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22. April 2015 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Die Erde "schwitzt" auch 2015

Aufmerksame Leser des DWD-Tagesthemas und andere Interessierte werden sich sicherlich erinnern: Das Jahr 2014 war global gesehen hinsichtlich der Luft- und Wasseroberflächentemperatur das wärmste seit Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen.

Nach einer Phase geringer Veränderungen im Zeitraum zwischen 2000 und 2013 ereignete sich ein neuer, deutlicher Erwärmungsschub. Die Antwort auf die Frage, ob es sich dabei nur um ein Strohfeuer handelte oder ob das Jahr 2014 ein neues Kapitel in der Geschichte der globalen Klimaerwärmung aufschlug, muss allerdings aus klimawissenschaftlichen Gründen vertagt werden. Die Tatsache, dass nun auch das Jahr 2015 weitere Wärmerekorde aufstellt, spricht aber eher für eine längerfristige Fortsetzung der beschleunigten Erwärmung.


Die US-amerikanische Wetter- und Ozeanographiebehörde (NOAA) stufte
den März 2015 hinsichtlich der Lufttemperaturen als den wärmsten
seiner Art seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1880 ein.
Die vorangegangenen Monate Januar und Februar sollen jeweils die
zweitwärmsten in der 135 Jahre langen Geschichte gewesen sein. Die
Kombination dieser durchaus als "extrem warm" zu bezeichnenden Monate
ergibt nach Angaben der NOAA den wärmsten Jahresstart überhaupt. Nie
war der Zeitraum von Januar bis März global gesehen also wärmer als
in diesem Jahr.

Diese Erkenntnis steht in einem scheinbaren Konflikt mit dem extrem
kalten und schneereichen Winter in den mittleren und östlichen Teilen
Nordamerikas. Dabei handelte es sich aber um ein verhältnismäßig
kleinräumiges Phänomen, das durch sehr präsente mediale
Berichterstattung nur besonders im Fokus der Öffentlichkeit stand. Im
überwiegenden Teil der Erde war es schlichtweg wärmer als man auf
Grundlage vieljähriger Mittelwerte erwarten dürfte (siehe dazu die
Grafik der Temperaturabweichungen.

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Die Erde "schwitzt" also 2015 weiter und zeigt auch scheinbar
Symptome in Form extremer Wetterereignisse, die alleine für den Monat
März eine beeindruckend lange Liste ergeben. Da wären beispielsweise
ungewöhnlich starke tropische Wirbelstürme, wie Zyklon "Pam", der auf
Vanuatu (Südsee) für enorme Zerstörung sorgte, oder auch Taifun
"Maysak", der mit hoher Wahrscheinlichkeit als die teuerste
Naturkatastrophe in die Geschichte Mikronesiens eingehen wird. Dazu
gesellen sich große Anomalien in der Niederschlagsverteilung.
Regionen, die von einer anhaltenden Trockenheit heimgesucht werden
(z. B. Kalifornien), stehen Regionen mit weit überdurchschnittlichen
Niederschlagssummen (z. B. Flutkatastrophe in der chilenischen
Atacamawüste) gegenüber. Die im März 2015 einen neuen Tiefststand
erreichende Ausdehnung des arktischen Eisschildes gilt darüber hinaus
als weiteres Indiz der vorangeschrittenen Erwärmung.

Der angespannte Blick der Klimaforscher richtet sich nun auf die
Entwicklungen in der nahen Zukunft. Setzt sich die zuletzt starke
globale Erwärmung der Luft und der Wasseroberflächen fort oder
erlischt das Strohfeuer vorerst?


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD