26. November 2014 | Praktikant Philipp Brauner mit Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Und immer, immer wieder taucht der Nebel auf...
"Und immer, immer wieder geht die Sonne auf" - so lautet eine Strophe aus dem gleichnamigen Schlager von Udo Jürgens.
Immer, immer wieder ist aber in den letzten Wochen die Rede von Nebel
gewesen. Dies ist zwar nicht ungewöhnlich für den November in unseren
Breiten, dafür aber umso ärgerlicher, wenn im Wetterbericht von einer
stabilen Hochdrucklage zu hören ist und der sehnsüchtig erwartete
Sonnenschein hinter dem trüben und nasskalten Dauergrau verborgen
bleibt.
Gruselig: Das #Kasseler Becken verschwindet gerade im Nebel! (cm) pic.twitter.com/mVpThzc7T4
— Stadt Kassel (@StadtKassel) 25. November 2014
Dass sich Nebel bildet, weil die Luft abkühlt und den in ihr
enthaltenen Wasserdampf nicht mehr halten kann, dürfte bekannt sein.
Genauer gesagt kühlt sich dabei die bodennahe Luftschicht unter ihren
Taupunkt (Temperatur, bei der die Luft etwa 100% relative
Luftfeuchtigkeit aufweist) ab, sodass die Luft übersättigt ist und
der überschüssige Wasserdampfanteil auskondensiert.
Günstige Bedingungen zur Nebelbildung im Winterhalbjahr bestehen,
wenn zuvor eingeflossene feuchte und milde Luft aus dem
Mittelmeerraum unter Hochdruckeinfluss gerät und zur Ruhe kommt.
Diese Art des Nebels nennt man Strahlungsnebel.
Die stärkste Abkühlung erfolgt in der Luftschicht direkt über dem
ausgekühlten Erdboden, sodass zumindest im unteren Bereich der
Atmosphäre von 400 m bis etwa 1000 m über NN eine ungewöhnliche
Situation auftritt: In der Höhe liegt dann eine wärmere Luftmasse als
unmittelbar am Boden. Man spricht in diesem Fall von einer
Temperatur-Inversion, bei der die Temperatur mit der Höhe also
zunimmt und nicht sinkt. Im Bereich des Hochdruckgebiets kann die
Inversionsschicht am Unterrand der warmen Luftschicht nur schwer
abgebaut werden, da die Winde für eine Durchmischung der wärmeren mit
der kalten Luftmasse zu schwach sind.
Die Nebelbildung setzt dem entsprechend auch zunächst in Erdbodennähe
ein und weitet sich dann gegebenenfalls auf die gesamte bodennahe
Luftschicht aus. Besonders betroffen sind Flusstäler und feuchte
Wiesen. Wenn dort Wasser von der Oberfläche verdunstet, tritt bei dem
Feuchteanstieg in der Luft eine zusätzliche Abkühlung ein, die
vielleicht genau das eine Grad liefert, welches zur Unterschreitung
des Taupunktes im Laufe der Nacht noch benötigt wird.
Über dem Nebel pic.twitter.com/wLXYyHq7vq
— Tomster (@namenlos4) 23. November 2014
Am Vormittag kann sich der Nebel dann unter zögernder
Temperaturzunahme ganz oder nur zum Teil auflösen und zum Teil bis
zur Inversionsschicht aufsteigen, um dort als Hochnebel den Blick auf
die Sonne zu trüben oder komplett zu verdecken.
Wer dem Dauergrau durch Nebel und Hochnebel also gerne mal entfliehen
möchte, sollte sich die Kammlagen der Mittelgebirge oder die Alpen
als Ausflugsziel setzen also Regionen oberhalb der
Inversionsschicht, die derzeit bei etwa 800 bis 900 m liegt.
Ansonsten kann man nur darauf hoffen, dass der Wind wieder etwas
zunimmt und die atmosphärische Grundschicht durchmischt, um die
Inversion und den Nebel aufzulösen. Dies geschieht aber meist mit dem
Annähern eines Tiefs und dieses bringt ohnehin wieder Wolken, die den
Blick auf die Sonne nehmen.
Und immer, immer wieder bleibt das Dauergrau...
© Deutscher Wetterdienst
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