Als Zyklone (engl. tropical cyclones) bezeichnet man neben den tropischen Wirbelstürmen im Indischen Ozean auch diejenigen im südlichen Pazifik. Sie können ganzjährig auftreten, Hauptsaison ist jedoch, wie bei ihren Vettern, den atlantischen oder ostpazifischen Hurrikanen und den ostasiatischen Taifunen, der Zeitraum zwischen Frühsommer und Spätherbst auf der jeweiligen Hemisphäre. Sie dürfen auch nicht mit den uns bekannten Tiefdruckgebieten der mittleren Breiten, den "außertropischen Zyklonen" verwechselt werden.
Fiji: Tropcial Cyclone alert issued for Lau group. Severe Cat 4 TC Winston forecast to move menacing close to Fiji pic.twitter.com/3IeXMkS5Pc
— Graham Creed (@WeathermanABC) 18. Februar 2016
Die meteorologischen Dienste der Anrainerstaaten (Fiji Meteorological Service - FMS, Meteorological Service of New Zealand, Australian Bureau of Meteorology - BoM, aber auch Meteo France sowie das Joint Typhoon Warning Center der US-Marine - JTWC) überwachen während der Saison die entsprechenden Seegebiete hinsichtlich tropischer Wettersysteme. Bekanntlich setzen tropische Wirbelstürme für ihre Entstehung und ihren Fortbestand, neben etwas Abstand vom Äquator wegen der benötigten Corioliskraft, Meeresoberflächentemperaturen von mindestens 26 °C voraus. Aufgrund der aktuellen El-Nino-Phase und den damit verbundenen positiven Anomalien der Meeresoberflächentemperatur besonders im zentralen und östlichen tropischen Pazifik vermutet man insgesamt in der Südpazifischen Zyklonsaison 2015-2016 eine gegenüber dem Durchschnitt gesteigerte Wirbelsturmaktivität.
Eventuelle unterschiedliche Namensgebungen für Zyklone durch die jeweiligen Wetterdienste sowie deren unterschiedliche Mess- bzw. Bewertungsverfahren und Klassifizierungen könnten Verwirrung stiften. Z.B. verwenden FMS und BoM eine sechsstufige Stärkeskala, die mit der "tropischen Störung" oder "tropischen Depression" bei Windgeschwindigkeiten von 52 km/h beginnt und beim "schweren tropischen Zyklon" mit mehr als 220 km/h endet. Einen Überblick tropischer Wirbelsturmklassifikationen liefert folgende URL: https://en.wikipedia.org/wiki/Tropical_cyclone_scales.
Vor etwa einer Woche bildete sich aus einer zunächst flachen tropischen Depression östlich der Neuen Hebriden der Zyklon WINSTON bzw. 11P. WINSTON zog zunächst ost- dann nordostwärts, schwächte sich vorübergehend ab und streifte einige Inseln des polynesischen Königreiches Tonga, bevor er wieder an Stärke gewann. Auf seinem Höhepunkt erreichte WINSTON die Kategorie 4 mit Spitzenböen von 175 km/h und einem Luftdruck im Kern von 947 hPa. Das typische "Auge des Wirbelsturms" blieb uns bisher allerdings verborgen. Dennoch ist bei WINSTON noch lange nicht "die Luft ´raus", er nimmt laut Prognosen des JTWC Gegenkurs, fährt eine Schleife und tummelt sich in den nächsten Tagen im Seegebiet zwischen Samoa, Niue, Tonga und Fidschi, wobei er als schwerer tropischer Zyklon der Kategorie 3 eingestuft wird. Neben Böen in Orkanstärke sind die unvorstellbaren Niederschlagsmengen ein weiteres Merkmal tropischer Wirbelstürme. Beispielsweise fielen in vierundzwanzig Stunden bis Mittwoch, 17.02.2015, 00:00 Uhr UTC, am Flughafen Lupepau?u (Tonga, Inselgruppe Vava?u, 18°39'S, 173°59'W, 72 m Höhe) 295 L/m² (= mm) Regen in den Messbecher.
Unten finden Sie ein infrarotes Satellitenbild (10,8 µm) des Wirbelsturmes vom Mittwoch, 17.02.2016, 00:00 Uhr UTC, ergänzt um eine Prognose der Windgeschwindigkeit (in Knoten [kt], 1 Knoten = 1,852 km/h) des ECMWF-Vorhersagemodells vom 16.02.2015, 00:00 Uhr UTC. Dabei wird im Zentrum ein Windmaximum von 84 kt = 156 km/h berechnet. Die Zahlen in den schwarzen Kästchen sind die in den vierundzwanzig Stunden bis zum Termin gefallenen Regenmengen [mm]. Die Windpfeile signalisieren die zyklonale Rotation des Wirbels, die auf der Südhalbkugel im Uhrzeigersinn erfolgt. Die Temperaturen der Meeresoberfläche liegen zwischen 26 °C und 31 °C und halten WINSTON auch in den nächsten Tagen am Leben.