Der Herbst und Frühwinter sind während der vergangenen Wochen ins Land gezogen und einhergehend beeinflussten mal mehr, mal weniger intensive Tiefdruckgebiete weite Bereiche Deutschlands. Dabei zogen diese manchmal wie an einer Perlenschnur aufgereiht zügig von West nach Ost oder aber es entwickelte sich ein mächtiges Tiefdruckgebiet, welches über mehrere Tage nahezu ortsfest über dem Nordostatlantik verharrte. Beide Varianten waren Garanten für länger anhaltende, wechselhafte und teils sehr milde Witterungsabschnitte.
Deutschland liegt bekanntermaßen im Bereich der aktiven Westwindzone. Dies bedeutet, dass sich entlang einer planetarischen Frontalzone wiederholt Tiefdruckgebiete bilden können, die in rascher Folge mit Warmfront, Kaltfront oder Mischfront (Okklusion) wechselhaftes Wetter bringen. Dabei steht der Begriff "Frontalzone" für den Bereich der Troposphäre zwischen dem 30. und 60. Breitengrad, wo tropisch warme und polare Luftmassen aufeinandertreffen. Entsprechend auftretende Druckunterschiede werden durch einen Wind (in der Meteorologie als Gradientwind bekannt) ausgeglichen, der je nach Stärke des Temperaturkontrastes beider Luftmassen mal stärker, mal schwächer weht. Während einer Phase mit reger Tiefdruckaktivität sprechen wir meist von einer "zonalen" und somit von West nach Ost ausgerichteten Wetterlage. Es gibt aber auch zum Beispiel die im Sommer wiederholt auftretenden Strömungsmuster, die keine zonale Ausprägung aufweisen, da die Temperaturunterschiede zwischen dem Norden und Süden deutlich geringer ausfallen, verglichen zum Winter. Dann "mäandriert" die Strömung. Dies bedeutet, dass sich großräumige Tiefdruckgebiete in der Höhe (=Höhentrog) bilden können, die besonders in Nord-Südrichtung ausgeprägt sind. Diese weisen das Charakteristikum auf, dass sie sich nur träge von der Stelle bewegen und somit eine bestimmte Region sehr lange beeinflussen. Entsprechend kann in ungünstigen Fällen durch lang anhaltende Regenfälle das Thema "Überschwemmungsgefahr" eine große Bedeutung haben. Diese Höhentröge können manchmal auch regelrecht von der vorherrschenden Frontalzone "abtropfen" und sorgen als Höhentiefs (engl. Cut-off) für eine zunehmende Unberechenbarkeit und Unsicherheit in der Wettervorhersage, da sie nun nicht mehr von der steuernden Frontalzone geleitet werden. Solch eine Entwicklung kann für viel Ärger sorgen, besonders wenn dabei eine Urlaubsregion betroffen ist, wo statt Regen, Wind und kühlen Temperaturen Sonne, Wärme und Trockenheit erwartet wird.
Das kann sich zum Beispiel auf Hawaii ereignen. Die meisten Menschen, die sich in diese Region aufmachen um zu surfen oder die abwechslungsreiche Natur zu bewundern, haben alles vor Augen, nur kein schlechtes, ja teils sogar schadensträchtiges Wetter. Hawaii liegt zudem in der Passatwindzone, wo also beständige Winde aus Ost bis Nordost wehen und den windzugewandten Seiten (dem Luv) eher zu Schauern neigendes und den windabgewandten Seiten (dem Lee) trockenes Wetter bringen. Das heißt, das Wetter ist einen Großteil des Jahres über kalkulierbar, wo man die meiste Sonne oder den meisten Regen abbekommt.
Wie jedoch weiter oben beschrieben, kann die Frontalzone auch mal sehr weit nach Süden vordringen und nicht selten bildet sich dabei ein abgeschlossenes Tiefdruckgebiet. In Hawaii wird solch eine Tiefdruckentwicklung als ein "Konatief" bezeichnet. Das Wort "Kona" bedeutet "im Lee" und soll zum Ausdruck bringen, dass die meist vorherrschenden Ost- (Passat)winde bei einer Konatiefentwicklung unterbrochen und nicht selten sogar umgekehrt werden. Nun strömt die feuchte Luft von Westen oder Südwesten in Richtung der Inseln. Da bei solch einem Konatief auch meist viel Dynamik (hochreichende Hebung) mit im Spiel ist, beschränken sich die Niederschläge dann jedoch nicht nur auf die Westseite der Inseln, sondern erfassen den gesamten Inselkomplex. Im gesamten Jahr passiert das im Durchschnitt etwa ein bis dreimal, wobei diese meist während des Winterhalbjahres auftreten. Es gibt aber auch Jahre, wo kein Konatief beobachtet wurde. Da diese Tiefdruckgebiete in der Höhe kalte Luft von höheren Breiten anzapfen, kommt es über dem tropisch warmen Wasser zu hochreichender Konvektion mit entsprechend ereignisreichen Wettererscheinungen wie Starkregen, Hagelschlag, Sturmböen, vereinzelten Tornados (Wasserhosen, wenn sie über dem Ozean auftreten) und Schneestürmen auf den bis zu 4200 m hohen Vulkanen. Entsprechend der langsamen Verlagerung kann sich dann dieses sehr wechselhafte Wetter teils über mehrere Tage halten und nicht nur die Laune der Badebesucher verschlechtern, sondern teils für erhebliche Schäden sorgen, wie z.B. durch starke Erosion in Folge hoher Wellen entlang der Küstenabschnitte.
Konatiefs sorgen auch dafür, dass sich tropische Luftmassen von Hawaii aus auf den Weg nach Nordosten machen und dem Nordwesten der USA teils sintflutartige Regenfälle bringen können. Dieses Phänomen, dort unter dem Namen "Ananasexpress" bekannt, wurde bereits im Thema des Tages am 06.02.2015 (siehe Archiv unter "Die Flüsse der Atmosphäre") beschrieben.
Nach einer unterschiedlich langen Verweilzeit dieser Tiefdruckgebiete werden sie meist wieder in die Frontalzone eingebunden und ziehen unter Abschwächung nach Nordosten ab. In wenigen Fällen jedoch erfolgt der Prozess des wieder Einbindens in die Frontalzone nicht und das Konatief kann sich in ganz seltenen Fällen sogar in einen Tropensturm (Hurrikan) umwandeln.
Daher bleibt nur zu hoffen, sollten Sie irgendwann einmal einen Urlaub auf Hawaii planen, dass nicht genau während dieser Zeit ein Konatief ihr Wetter und einhergehend ihre Urlaubspläne durcheinanderwirbelt.