25. Januar 2015 | Dipl.-Met. Adrian Leyser
"Vollwetter" für Deutschland
Beim Blick auf die Prognosen verschiedener Wettermodelle kann der Atem eines Meteorologen derzeit durchaus mal ins Stocken geraten. Sie deuten für die kommende Woche fast durchweg "Vollwetter" an, wie im branchenüblichen Jargon ein sehr wechselhafter, dynamischer und aus wissenschaftlicher Sicht auch überaus spannender Wetterverlauf gern bezeichnet wird.


Doch die meisten Menschen in Deutschland würden bei Einsicht der aktuellen Prognosen eher ein Gefühl des Unwohlseins empfinden. Denn über weite Strecken der nächsten Woche werden wir es nicht nur mit einem eher ungemütlichen Wettercharakter zu tun haben, sondern auch mit verschiedensten Wettergefahren.
Wind
Die Sturmserie der ersten und zweiten Januardekade wird vielen noch
lebhaft in Erinnerung sein. Nachdem zuletzt eine Wetterlage mit sehr
schwachen Luftdruckgegensätzen und damit eine Phase der Beruhigung
eingetreten ist, kommt der Nordatlantik nun wieder richtig in
"Fahrt". Es entstehen wieder vermehrt kräftige Tiefdruckgebiete über
dem Nordatlantik, die zunehmend auch Einfluss auf Mitteleuropa nehmen
werden. Vor allem in der zweiten Wochenhälfte steigt das
Sturmpotenzial signifikant an. Die meisten Wettermodelle sehen
intensive Tiefdruckgebiete vom Nordatlantik nach Skandinavien ziehen
und mit ihrem Sturmfeld auch weite Teile Deutschlands beeinflussen.
Die Gefahr einer ausgeprägten Orkanlage scheint nach derzeitigem
Stand sehr gering, ist aber noch nicht ganz gebannt. Besonders
kleinräumige, sich schnell entwickelnde und fortbewegende Randtiefs
können die Sturmlage kurzfristig noch einmal verstärken.
Niederschläge (Regen, Schnee, Hochwassergefahr)
Mit wiederholtem Übergreifen der Ausläufer atlantischer
Tiefdruckgebiete und dem Heranführen feuchter Meeresluft erwartet
Deutschland eine bemerkenswert niederschlagsreiche Wetterphase. Davon
betroffen sind vor allem die Mittelgebirge, ganz besonders aber die
Alpen. Vor allem im Hinblick auf die Abschätzung der Hochwassergefahr
ist darüber hinaus die Frage nach der Niederschlagsphase von großer
Bedeutung. Um die Schneefallgrenze genau abschätzen zu können, bedarf
es u. a. einer exakten Vorhersage der Zugbahn und Intensität der
Tiefdruckgebiete. Hier gibt es naturgemäß noch Unsicherheiten. In den
Mittelgebirgen werden sich im Verlaufe der Woche immer wieder mal
winterliche Verhältnisse einstellen können. Während dort jedoch
vorübergehendes Tauwetter mit Regen bis in die höchsten Lagen möglich
und in Verbindung mit der Schneeschmelze dann allgemein große
Hochwassergefahr an kleineren Flüssen anzunehmen ist, dürfte es in
den Hochlagen der Alpen durchweg für Schneefall reichen. Erhebliche
Neuschneemengen, Schneebruch, Schneeverwehungen und hohe
Lawinengefahr könnten hier bis zum Wochenende Einzug halten.
Tendenziell steigen zum Ende der Woche und am Wochenende die Chancen
auf Winterwetter auch im Flachland.
Im weiteren Verlauf stehen die Chancen, dass aus dem "Vollwetter" ein
"Vollwinter" wird, also gar nicht mal so schlecht. Und das findet
dann wohl zumindest die Mehrheit der jungen Bevölkerung "voll gut".
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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