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03. Juli 2015 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Hitzewellen auf der Nordhalbkugel

Über die derzeit auftretende Hitzewelle in Mitteleuropa wurde viel erzählt. Am Samstag schwingt sie sich in Deutschland nun zu einem vorläufigen Höhepunkt auf. Deutschland der Hitze-Hotspot?

Durchaus, jedoch lohnt auch der Blick über den berühmten Tellerrand hinaus. Denn in den vergangenen Wochen suchten gleich mehrere außergewöhnliche Hitzewellen verschiedene Regionen auf der Nordhalbkugel heim. Anstatt müßig weitere Facetten der "hauseigenen" Hitze und deren Auswirkungen zu beleuchten, startet der Autor des heutigen Tagesthemas eine kleine Wetterreise über die nördliche Hemisphäre.

Kurzer Hitzedämpfer! In einer schmalen Tiefdruckrinne, die von Frankreich her über den Südwesten Deutschlands bis in den Norden reicht, haben sich zum teil heftige Gewitter gebildet
Kurzer Hitzedämpfer! In einer schmalen Tiefdruckrinne, die von Frankreich her über den Südwesten Deutschlands bis in den Norden reicht, haben sich zum teil heftige Gewitter gebildet


Von Deutschland aus soll es zunächst einmal nach England gehen. Hier
führte die nun in Deutschland angekommene Hitzewelle bereits Mitte
dieser Woche für bemerkenswerte Temperaturen. Am Londoner Flughafen
Heathrow stieg das Quecksilber am vergangenen Mittwoch, den 1. Juli,
auf 36,7 Grad Celsius. So heiß war es im Vereinigten Königreich in
einem Juli noch nie - zumindest nicht seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen. Kleine Anekdote am Rande: Das Tennismatch
zwischen Novak Djokovic und Jarkko Nieminen auf dem heiligen Rasen zu
Wimbledon an eben diesem Tag geht als das heißeste in der Geschichte
des Turniers ein. Ein Tag zuvor, also am 30. Juni, konnten in der
spanischen Hauptstadt Madrid mit 39,1 Grad und im ebenfalls
spanischen Toledo mit 40,8 Grad jeweils neue Juni-Stationsrekorde
aufgestellt werden. In Paris wurde am selben Tag mit einer
Höchsttemperatur von 38,9 Grad der Allzeitrekord von 40,4 Grad knapp
verfehlt.

Verlassen wir nun Europa und machen Zwischenstation in Nordamerika.
Auch für die Menschen im Nordwesten der USA und im Westen Kanadas war
in der dritten Juni-Dekade Schwitzen angesagt - und das in einer für
diese Jahreszeit dort sehr ungewöhnlichen Ausprägung. Vor allem in
den Staaten Washington, Idaho, Montana und British Columbia wurden
einige Stationsrekorde hinsichtlich der Höchsttemperatur des Monats
Juni eingestellt oder gebrochen. Ganz besonders heiß war der 28.
Juni. Bei Temperaturen teils über 40 Grad purzelten gleich mehrere
Allzeitrekorde.

Weiter geht es nach Südamerika, nach Kolumbien um genau zu sein. Dort
wurde der Juni-Rekord des Landes binnen einer Woche gleich mehrfach
"pulverisiert". Nachdem die 40,8 Grad von Guaymaral sage und schreibe
42 Jahre Bestand hatte, schickten sich zwischen dem 20. und 27. Juni
erst Agustin Codazzi (40,8 Grad), gefolgt von Valledupar und Urumitia
(41,6 Grad) und letztendlich Urumitia (42,0 Grad) an, diesen zu
übertreffen.


Zu guter Letzt besuchen wir Südasien. Verheerende Hitzewellen
ereigneten sich in den letzten zwei Monaten nämlich in Indien und
Pakistan. Beide trugen sich jeweils in die Liste der 10 tödlichsten
Hitzewellen der Geschichte ein. Demnach sollen tausende Menschen an
Folgen der Hitze ums Leben gekommen sein. In Pakistan wurden an
insgesamt sechs aufeinanderfolgenden Tagen Höchsttemperaturen von 40
Grad und mehr erreicht mit einem Maximum von 44,8 Grad am 20. Juni in
Karachi. In Indien gipfelte die stärkste Hitzewelle seit 1995 im Mai
dieses Jahres in Tageshöchstwerten von bis zu 48 Grad im Schatten
(Khammam, 24. Mai).

Nun wieder zurück nach Deutschland, wo unsere Reise endet. Eine
persönliche Anmerkung des Verfassers sei abschließend noch erlaubt:
Bei allen wilden Spekulationen um mögliche Temperaturrekorde in
Deutschland soll uns die kleine Reise vor Augen führen, dass es
Regionen auf der Welt gibt, die mit noch ganz anderen "Hitzekalibern"
kämpfen müssen.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD