20. Juli 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Das Problem mit der Gewittervorhersage
Das vergangene Wochenende hatte es mal wieder in sich. Heftige Gewitter tobten sich in vielen Teilen Deutschlands aus. Doch wie so oft gab es auch dieses Mal wieder Regionen, in denen wenn überhaupt nur ein paar Tropfen am Boden ankamen.
In Halle gab es 5 Minuten Dauerhagel. Wie hier im Stadtteil Dölau trommelte der Hagel an die Fenster. #unwetter
https://t.co/XQiT2KNhQn
— MDR SACHSEN-ANHALT (@MDR_SAN) 18. Juli 2015
Das Wort "Gewitter" war aber auch dort in den Vorhersagetexten zu finden. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass eine Prognose, wann und wo Gewitter exakt auftreten, nicht möglich ist. Aber warum ist das so?
Gewitter sind besonders in ihrer Entstehung sehr kleinräumige
Wetterphänomene, die von unseren Wettermodellen nicht "aufgelöst"
werden können. Das kann man ganz grob mit einem Fischernetz
vergleichen: Je kleiner die Maschen des Netzes sind, desto kleinere
Fische kann man fangen. Beträgt die Maschenweite zwischen zwei Knoten
z.B. 50 cm, wird man Schwierigkeiten haben, einen Goldfisch zu
erwischen. Ähnlich verhält es sich mit den Wettermodellen. Das
hochauflösende Wettermodell des DWD hat aktuell eine Auflösung, also
eine Maschenweite von Knoten zu Knoten, von 2,8 km. Gewitter sind
aber vor allem während ihrer Entstehung deutlich kleiner (wenige
Hundert Meter Durchmesser). So ist es nicht selten, dass es bei
Gewittern in einem Stadtteil "Land unter" heißt, während es in einem
anderen trocken bleibt.


Zur Veranschaulichung ein kleines Beispiel: Wir stellen einen Topf
voll Wasser auf den Herd und schalten diesen an. Nach einer
bestimmten Zeit steigen kleine Luftbläschen vom Boden des Topfes auf.
Ein Gewitter örtlich und zeitlich exakt vorherzusagen, würde auf
dieses Beispiel übertragen, bedeuten, dass man auf den Millimeter und
die Sekunde exakt prognostizieren kann, wo und wann sich das erste
Luftbläschen bildet.
Sollten Sie dieses Experiment beim nächsten Nudelwasserkochen
ausprobieren, werden Sie feststellen, dass das ein unmögliches
Unterfangen ist.
Natürlich schränken auch andere Faktoren die Gewittervorhersage ein
(wie z.B. die zu geringe Anzahl an Messstationen), deren Behandlung
den Rahmen dieses Textes allerdings sprengen würde.
Was man dagegen meist recht gut vorhersagen kann, ist die ungefähre
Region, in der mit Schauern und Gewittern gerechnet werden muss.
Während es am heutigen Montag vor allem im Westen und in der Mitte
örtlich zu Schauern kommt, sind am Alpenrand einzelne Gewitter
möglich. Wann und wo genau uns die Wetterküche diese allerdings
servieren wird, muss abgewartet werden.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
Themenarchiv:
25.04. - Tag des Baumes
24.04. - Endlich wieder Regen?!
23.04. - Ein Käffchen geht immer
22.04. - Die Gewittersaison ist gestartet
21.04. - Die Gewitterlage am Ostersonntag
20.04. - Knoblauch: Der Wetterflüsterer im Beet
19.04. - Bicycle day
18.04. - Gewitterprognose im Warndienst des DWD
17.04. - Niederschlagsbilanz
16.04. - Starker Temperaturkontrast mit Folgen
15.04. - Große Wetter- und Temperaturkontraste über Deutschland
14.04. - Niederschläge auf der Alpensüdseite
13.04. - Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tücken
12.04. - Das neue Naturgefahrenportal (NGP) des Deutschen Wetterdienstes
11.04. - Der Wind, der Wind, …
10.04. - Sonnige Aussichten
09.04. - Erster Sommertag am Wochenende?
08.04. - Wichtige Links auf der Homepage
07.04. - Temperatursturz par excellence: Lappland wärmer als Leipzig?
06.04. - Auf der Suche nach dem Regen
05.04. - Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen
04.04. - Unwetter auf den Kanaren
03.04. - Auf Frühlingswärme folgt Temperatursturz
02.04. - Deutschlandwetter im März 2025
31.03. - Wettercasts
30.03. - Hagelstürme in Europa
29.03. - Gekonntes Täuschungsmanöver
28.03. - Neues satellitengebundenes Blitzmesssystem hilfreich für Wetterwarnungen?
27.03. - Phantastische Atmosphärenmuster und wo sie zu finden sind