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07. Dezember 2014 | M.Sc. Met. Stefan Bach

Der November 2014 aus globaler Sicht

Nicht nur in Deutschland gestaltete sich der zurückliegende November zu warm (+2,4 Kelvin gegenüber dem Mittel der Referenzperiode 1961-1990), sondern auch in weiten Teilen Europas.

Betrachtet man die mittlere Luftdruckverteilung über Europa im
November, so wird auch klar, warum das so war: Über dem Nordatlantik
befand sich die meiste Zeit über ein umfangreiches Tiefdruckgebiet.
Hingegen ließ sich hoher Luftdruck über Osteuropa ausmachen. Das
resultierte im Wesentlichen in einer milden bis warmen und vor allem
feuchten Strömung. Zur Illustration finden Sie nebenstehend
eine Grafik des mittleren Luftdrucks und der
daraus resultierenden Strömungsrichtung.

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Während der November 2014 in Deutschland zu den zehn wärmsten seit
Beginn durchgängiger Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881 zählt, war
er in Österreich sogar der wärmste, in Frankreich und in der Schweiz
der zweitwärmste und in Dänemark der drittwärmste November seit
Beginn der jeweiligen Aufzeichnungen.

Für hiesige Regionen stellt Geilenkirchen (bei Aachen) mit 24,1 °C am
1. November die Station mit dem höchsten Wert dar. Auch in Ell
(Niederlande) war es mit 22,0 °C am gleichen Tag sehr warm. In Capaci
auf Sizilien wurden am 30. November sogar 32,9 °C gemessen. Hingegen
sank in Choseda-Chard (ca. 400 km südlich von Nowaja Semlja,
Russland) das Thermometer am 23. November auf -39,2 °C.
Die Kehrseite der milden bis warmen Südströmung waren zahlreiche
kräftige Niederschlagsgebiete, die - wie schon bereits zuvor im
diesjährigen Herbst - immer wieder Gebiete in Südeuropa heimsuchten.
So war es der regenreichste November aller Zeiten in Lugano
(Schweiz), das auf eine gut 150-jährige Messreihe zurückblicken kann.
Ende November regnete es in Teilen Korsikas und rund um die
französische Stadt Perpignan innerhalb weniger Tage vier- bis fünfmal
so viel wie sonst im ganzen Monat. Als größte Tagessumme sticht hier
Lugo-di-Nazza auf Korsika mit 480 mm (=l/m²) am 28. November hervor.


Während im Mittel tiefer Luftdruck über dem Nordatlantik Europa warme
Luftmassen brachte, war in den östlichen und mittleren Teilen der USA
genau das Gegenteil der Fall. Dort drang auf der Rückseite dieses
Tiefs und auf der Vorderseite eines "warmen" Hochs über dem Westen
Nordamerikas arktische Luft sehr weit nach Süden vor. Dieses
Hochdruckgebiet hatte sich infolge eines starken außertropischen
Tiefs bei den Aleuten (Ex-Taifun "Nuri") aufgewölbt. "Nuri" und das
Hoch sorgten vor allem in Alaska und im Südwesten der USA für warme
bis sehr warme Witterungsverhältnisse. Die Dürre in Kalifornien
konnte also fortbestehen.
Im Einflussbereich der kalten Luftmassen wurden neue Kälterekorde für
die jeweiligen Tage des Jahres aufgestellt. An einigen Stationen mit
gut 100-jähriger Messreihe wurden sogar die Kälterekorde für den
gesamten November eingestellt.
In Buffalo fielen verursacht durch den sogenannten Lake Effect Snow
(siehe Themen des Tages vom 19. und 20.11.) kurz nach Monatsmitte ca.
1,5 Meter Schnee innerhalb von 24 Stunden.
Warmes Wetter herrschte im November in Südamerika, wo derzeit der
Frühsommer Einzug hält. Dort fielen die Abweichungen jedoch recht
moderat aus. Als absolutes Temperaturmaximum konnten am 6. November
im südbolivianischen Villa Montes 42,5 °C beobachtet werden. Im
zentralkolumbianischen Städtchen San Sebastián de Mariquita fielen am
13. November innerhalb von 24 Stunden 210 mm Niederschlag.


In Zentralasien sowie den mittleren Teilen Sibiriens war es im
Vergleich zur Referenzperiode 1961-1990 zu kalt. In Chabardino (64,6°
n.Br., 112,5° ö.L.) wurden am 28. November -52,7 °C gemessen (siehe
Thema des Tages vom 28.11.). Überdurchschnittlich warm war es
hingegen im östlichsten Sibirien mit positiven Abweichungen von
mancherorts rund 10 Kelvin. Ebenso herrschten in Südostasien
ungewöhnlich hohe Temperaturen und führten unter anderem in Thailand
und Myanmar zu einer Abweichung von +3 Kelvin vom Mittel.
Ein Taifun konnte im Laufe des Novembers auf dem Pazifik beobachtet
werden, nämlich der oben schon erwähnte Taifun "Nuri", der vom
philippinischen Wetterdienst auch als "Paeng" bezeichnet wurde. Sein
tiefster Druck wurde mit 910 hPa angegeben. Er erreichte die höchste
Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Skala. Auf seinem Weg nach Norden
wandelte sich "Nuri" in ein, wenn auch außertropisches, so doch sehr
intensives Tiefdrucksystem um. Über der Beringsee wurde ein Luftdruck
von 924 hPa gemessen, was der tiefste dort jemals beobachtete Wert
ist.


Das nordwestliche Afrika wurde Ende des Monats von schweren Unwettern
heimgesucht. Nach heftigen Regenfällen kamen in Marokko mindestens 35
Menschen bei Überschwemmungen ums Leben. Am Berg Izaña auf Teneriffa
wurden am 23. November 154 mm Niederschlag und am 29. November
Windböen von 49 m/s (176,4 km/h) gemessen. Das höchste Tagesmaximum
und das tiefste Minimum im diesjährigen November ließen sich beide in
Südafrika finden: Vioolsdrif(t) (42,9 °C am 6.11.) bzw.
Stilfontein-Buffelsfontein (-2,9 °C am 17.11.).

Der vergangene Monat war, für Australien insgesamt betrachtet, der
wärmste November, der bisher beobachtet wurde. Am größten war die
Temperaturabweichung im Bundesstaat Queensland, wo die
Monatsmitteltemperatur fast ein Kelvin über dem bisherigen Rekord
lag. In Olympic Dam im Bundesstaat South Australia registrierte man
am 22. November 46,1 °C.
Hingegen hatte Neuseeland allgemein eine etwas kühlere Witterung als
normal zu verzeichnen.


© Deutscher Wetterdienst