14. Juli 2015 | Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Juli 2015 - eine klimatologische Zwischenbilanz
Keine Frage, der Juli 2015 hat es in sich, so oder so. Sei es das omnipräsente, offensichtlich nicht enden wollende Thema "Griechenland" oder die Tour de France mit ihren zum Teil schweren Stürzen, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen.
Völlig klar, dass das Wetter da nicht hinten anstehen kann. Auch aus meteorologischer Perspektive hat die Atmosphäre bisher schon dicke Spuren im laufenden Monat hinterlassen, die für mehr als nur ein paar Schlagzeilen gut waren. Los ging es bei uns in Deutschland mit einer Bullenhitze, die es locker mit den zu dieser Jahreszeit eher in Südeuropa auftretenden hohen Temperaturen aufnehmen konnte und schließlich in einen Temperaturrekord (auf Basis der Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes DWD) mündete: 40,3°C wurden am Sonntag, den 5. Juli, im unterfränkischen Kitzingen gemessen.
DWD bestätigt offiziell deutschen #Temperaturrekord: DWD-Station #Kitzingen mit 40,3 °C am 5. 7. 2015, 15.40 Uhr /kis pic.twitter.com/xMHIa78ZBq
— DWD (@DWD_presse) 6. Juli 2015
Inzwischen hat sich die Hitze zurückgezogen und atlantischen
Luftmassen Platz gemacht, die für wechselhaftes und eigentlich
typisch mitteleuropäisches Sommerwetter sorgen. Allerdings - so viel
sei an dieser Stelle schon verraten - arbeitet die Hitze mit
Hochdruck an einem Comeback, was ihr im Laufe der Woche von Süden her
sehr wahrscheinlich auch gelingen wird. Wann es wo wie heiß wird und
wie lange das Ganze andauert, dazu in den nächsten Tagen mehr. Im
heutigen Thema des Tages möchte der Verfasser eher rückblickend
agieren und eine erste klimatologische Zwischenbilanz des laufenden
Monats vorstellen. Als Datenbasis dienen dabei knapp 500
Wetterstationen des DWD, wobei sowohl der gestrige Montag (13.07.)
als auch der heutige Dienstag (14.07.) noch nicht berücksichtigt
sind.
Starten wir mit dem Parameter "Temperatur". Da verwundert es nicht,
dass die ersten 12 Tage des Julis im Mittel zum Teil deutlich zu warm
ausgefallen sind, auch wenn die anfänglich markant nach oben
schießenden Spitzen inzwischen etwas gestutzt wurden. Gemittelt über
alle Stationen beträgt die Abweichung derzeit noch etwa 4,0 Grad
gegenüber dem vieljährigen Mittel von 1961 bis 1990 (20,9°C vs.
16,9°C). Die geringsten Abweichungen mit lediglich 1,0 Grad gab es an
der kühlenden Ostsee in Schönhagen (Schleswig-Holstein) sowie am Kap
Arkona auf Rügen. Gleich 7,0 Grad zu warm war es hingegen im
rheinland-pfälzischen Pirmasens (23,4°C vs. 16,4°C), wobei dieser
Wert aufgrund seines Alleinstellungsmerkmals noch einer genaueren
Prüfung bedarf und mit Vorsicht zu betrachten ist. Meist lagen die
Abweichungen im Südwesten nämlich "nur" zwischen 5 und 6 Grad, ganz
vereinzelt auch mal etwas darüber.
Der Ort mit dem bisher höchsten Monatsmittel jedenfalls liegt
ebenfalls in Rheinland-Pfalz und zwar an der südlichen Weinstraße.
Auf satte 24,9°C kommt Bad Bergzabern, das entspricht einer Differenz
von 5,9 Grad. Während die Mittelwerte der Temperatur vergleichsweise
unspektakulär daherkommen (was an der Berücksichtigung der
nächtlichen Temperaturen liegt), zeigt sich die Betrachtung der
Tageshöchsttemperaturen deutlich interessanter. Dabei ist nicht nur
bemerkenswert, dass an diversen Stationen ein Allzeitrekord für den
Monat Juli aufgestellt wurde, sondern auch die Tatsache, dass an
vielen Orten über mehrere Tage hinweg Tagesmaxima von weit über 30°C
registriert wurden.
Kommen wir zum heiklen Thema "Niederschlag", der - wie so oft im
Sommer - ein äußerst heterogenes Bild liefert. Das ändert aber nichts
an der Grundaussage, dass es in weiten Teilen des Landes weiterhin
deutlich zu trocken ist, womit die Natur erheblich zu kämpfen hat.
Betrachtet man nur ein paar nüchterne Zahlen, sieht die Sache
folgendermaßen aus: Den meisten Regen gab es bisher im kleinen
Örtchen Demker unweit von Stendal (Sachsen-Anhalt). Dort wurden knapp
148 Liter pro Quadratmeter (l/qm) registriert, das sind fast 300% des
vieljährigen Monatsmittels. Offensichtlich wurde Demker von einem
oder mehreren, teils kräftigen Gewittergüssen getroffen, die zu einer
so hohen Menge geführt haben. Abweichungen von mehr als 100% findet
man sonst nur sehr selten, so z.B. in Quedlinburg (ebenfalls
Sachsen-Anhalt) und Dachwig (Thüringen), wo jeweils etwa 60 l/qm
gefallen sind (entsprechend 130 bzw. 120%).
Die meisten Stationen können von solchen Regenmengen nur "träumen",
kommen doch nicht wenige noch nicht mal auf zweistellige
Niederschlagswerte. Ganz bitter sieht es in Sigmaringen-Laiz an der
oberen Donau in Baden-Württemberg aus, wo bisher "Null-Komma-Nix" an
Regen gefallen ist. Darüber hinaus ließen sich quasi in allen
Bundesländern Orte finden, die es bisher auch nur auf wenige
(einstellige) Liter pro Quadratmeter gebracht haben und somit häufig
unter der 10%-Marke gemessen am Monatssoll liegen.
Bliebe abschließend noch der Blick auf die Aktivitäten der Sonne, die
- wobei noch nicht mal die Hälfte des Monats rum ist - schon
überdurchschnittlich hohe Präsenzzeiten aufzuweisen hat. Am
häufigsten war sie im niederbayerischen Straubing zu sehen, wo der
Sonnenscheinschreiber auf 149 Stunden kommt, was knapp zwei Drittel
des Solls ausmacht. Prozentual noch besser steht das sächsische Bad
Elster-Sohl mit 145 Stunden da. Dies entspricht knapp 80% des
Monatsmittels. Im Gegensatz dazu wurden in Glücksburg-Meierwik an der
Flensburger Förde lediglich knapp über 90 Stunden gemessen, was
immerhin auch schon knapp an der 50%-Marke liegt. Trotzdem besteht
noch reichlich Luft nach oben, was in den nächsten Tagen aber
nachhaltig "in die Hand" genommen wird.
Ohnehin darf man sehr gespannt sein, was der Juli 2015
wettertechnisch noch so zu bieten hat und wie die Bilanz am
Monatsende dann wirklich ausfällt. Wünschenswert wären im Sinne der
Natur noch einige (am besten nicht-gewittrige) Regenfälle, auch wenn
viele Urlauber und die Tourismusbranche das nicht so gerne hören. Wir
Meteorologen haben es nicht in der Hand, am Ende entscheidet die
Atmosphäre und somit die Natur selbst.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Bernd Hussing