Während alle Augen auf die Klimakonferenz in Paris gerichtet sind, fällt es den Menschen in Peking schwer, überhaupt noch etwas zu sehen. Seit Tagen liegt Chinas Hauptstadt unter einer dichten Smogschicht, die Sichtweiten betragen nur noch wenige hundert Meter. Am gestrigen Dienstag riefen die Behörden dann die höchste der vier Warnstufen aus, zum ersten Mal seit Erlass der neuen Smog-Vorschriften 2013.
#Smog in #Bejing belastet als würde man 40 Zigaretten am Tag rauchen. #XiPing flüchtet #UN-Klimakonferenz #Paris pic.twitter.com/v69Tv6tPAX
— Klaus (@kla_sch_1964) 1. Dezember 2015
Schon vergangene Woche erreichte die Feinstaub-Konzentration in Peking bedenkliche Werte, nach offiziellen Angaben stieg sie auf über 600 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft - mehr als das 24-fache des Richtwerts der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 25 Mikrogramm.
Wie kann es eigentlich dazu kommen, dass die Luft derart verschmutzen kann? Smog (der Begriff ist im Übrigen eine Zusammensetzung der beiden englischen Wörter "smoke" [Rauch] und "fog" [Nebel]) entsteht bevorzugt bei sogenannten "Inversionswetterlagen". Bei einer solchen Wetterlage nimmt die Temperatur mit der Höhe zu - und nicht wie im Normalfall ab. Die kältere Luft liegt also unter der wärmeren und kann durch ihre höhere Dichte nicht aufsteigen. Somit stellt eine Inversion eine Art Sperrschicht dar, die einen Austausch zwischen bodennahen und höher liegenden Luftschichten verhindert.
Winterliche Hochdruckwetterlagen begünstigen solche Inversionen. In einem Hochdruckgebiet findet großräumiges Absinken und damit eine Erwärmung von höher liegenden Luftschichten statt. Die bodennahen Luftschichten können in den langen Nächten hingegen besonders stark auskühlen, sodass sich die oben beschriebene Temperaturzunahme mit der Höhe ausbilden kann.
Ein Blick auf die derzeitige Bodendruckverteilung über Asien zeigt, dass sich aktuell tatsächlich ein kräftiges Hochdruckgebiet über dem Osten Chinas befindet, sodass sich eine Inversionswetterlage ausbilden konnte. Ausgestoßene Schadstoffe können sich seitdem in der Metropole halten und sich nicht in höhere Luftschichten verteilen.
Immer wieder kommt es in Peking, das wie ein Kessel von Gebirgen umgeben ist, zu gesundheitsgefährdenden Smog-Situationen. Insbesondere bei Süd- oder Südostwind liegt bei Inversionswetterlagen eine Art Dunstglocke über der Stadt.
Die aktuell ausgerufene rote Warnstufe hat weitreichende Auswirkungen: Schulen und Kindergärten bleiben bis voraussichtlich Donnerstagmittag geschlossen, Fabriken mit hohem Schadstoffausstoß und Baustellen müssen die Arbeit einstellen, die Hälfte der Autos ist von den Straßen verbannt. Je nach Nummernschild dürfen Fahrzeuge nur noch abwechselnd an geraden oder ungeraden Tagen fahren.
Am morgigen Donnerstag können die Einwohner Pekings sprichwörtlich wieder etwas durchatmen: Dann dreht der Wind auf nördliche Richtungen und pustet den Smog von dannen.