mit -7,0 °C das bisherige Minimum der
Saison.
Vor allem im Norden Deutschlands zeigte sich der Herbst bislang etwas
zu trocken. So sind zur Halbzeit nur 41,7 % des Deutschlandmittels
über den gesamten Herbst (76,1 mm von 182,7 mm) an Niederschlag
gefallen. Im Stadtstaat Bremen waren es gar nur 18,2 % (34,3 mm).
Relativ gesehen war es mit bereits gefallenen 58,8 % (93,4 mm) der
"üblichen" Niederschläge in Mecklenburg-Vorpommern am nassesten.
Betrachtet man die absoluten Werte, so liegt das Saarland mit 97,8 mm
(42,6 %) an der Spitze. Kennzeichnend für den bisherigen Herbst waren
aber auch immer wieder mal lokal große Tagesmengen an Regen durch
Schwergewitter, Stark- oder Dauerniederschläge, die eher an den
Sommer als an den Herbst denken ließen. So fielen beispielsweise am
20.9. in Ilmtal-Dienstedt 78,6 mm in 24 Stunden. Das ist fast doppelt
so viel, wie dort üblicherweise im gesamten September fällt.
Obwohl es deutschlandweit also zu trocken war, kam gebietsweise aber
schon richtig viel Nass von oben herunter. Das ist im Thema des Tages
vom 10.10.2014 "Tief Katrin bringt Deutschland gleich drei gefühlte
Jahreszeiten!" nachzulesen.
Dass bei der Sonnenscheindauer bisher schon 59,1 % der für den
gesamten Herbst durchschnittlichen "Menge" eingefahren wurden, lässt
auf den ersten Blick auf einen Wert über dem Durchschnitt schließen.
Dabei darf man aber nicht vergessen, dass die Tage nun spürbar
"kürzer" werden und somit auch die astronomisch überhaupt mögliche
Sonnenscheindauer immer geringer wird.
Trotzdem stehen die norddeutschen Bundesländer bisher auf der
Sonnenseite. Dort wurden bereits gut drei Viertel der bis Ende
November durchschnittlich zu erwartenden Sonnenscheindauer erreicht.
Spitzenreiter ist dabei Schleswig-Holstein mit 77,6 %, was einer
Sonnenscheindauer von 226,4 h entspricht. Absolut gesehen noch mehr
Sonne gab es in Mecklenburg-Vorpommern mit 240,5 Stunden. Das
entspricht jedoch relativ gesehen "nur" 76,2 %. Das liegt aber
schlicht und ergreifend daran, dass es in Mecklenburg-Vorpommern im
Mittel von September bis November etwas sonniger ist als bei seinem
westlichen Nachbarn. Prozentual am wenigsten Sonne gab es in Bayern
(51,1 %, 169,6 Stunden), absolut am wenigsten in Hessen (149,5
Stunden, 51,6 %).
Also dann, liebe Leser, seien wir gespannt, was uns die zweite Hälfte
des meteorologischen Herbstes noch so bringen wird. Immerhin kann es
dann schon den ersten Schnee geben!
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD