Nach dem Lesen der vergangenen Themen des Tages dürfte klar sein, dass die Farben "grün" und teils auch "grau" fest zum Bestandteil unseres diesjährigen Weihnachtsfestes gehören werden. Doch geht es nur uns so, oder müssen auch anderswo Menschen an Weihnachten auf Ihren Schnee verzichten? Der Fairness halber klammern wir mal die Polregionen aus und wenden uns dem Land zu, wo nicht wenige Urlauber auch aus Deutschland ihre freien Tage über Weihnachten verbringen werden: den USA.
Ein Blick auf die vergangenen Dezembertage wird bereits einiges vorwegnehmen, denn auch weite Bereiche der USA erleben eine teils beispiellose Wärme in diesem Dezember. Während der ersten 16 Tage im Dezember wurden nach vorläufigen und noch nicht vollständig verifizierten Aussagen des nordamerikanischen Wetterdienstes mehr als 2400 Höchsttemperaturrekorde gebrochen oder egalisiert. Wen das noch nicht beeindrucken sollte, der erhält für die neuen Rekorde bei den Tiefsttemperaturen eine noch größere Zahl, nämlich um 3400. Manche dieser Rekordwerte wurden mitten in der Nacht gebrochen und am darauffolgenden Tag in bisher unbekannte Höhen getrieben, sodass zahlreiche Rekorde nicht nur knapp, sondern sehr deutlich übertroffen wurden. Buffalo (New York) erlebte am 18. Dezember und somit so spät wie noch nie den ersten messbaren Schneefall (davor lag der Rekord im Jahre 1899, wo erst am 3. Dezember der erste Schnee beobachtet wurde). Im Durchschnitt sollten zu dieser Zeit bereits akkumuliert mehr als 50 cm Schnee gefallen sein. Auch die Eisbedeckung der Großen Seen ist bisher nicht wirklich vorhanden mit einer vom Satelliten gemessenen Gesamtbedeckung von 0.2 % am 20. Dezember. Wir könnten noch viele weitere Beispiele aufzeigen, da der Dezember bisher auch in Florida oder in Bereichen des Mittleren Westens deutlich zu warm verläuft, doch dies würde den Umfang dieses Beitrages sprengen.
Anders zeigt sich der Nordwesten der USA, wo es besonders in den Bergen der Rocky Mountains im Verlauf der letzten Tage einiges an Neuschnee gab, wobei sich die größten Neuschneemengen jedoch auf die Berglagen beschränkten. Am heutigen Tag sind auf die Fläche gesehen rund 34 % der USA mit Schnee bedeckt. Dies ist relativ wenig, verglichen zu 41% bzw. 40% zu den beiden Vorjahren. Und diese Zweiteilung wird auch zu Weihnachten über das große Thema sein.
Es baut sich vom heutigen Montag bis weit in die Woche hinein eine Luftmassengrenze auf, die sich grob von Utah in den Rocky Mountains über Kansas in den Mittleren Plains bis zu den Großen Seen erstreckt (im Bild mit gelben Pfeilen visualisiert). Sie markiert die markant ausgeprägte planetarische Frontalzone, entlang derer sich wiederholt kräftige Tiefdruckgebiete bilden, die vom Pazifik in Richtung der Großen Seen ziehen. Entsprechend wird rückseitig der Tiefdruckgebiete kalte Luft von Westkanada südwärts in Richtung der zentralen Rocky Mountains geführt. Die vom Pazifik kommende sehr feuchte und wärmere Luft gleitet nun in diesen Bereichen auf die kalte Luftmasse von Norden auf, und die Folge sind besonders in den Bergen heftige Schneefälle, ja teils sogar Schneestürme. Gebietsweise soll bis Weihnachten im Bergland mehr als ein Meter Neuschnee fallen und auch im Tiefland stellt sich vielerorts der Winter ein. Hier sind die größten Chancen auf weiße Weihnachten zu finden (siehe Bild). Alle Regionen, die sich südlich und östlich dieser Frontalzone befinden, können sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von weißen Weihnachten verabschieden, ja teils können sie sich gar auf Rekordwärme einstellen. Direkt vom Golf von Mexiko wird erneut eine außergewöhnlich warme und sehr feuchte Luftmasse bis nach Neuengland geführt. Dies wird besonders entlang der Golfküste mit teils heftigen Regenfällen und Gewittern einhergehen, die für Überschwemmungen sorgen können. Einige zu erwartende Tageshöchsttemperaturen wurden in die Grafik mit eingebaut.
Bleibt zum Abschluss noch ein Blick auf die Großen Seen zu werfen, die ja bisher eisfrei waren. Vorübergehend machte sich am vergangenen Wochenende und auch am heutigen Montag die in diesem Winter bisher kälteste Luftmasse in diese Region auf und sorgte erwartungsgemäß für einen markanten Lake Effekt Snow (nähere Informationen zu diesem Phänomen kann man im DWD Archiv der Themen des Tages vom 19.11.2014 nachlesen). Dabei fielen lokal bis zu 90 cm Neuschnee und das nährte in diesen Regionen die Hoffnung auf weiße Weihnachten. Doch auch hier soll nun die sehr warme Luft mit teils rekordverdächtig warmen Temperaturen zusammen mit viel Regen die weiße Pracht sehr schnell zum Abschmelzen bringen. Vielleicht reichen ja noch letzte Schneereste aus, um wenigstens eine kleine Schneeballschlacht durchzuführen.