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12. März 2016 | M.Sc. Met. Stefan Bach

Warum fühlen sich Grippeviren im Spätwinter so wohl?

Warum fühlen sich Grippeviren im Spätwinter so wohl?

Datum 12.03.2016

Die jährliche Grippewelle beginnt meist im Januar und dauert drei bis vier Monate an, außerhalb dieser Zeit werden nur Einzelfälle beobachtet. Welchen Einfluss die Witterung auf das Überleben und die Verbreitung von Grippeviren hat, soll im heutigen Thema des Tages näher beleuchtet werden.

Nach Schätzungen der WHO erkranken jedes Jahr 10 bis 20 % der Weltbevölkerung, auch in Deutschland sind es einige Millionen Menschen. Wenn eine Grippewelle auftritt, dann geht die Zahl der tatsächlich auftretenden Todesfälle über das zu Erwartende hinaus: Während der starken Grippesaison 1995/96 starben nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts knapp 25000 Menschen in Deutschland.



Mediziner bezeichnen die "echte Grippe" oder "Virusgrippe" als "Influenza". Diese Bezeichnung kommt aus dem Italienischen und bedeutet "Einfluss". Sie leitete sich zunächst von der bis ins Mittelalter hinein präsenten medizinisch-astrologischen Vorstellung ab, dass alle Krankheiten durch bestimmte Planetenstellungen (coeli influencia) beeinflusst sein. Später verwendete man den Namen nur noch im Zusammenhang mit der echten Grippe, ab dem 18. Jahrhundert sprach man vom "Einfluss der Kälte" (influenza di freddo), da die Krankheit in der Regel in der kalten Jahreszeit auftrat.

Doch allein eine niedrige Temperatur ist nicht ausschlaggebend für das gehäufte Auftreten von Grippeerkrankungen im Winter. Schon seit längerer Zeit wurde ein Zusammenhang zwischen der Ausbreitung von Grippeviren und der Luftfeuchtigkeit vermutet. So wurden in früheren Arbeiten unterschiedliche Kombinationen aus Lufttemperatur, relativer Luftfeuchte einerseits sowie der Übertragbarkeit und Lebensdauer von Grippeviren andererseits untersucht. Die relative Luftfeuchte konnte aber keine eindeutige Erklärung geben.

Die relative Luftfeuchte ist selbst von der Temperatur abhängig. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100 % ist die Luft mit Wasserdampf gesättigt. Wärmere Luft kann deutlich mehr Wasserdampf aufnehmen als kältere. Daher ist die Luft bei einer Temperatur von 0 °C bereits bei einem absoluten Gehalt von 4,8 Gramm Wasserdampf pro Kubikmeter Luft gesättigt. Bei 30 °C kann die Luft mit 30,3 Gramm hingegen mehr als die sechsfache Menge an Wasserdampf pro Kubikmeter aufnehmen. Aufgrund der niedrigen Temperaturen ist die absolute Luftfeuchtigkeit im Winter also deutlich geringer als im Sommer. Das gilt auch in Innenräumen, da diese ja nicht völlig von der Außenluft abgekoppelt sind.

Grippeviren fühlen sich bei niedrigen Temperaturen und in trockener Luft außerhalb der menschlichen Atemschleimhaut wohler, überleben entsprechend länger und breiten sich besser aus. Der amerikanische Wissenschaftler Jeffrey Shaman untersuchte in einer 2003 veröffentlichten Arbeit (für interessierte Leser: "Absolute humidity modulates influenza survival, transmission, and seasonality") die Daten aus früheren Veröffentlichungen erneut, diesmal auf den Zusammenhang mit der absoluten Luftfeuchte - und siehe da: Ein Zusammenhang trat deutlich hervor.

Weitere Erklärungsversuche zielen darauf ab, dass die Schleimhaut der oberen Atemwege bei trockener Luft anfälliger für eine Infektion und das Immunsystem im Winter weniger schlagkräftig ist. Eine mögliche Erklärung könnte auch sein, dass man sich im Winter oft längere Zeit zusammen mit anderen Menschen in weniger belüfteten Räumen aufhält.


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Auf der Seite des Robert-Koch-Instituts (https://influenza.rki.de/MapArchive.aspx) können Sie sich den zeitlichen Verlauf der Aktivität akuter Atemwegserkrankungen ansehen. Die aktuelle Karte finden Sie oben.



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