20. Juni 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz
"Januar, Februar, März, April..."
"... die Jahresuhr steht niemals still.". Manch einem dürfte nun Rolf Zuckowskis Lied "Die Jahresuhr" im Kopf herumsausen. Sollte das nicht der Fall sein, disqualifiziert Sie das aber natürlich nicht für den weiteren Text des heutigen Thema des Tages - keine Sorge.
Wie dem auch sei, dass sich die Jahresuhr weiter dreht dürfte einem spätestens am morgigen Sonntag wieder vor Augen geführt werden. Denn auch wenn das derzeitige Wetter in Deutschland eher nicht darauf schließen lässt, beginnt morgen auf der Nordhalbkugel zumindest laut Kalender der Sommer.
Der kalendarische Sommeranfang wird häufig auch astronomischer
Sommeranfang genannt. Diese Bezeichnung ist genauso richtig, denn um
zu verstehen, warum es überhaupt Jahreszeiten auf unserer Erde gibt,
muss man unsere Erde vom Weltraum aus betrachten.
Bekanntermaßen dreht sich die Erde zum einen um sich selbst, zum
anderen aber auch um die Sonne. Der Knackpunkt ist nun, dass die
Drehachse der Erde selbst gegenüber ihrer Umlaufbahn um die Sonne um
23,4 ° geneigt ist (siehe Grafik).
Zwischen Frühlings- und Herbstbeginn (also im Sommerhalbjahr) ist
dadurch die Nordhalbkugel der Sonne stärker zugewandt, im
Winterhalbjahr hat dagegen die Südhalbkugel dieses Vergnügen. Damit
ändert sich im Laufe eines Jahres tagsüber auch der Einfallswinkel
der Sonnenstrahlung auf die Erdoberfläche und dementsprechend auch
ihre Intensität.
Dass der Sommeranfang auch mit dem "längsten" Tag des Jahres
einhergeht und warum das so ist, wurde bereits im gestrigen Thema des
Tages "Kaum 'Sommeranfangsfeeling'!" thematisiert. Aber wie "lang"
ist denn nun eigentlich der 21. Juni bei uns? Da in unserem Sommer
die Nordhalbkugel der Sonne stärker zugewandt ist, nimmt die
astronomische Tageslänge von Norden nach Süden ab. In Flensburg
beispielsweise hat der Tag morgen eine Länge von 17 Stunden und 19
Minuten. Im über 800 km südlicher gelegenen Oberstdorf ist die Sonne
morgen dagegen theoretisch "nur" 15 h 57 min zu sehen (Werte basieren
auf den Berechnungen von
http://www.mondkalender-online.de/sonnenuntergang.asp). Zum Vergleich: Am
astronomischen Winteranfang, also am "kürzesten" Tag, wäre die Sonne
in Flensburg theoretisch nur 7 h 13 min, in Oberstdorf "immerhin" 8 h
27 min zu sehen. Dass dann in Sachen "Tageslänge" die Oberstdorfer
die Nase vorne haben, liegt daran, dass im Winterhalbjahr die
Südhalbkugel der Sonne stärker zugewandt ist.
Den Start in den Sommer wird das Wetter in Deutschland wohl
verschlafen, denn die 25 Grad, ab denen wir Meteorologen von einem
Sommertag sprechen, werden zumindest bis zur Wochenmitte dort wohl
nirgends erreicht. Mal sehen, wie es weitergeht. Die Jahresuhr steht
ja bekanntlich niemals still.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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