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18. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Helge Tuschy

Europawetter im Überblick

Kurz vor Weihnachten ist nun die Zeit gekommen, wo man einen Blick auf das aktuelle Wetter in Europa, aber auch auf die voraussichtliche weitere Entwicklung bis Weihnachten werfen kann.

Wo ist es denn besonders warm, wo entsprechend der Jahreszeit eher kalt und wo muss mit viel Niederschlag gerechnet werden? Allerdings sei gleich gesagt, dass bei der vorherrschenden Wetterlage die Unsicherheiten bezüglich der Art von Weihnacht (ob grün oder weiß) in manchen Regionen Europas weiter andauern.

Die Temperaturen gehen am heutigen Donnerstag nur in eine Richtung: aufwärts. Zwischen dem Azorenhoch und einem kräftigen Islandtief wird auf breiter Front warme Atlantikluft in Richtung Deutschland gesteuert
Die Temperaturen gehen am heutigen Donnerstag nur in eine Richtung: aufwärts. Zwischen dem Azorenhoch und einem kräftigen Islandtief wird auf breiter Front warme Atlantikluft in Richtung Deutschland gesteuert


Beginnen wir mit dem Südwesten Europas. Dort sorgt ein ausgedehntes
Hochdruckgebiet dafür, dass sich sehr milde Luftmassen von Portugal
über Spanien bis nach Frankreich ausgebreitet haben. Dabei sorgen
Absinken im direkten Einflussbereich des Hochs und trockene Luft über
der Iberischen Halbinsel für sonniges Wetter. Die Kombination aus
Sonneneinstrahlung und milder Luft aus subtropischen Gefilden lässt
die Temperatur dort auf angenehme 15 bis 19 Grad, entlang der Küsten
Spaniens teils über 20 Grad ansteigen. Weiter nach Norden, in
Richtung Frankreich, zeigen sich bereits die Tücken von
Hochdrucklagen so spät im Jahr. Dadurch, dass sich hochreichend milde
Luft nach Norden "ergießt", entsteht eine stabile
Atmosphärenschichtung (warme Luft über kalter sorgt für die
Ausbildung einer sogenannten Inversion), entlang derer sich Hochnebel
ausbreiten kann. Zudem erfassen Fronten weite Bereiche Frankreichs
in abgeschwächter Form, sodass auch wiederholt mit Regen gerechnet
werden muss. Trotz fehlender Sonneneinstrahlung steigen auch hier die
Temperaturen auf 12 bis 16 Grad (in Südfrankreich bis 18 Grad).


Bleiben wir doch noch in den warmen Gefilden und schauen ostwärts in
Richtung Italien und Türkei. Dort sorgt ein schwach ausgeprägtes
Tiefdruckgebiet in höheren Schichten der Troposphäre vor allem über
dem warmen Wasser des Mittelmeers (19 bis 23 Grad Wassertemperatur
von West nach Ost) für wiederholt auftretende Schauer und Gewitter.
Die Temperatur liegt tagsüber bei 15 bis 20 Grad, sinkt dank des
warmen Mittelmeers auch nachts nur geringfügig auf 16 bis 13 Grad ab.
Insgesamt gesehen also eine ruhige und nicht zu Unwetter neigende
Wetterlage.

Wie sieht es nun an Weihnachten nach den letzten Modellrechnungen
aus? Für den Mittelmeerraum deutet sich vor allem für die Bereiche
von Spanien und Portugal bis nach Italien keine grundlegende
Wetterumstellung an, sodass mit einer Fortdauer der ruhigen und nach
einer vorübergehend etwas kühleren erneut mit einer milden Phase zu
rechnen ist. Nur für die Bereiche östlich von Griechenland gehen die
Modellvorhersagen doch noch deutlich auseinander, wobei von angenehm
warmem bis kaltem Wetter noch alles möglich ist.

Verlassen wir nun aber die wettertechnisch gesehen ruhigen Gefilde
und nähern uns turbulenteren Gebieten an. Von Irland über Deutschland
bis nach Estland ist der Kampf um die Vorherrschaft der
unterschiedlich temperierten Luftmassen in vollem Gange. Am heutigen
Donnerstag überspannt ein ausgeprägter Warmsektor Gebiete wie Irland,
Großbritannien, Deutschland und Dänemark, wo die Höchsttemperaturen
auf über 10 Grad ansteigen werden. Dieser Übergangsbereich ist aber
auch geprägt durch viel Wind und wiederholt von West nach Ost
durchziehende Regengebiete. Von winterlichem Wetter, selbst in den
Mittelgebirgslagen, können wir nicht weiter entfernt sein. Mit Blick
auf Weihnachten ist es jedoch verständlich, dass in dieser Zone mit
sich abwechselnden Luftmassen weiterhin keine absolut sichere
Vorhersage für die Weihnachtszeit erstellt werden kann. Wiederholt
entwickeln sich im Bereich der Luftmassengegensätze Tiefs, teils auch
Sturmtiefs, die die Luftmassen neu vermischen. Was mit am sichersten
erscheint, ist die Vorhersage, dass der Wind in diesen Gebieten bis
an Weihnachten böig, teils auch stürmisch mal aus West bis Südwest
und mal aus Nordwest wehen wird. Zudem erhalten bei solch beständigen
Westwindwetterlagen vor allem die Highlands in Schottland, aber auch
der Südwesten des Skandinavischen Gebirges besonders viel
Niederschlag (aufsummierte Niederschlagsmengen bis Weihnachten bei
deutlich über 100 Liter pro Quadratmeter).


Doch wo in Europa findet man denn nun überhaupt noch frostige
Temperaturen? Hierzu muss man wirklich weit nach Norden gehen,
nämlich in die nördlichen Bereiche Norwegens und Schwedens. Dort
sorgen Höchsttemperaturen um minus 10 Grad für tief winterliche
Gefühle. Zeitweilig auftretende Niederschläge fallen dort als Schnee,
sodass man mit Fug und Recht behaupten kann die momentane Behausung
des Winters in Europa gefunden zu haben. Kälte und Schnee scheinen
sich in diesen Bereichen auch die Tage vor Weihnachten halten zu
wollen.

Eine weitere Begebenheit, die winterliche Bedingungen z.B. im
mitteleuropäischen Tiefland erschweren dürfte, ist die Tatsache, dass
die Europa umgebenden Wasserflächen für diese Jahreszeit viel zu hohe
Temperaturen aufweisen; sei es das Mittelmeer, die Nordsee oder die
Ostsee mit positiven Abweichungen von teils mehr als 2 Kelvin. Somit
muss damit gerechnet werden, dass aus Nord oder Nordwest
herangeführte Kaltluftmassen über den warmen Wasserflächen
entsprechend erwärmt werden.

Zusammengefasst scheint also die momentan vorherrschende Dreiteilung
des Wetters auch in Richtung Weihnachten andauern zu wollen; mit
kalter Winterluft im Norden, milder Mittelmeerluft im Süden und
dazwischen einem turbulenten Übergangsbereich mit abwechselnd
milderen und kälteren Phasen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD