Rund fünf Sechstel des meteorologischen Winters von Dezember bis zum Februar sind nun vorbei. Viele Phasen waren dabei geprägt von milder Witterung, während sich das typische Winterwetter mit Schnee und Eis nur sporadisch zeigte. In einigen Medien kursieren bereits Meldungen, dass der Winter 2015/2016 der wärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland werden könnte.
Die bisher gemessenen Temperaturwerte dieses Winters sprechen aber (noch) eine andere Sprache. So wurde bis einschließlich dem gestrigen Donnerstag ein deutschlandweiter Mittelwert von etwa 3,2 Grad erreicht (siehe dazu die Grafik der mittleren Tagesmitteltemperatur im Winter in Deutschland seit dem Winter 1881/1882). Gegenüber dem mittleren Temperaturwert von 0,2 Grad der Klimareferenzperiode von 1961 bis 1990 im Winter ergibt sich derzeit somit ein sattes Plus von rund 3 Grad. Dieser Wert reicht aktuell jedoch nur für Platz 5 der wärmsten Winter seit 1881/1882. Spitzenreiter in dieser Statistik ist der Winter 2006/2007, der ein Temperaturmittel von 4,4 Grad aufwies, Platz 2 und 3 gehen jeweils mit einer Durchschnittstemperatur von etwa 3,6 Grad an die Winter 1974/1975 und 1989/1990. Der Winter 2014/2015 brachte es auch auf 3,3 Grad und liegt damit noch knapp vor dem aktuellen Temperaturmittelwert.
Ein Hauptgrund für den bisher zu milden Winter sind die Großwetterlagen, die in dieser Winterperiode vorherrschten. Dabei ist auffällig, dass die Luftströmungen sehr häufig west- bis südwestlich ausgerichtet waren, sodass immer wieder milde bis sehr milde Meeresluft zu uns gelangte. Kurze Unterbrechungen kamen vor allem Mitte Januar vor, als es immerhin deutschlandweit ein paar Tage gab, an denen ein anderer Wind, nämlich deutlich kälterer Nordwind wehte. So konnte sogar in tieferen Lagen gebietsweise endlich eine geschlossene Schneedecke bewundert werden. Dass das in einem deutschen Winter statistisch gesehen gelegentlich auftreten sollte, ist in den letzten zwei oder drei Wintern fast in Vergessenheit geraten.
Kein Winter mehr? Die ersten Störche kehren nach Niedersachsen zurück. https://t.co/gW6zIrktxR pic.twitter.com/iVsuX3UJhW
— HAZ (@HAZ) 12. Februar 2016
Sollte es zum Ende des meteorologischen Winters doch noch mit dem Spitzenplatz des wärmsten Winters seit 1881/1882 klappen, müsste das letzte Sechstel wieder milder werden als üblich. Der Hochwinter zwischen Anfang Januar und Mitte Februar ist nun vorbei, sodass die Tage aufgrund des zunehmend höheren Sonnenstands langsam wärmer werden und damit das bisherige Temperaturmittel noch nach oben getrieben werden könnte. Das bedingt aber auch, dass im letzten Sechstel der Winter nicht zurückkehrt.
Schaut man sich die Wetterentwicklung der nächsten Tage an, so stehen die Anzeichen jedoch auf einen kühleren Witterungsabschnitt. Dabei dürfte es im Bergland winterlich bleiben, im Flachland dagegen eher die nasskalte Komponente überwiegen (siehe dazu auch das Thema des Tages vom 10.02.2016). Zum übernächsten Wochenende hin scheint es schon wieder etwas milder zu werden. Allerdings ist fraglich, ob diese Milderung am Ende ausreicht, den Winter 2015/2016 auf Platz 1 der wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn zu hieven. Gänzlich ausgeschlossen ist es aber auch nicht, es liegt ja noch ein halber Februar vor uns.