Facebook Twitter
Drucken
11. Februar 2016 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Eisige Kälte in Ostkanada und im Nordosten der USA

Eisige Kälte in Ostkanada und im Nordosten der USA

Datum 11.02.2016

Eine Arktikfront lässt die Temperaturen zum bevorstehenden Wochenende in Teilen Ostkanadas und im Nordosten der Vereinigten Staaten kräftig purzeln.

Winterlich im Bergland, nasskalt im Tiefland - Deutschland hat es zurzeit mit einer "Lightversion" des Winters zu tun. Dagegen erleben Ostkanada und der Nordosten der USA zum bevorstehenden Wochenende einen kurzen, aber wahrlich massiven Wintereinbruch, der in Europa seinesgleichen sucht. Nachdem der Februar dort im Mittel bisher zu warm ausgefallen war, sinken die Temperaturen nun teils auf 20 bis 30 Grad unter die vieljährigen Mittelwerte.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Ein vor allem in der mittleren und oberen Troposphäre ausgeprägtes Tiefdrucksystem, angefüllt mit reichlich arktischer Kaltluft, macht sich von Nordkanada her kommend auf den Weg gen Süden. Innerhalb dieses mächtigen Kaltluftkörpers betragen die Temperaturen in rund 5 km Höhe (entspricht dem 500 hPa Druckniveau) klirrend kalte -50 Grad, in rund 1500 m Höhe (entspricht dem 850 hPa Druckniveau) unter -40 Grad (siehe Grafik). Das Höhentief korrespondiert im Bodenniveau mit einer Kaltfront, die zwischen hohem Luftdruck von den Great Plains bis nach Zentralkanada und tiefem Luftdruck mit Schwerpunkt über Ostkanada in einer nördlichen Strömung rasch südwärts vorankommt. Mit Übergreifen des Höhentiefs und der mit diesem Tief zusammenhängenden arktischen Kaltfront zum Wochenende rauschen die Temperaturen in Teilen Ostkanadas sowie vom Mittleren Westen über die Großen Seen und die Ohio und Tennessee Valleys bis zur US-Nordostküste in den Keller -angesichts der Prognosen könnte man auch sagen, mindestens bis ins zweite Untergeschoss. Temperaturwerte unter -20 Grad sind in den Nächten dann besonders rund um die großen Seen sowie von den Appalachen bis Neuengland keine Seltenheit. In Quebec und Ontario (Kanada) geht das Quecksilber vielfach auf -30 bis -40 Grad zurück. Selbst tagsüber liegen die Temperaturen meist zwischen -10 und -20 Grad. Etwas "milder" fällt der Kaltlufteinbruch nur unmittelbar an der Atlantikküste aus. Doch selbst in New York City muss spätestens am Sonntag mit strengem Frost unter -10 Grad gerechnet werden. Bei zusätzlich böigem Wind fühlen sich die Temperaturen noch kälter an und erhöhen im Falle unangepasster Bekleidung die Gefahr von Erfrierungen.



Mit großen Schneemengen ist indes nicht zu rechnen, die arktische Luftmasse ist schlichtweg zu trocken. Eine Ausnahme bilden die Süd- und Ostränder der großen Seen. Wenn die arktische Luft über das verhältnismäßig warme Wasser der Seen streicht, erwärmen sich die unteren Luftschichten bei gleichzeitiger Aufnahme von Wasserdampf. Die erwärmte Luft steigt aufgrund ihrer geringeren Dichte auf. In den kälteren Luftschichten kondensiert der Wasserdampf aus, gefriert und bildet Eiswolken. Wenn nun weitere meteorologische Voraussetzungen erfüllt sind, können sich unter bestimmten Umständen Schneeschauerstraßen entwickeln, die auflandig für große Schneemengen sorgen. Bis zum Wochenende ist das speziell an den Südküsten von Lake Ontario und Lake Erie der Fall, wo lokal mehr als 30 cm Schnee fallen können.

Kräftige Kaltluftausbrüche sind die US-Amerikaner und Kanadier gewohnt. Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen verhindern, dass es zu größeren Schäden kommt. Doch eines steht fest: für zusätzliche Frühlingsgefühle am Valentinstag, der am Sonntag zelebriert wird, sorgen zumindest die eisigen Temperaturen nicht.



© Deutscher Wetterdienst