In den derzeit aktuellen Wettervorhersagen dominieren die Begriffe Starkwind und Dauerregen. Der Starkwind ist einfach erklärt. Die Druckgegensätze zwischen dem Tief Xin, das über Skandinavien hinweg nach Nordwestrussland zieht und Hoch Gerhard über dem nördlichen Mittelmeer betragen 60 hPa. Das reicht für Sturmböen vereinzelt bis in die Niederungen und Orkanböen auf den Bergen. Wo kommen die Dauerniederschläge nun her?
Normalerweise zieht eine Kaltfront rasch über einen bestimmten Ort hinweg und das zugehörige Niederschlagsgebiet ist nach ein oder zwei Stunden Geschichte. Die Front liegt dabei mehr oder weniger senkrecht zu der Luftströmung. Liegt die Front aber weitgehend parallel zur Luftströmung, so kann sie sich trotz starken Windes kaum vom Fleck bewegen. Das nennt man dann eine schleifende Front.
Da es an einer Wetterfront nahezu ständig regnet, fällt auch der Regen immer in den gleichen geografischen Bereichen. Stellen sich der weiter vorhandenen Luftströmung nun Hindernisse, sprich Berge in den Weg, so wird sie an deren windzugewandter Seite zum Aufsteigen gezwungen, was zu weiter verstärkter Niederschlagstätigkeit führt. Dort wird es also besonders kräftig regnen. Davon sind bis morgen Abend vor allem das Bergische Land und der Harz betroffen.
Nun zu den wellenden Fronten: Machen wir jetzt ein Gedankenexperiment. Zwei verschiedenfarbige Wassermassen werden, getrennt von einer Wand in gleichartige Bewegung entlang der Wand versetzt. Wenn die Wand zu Ende ist, werden sich die Wassermassen in irgendeiner Weise vermischen. Von oben betrachtet wird dies teilweise wie Wellen aussehen. Beim Wetter passiert nun Folgendes: Je nachdem, an welcher Stelle die Wellen gerade entstehen, verschwinden sie wieder oder können sich zu kleinen Tiefs weiterentwickeln, die entlang der schleifenden Front ziehen und zeitweise zu einer weiteren Verstärkung der Niederschlagsintensität führen.
Auf der Abbildung, der Bodenvorhersage für heute Mittag, sehen wir eine langgestreckte schleifende Front, die sich in Ost-West-Richtung vom südöstlichen Mitteleuropa bis weit auf den Atlantik erstreckt. Vor der irischen Westküste finden wir eine Welle, die sich kaum entwickelt hat, südlich Grönlands zeigt sich ein voll entwickeltes Tief.
Sowohl die geringfügige Verlagerung der schleifenden Front, als auch die Tiefbildung entlang der Luftmassengrenze sind sehr schwierig vorherzusagen. Daher unterscheiden sich die Vorhersagen der Wettermodelle teilweise sehr stark. Insbesondere bei der Prognose der Niederschlagsmengen für ein bestimmtes Gebiet können selbst bei zweistelligen Niederschlagshöhen Unterschiede von mehreren hundert Prozent auftreten. Mit diesen Unsicherheiten in den Modellvorhersagen ist eine optimale Warnstrategie, die sowohl Schäden als auch unnötige Sicherungskosten minimiert, sehr anspruchsvoll.