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13. Februar 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Feuchte ist nicht gleich Feuchte

Die Luftfeuchtigkeit ist eine der zentralsten Größen in der Meteorologie. Sie trifft im Allgemeinen eine Aussage darüber, wie viel Wasserdampf sich in der Luft befindet.

Ohne diesen Feuchteanteil würde es das Wetter, so wie wir es auf unserem Planeten kennen, nicht geben. Auf der Hand liegt beispielsweise, dass sich ohne Luftfeuchtigkeit keine Wolken und in der Folge auch kein Niederschlag bilden könnte. Wie es dann auf der Erde aussehen würde, darf sich jeder selbst ausmalen.

Indirekter Nachweis für Luftfeuchtigkeit: Kondenswasser am Fenster
Indirekter Nachweis für Luftfeuchtigkeit: Kondenswasser am Fenster


Feuchte, also der Wasserdampfgehalt in der Luft, ist demnach ungemein
wichtig. Doch Feuchte ist nicht gleich Feuchte. In der Meteorologie
unterscheidet man eine Vielzahl verschiedener Feuchtemaße, mit denen
man die Luftfeuchtigkeit beschreiben kann.

Am bekanntesten dürfte wohl die relative Luftfeuchte sein, hängt doch
nicht zuletzt in vielen Haushalten ein entsprechendes Messinstrument
(Hygrometer) an der Wand. Sie beschreibt das Verhältnis zwischen dem
tatsächlichen und dem maximal möglichen Wasserdampfgehalt des
betrachteten Luftvolumens (meistens 1 m^3 Luft) und wird
üblicherweise in Prozent angegeben. Eine relative Luftfeuchte von 100
% bedeutet also, dass die Luft genauso viel Wasserdampf enthält, wie
es ihr maximal möglich ist. Sie ist dann also gesättigt und kann
keinen weiteren Wasserdampf mehr aufnehmen. Tut sie es doch,
kondensiert dieser überschüssige Wasserdampf und es entstehen Wolken.


Wie viel Wasserdampf nun ein bestimmtes Luftvolumen aufnehmen kann,
hängt von der Lufttemperatur ab. Wärmere Luft kann dabei mehr
Wasserdampf aufnehmen als kältere. Das äußert sich zum Beispiel
häufig darin, dass nachts die relative Luftfeuchte oftmals deutlich
höher ist als tagsüber. In der Nacht sinkt die Lufttemperatur in der
Regel und dementsprechend auch das Wasserdampf-Aufnahmevermögen der
Luft. Der tatsächliche, also absolute Wasserdampfgehalt, bleibt dabei
aber im Allgemeinen nahezu unverändert (wenn man von Tau- oder
Reifbildung absieht), sodass unter dem Strich die relative
Luftfeuchte zunimmt. Vor allem im Herbst und im Winter erreicht die
relative Luftfeuchte dann auch gerne mal 100 %, sodass sich Nebel
bildet.

Eben war die Rede vom absoluten Wasserdampfgehalt. Dieser beschreibt
ein weiteres in der Meteorologie gebräuchliches Feuchtemaß, nämlich
die absolute Feuchte. Sie gibt den tatsächlichen Wasserdampfgehalt
des betrachteten Luftvolumens meist in Gramm pro m^3 Luft an und ist,
im Gegensatz zur relativen Luftfeuchte, temperaturunabhängig.
Doch wie viel Wasserdampf kann denn nun 1 m^3 Luft aufnehmen? Bei
einer Lufttemperatur von 0 Grad (Celsius) gilt bei einer
Wasserdampfmenge von 5 g der Ausspruch "Oberkante Unterlippe". D.h.
die Luft ist gesättigt und kann keinen weiteren Wasserdampf
aufnehmen, ohne den Kondensationsprozess einleiten zu müssen. Bei 15
Grad ist bei knapp 13 g, bei 30 Grad erst ab 30 g Schluss mit der
Wasserdampfaufnahme. Etwas mehr als 1 g Wasserdampf reicht dagegen
schon aus, um die Luft bei frostigen -20 Grad "satt" zu bekommen.

Feuchte ist also nicht gleich Feuchte, aber egal ob relativ oder
absolut: Relativ "feucht" hergehen wird es mit absoluter Sicherheit
auch am kommenden Wochenende, denn die 5. Jahreszeit nähert sich
ihrem Höhepunkt.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: © dima_pics - Fotolia.com