28. Mai 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz und Lars Kirchhübel
Wenn die Luft zu dünn wird...
Noch vier Mal schlafen, dann beginnt zumindest für uns Meteorologen der Sommer. Mit bundesweit richtig sommerlichem Wetter ist in den nächsten Tagen allerdings nicht zu rechnen.
Es wird eher unbeständig, windig und die 25 Grad Marke - wenn überhaupt - nur vereinzelt geknackt. Nichtsdestotrotz zieht es viele Wanderfreunde wohl bald schon wieder in die Berge, vielleicht auch, um der dicken Luft im Alltag zu entfliehen. Zu dünne Luft ist aber ebenfalls nicht gesund: Höhenkrankheit ist das Stichwort.
7.8.13: 3.Trekkingtag Ein ganz verrückter mit Happy End. Leider hat einen von uns voll die Höhenkrankheit erwischt. pic.twitter.com/GKNt0RGiNj
— wirsind (@wegundhin) 9. Juli 2013
Die Luft ist ein Gasgemisch, das zu etwa 21 % aus dem für uns
lebenswichtigem Sauerstoff besteht. Auf die Luftmoleküle wirkt -
genauso wie auf uns Menschen - die Schwerkraft. Daher sind in den
bodennahen Schichten die meisten Luftmoleküle zu finden. Je weiter
man dagegen in die Höhe schreitet, desto weniger Moleküle sind in der
Luft vorhanden und dementsprechend geringer ist auch der Luftdruck.
Die Zusammensetzung der Luft ist zwar in der Höhe nahezu unverändert,
die Anzahl ihrer Moleküle (und damit auch der Sauerstoffgehalt) aber
geringer.
Richtig bewusst wird der Sauerstoffmangel dem Körper erst ab etwa
2500 m über dem Meeresniveau. Bereits in dieser Höhe kann vor allem
bei nicht genügend akklimatisierten Personen die sogenannte akute
Höhenkrankheit auftreten. Diese äußert sich beispielsweise durch
Kopfweh, Übelkeit und/oder Schwindelgefühle. Oberhalb von etwa 3500 m
(ü. NN.) kann es dann richtig gefährlich werden. Die
Wahrscheinlichkeit an der Höhenkrankheit zu erkranken steigt rapide
an. Auch die Bildung von Ödemen in Lunge oder Gehirn sind möglich,
was im schlimmsten Fall tödlich ausgehen kann. In diesen Höhen ist es
also umso wichtiger, seinem Körper die Zeit zu geben, sich
anzupassen. Dabei ist die körpereigene Fitness übrigens nicht
ausschlaggebend. Entscheidend sind Aufstiegsgeschwindigkeit (je
langsamer, desto besser), erreichte Höhe (v.a. die Übernachtungshöhe)
und die eigene Empfindlichkeit.
Für die kurzfristige Anpassung beschleunigt der Körper die Atmung, um
dem eigenen Sauerstoffbedarf gerecht zu werden. Bei mehrtägigem
Aufenthalt in großen Höhen beginnt er dann mit der Produktion roter
Blutkörperchen, um mehr Sauerstoff pro Zeit in den Blutbahnen
transportieren zu können. Doch oberhalb von etwa 7000 m (ü. NN.)
würde selbst die beste Akklimation nichts mehr bringen, denn ab
dieser Höhe kann der Körper den eigenen Sauerstoffbedarf nicht mehr
decken, sodass er unweigerlich abbaut, was letztendlich den sicheren
Tod zur Folge hätte. Man spricht deshalb in diesen Höhen auch von der
sogenannten Todeszone.
Zu dünne Luft ist also sehr schädlich, zu dicke ist vermutlich aber
auch nicht wirklich förderlich. Ein Kompromiss wäre vielleicht ein
Aufenthalt in einer urigen Almhütte auf z. B. 1500 m. Ob das gesünder
ist, sei dahingestellt, gemütlicher wäre es aber auf jeden Fall.
Hinweis: Nähere Informationen zum Thema Höhenkrankheit finden Sie auf
der Webseite des "Hermann Buhl Trainings- & Forschungszentrum".
© Deutscher Wetterdienst
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