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31. März 2016 |

El Ninjo 2015/16 - Weltweite Auswirkungen (Teil2)

El Ninjo 2015/16 - Weltweite Auswirkungen (Teil2)

Datum 31.03.2016

Eines der stärksten El-Niño-Ereignisse hat in den letzten Monaten die Witterungsbedingungen in vielen Regionen der Welt (mit-)bestimmt. Dabei sind regional auftretende extreme Trockenheit oder Nässe sowie Hitze oder Kälte keine Seltenheit. Die Auswirkungen der El-Niño-Ereignisse können jedoch von Ereignis zu Ereignis variieren.

Den größten Einfluss hat El Niño auf die Gebiete am Ost- und Westrand des tropischen Pazifiks. Typischerweise sorgt hier die veränderte Zirkulation (Verteilung der Hoch- und Tiefdruckgebiete) über dem Pazifik verstärkt für Niederschläge in Ecuador und Peru wie auch in Teilen Chiles, während außergewöhnliche Trockenheit und Hitze im Raum Indonesien auftritt. Aber auch auf weiter entfernt gelegene Gebiete kann sich ein El-Niño-Ereignis auswirken. So können im südlichen Afrika und in Indien eher trocken-warme Witterungsverhältnisse auftreten, wohingegen im Süden der USA und im Südosten Südamerikas mit zu feuchten Bedingungen gerechnet werden muss (vgl. Abb.1).


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Während des El Niño 2015/16 kam es in der Atacama-Wüste und im Death Valley zu extremen Niederschlägen. Im Oktober 2015 fielen im Death Valley Nationalpark innerhalb von 5 Stunden 76 mm Niederschlag und damit mehr als das Vierfache des Monatsmittels. Durch diesen Regen trieben die Samen aus und im Frühjahr 2016 ist es zu einem sogenannten "Super-Bloom" (vgl. Abb. 2) gekommen. Dieses Erblühen der Wüste konnte auch in den El-Niño-Jahren 1998 und 2005 beobachtet werden.

Auch die Entwicklung des Hurrikans PATRICIA, der im Oktober 2015 auf die Westküste Mexikos traf, wurde durch El Niño begünstigt. Er erreichte mit der Kategorie 5 die höchste Hurrikanstärke der Saffir-Simpson-Skala und könnte damit der stärkste tropische Wirbelsturm im östlichen Pazifik sein (Die Untersuchungen dazu laufen bei der WMO; tiefster Luftdruck im Kern: 879 hPa). Einige der Voraussetzungen für die Entstehung eines tropischen Wirbelsturms sind hohe Meeresoberflächentemperaturen (mindestens 26 °C bis in eine Tiefe von rund 50 m), die Wirkung der Corioliskraft (siehe: http://www.dwd.de/lexikon, Stichwort "Corioliskraft") und eine geringe vertikale Windänderung. Diese Bedingungen wurden teilweise durch die aufgetretenen El-Niño-Verhältnisse gefördert. Die rasche Verstärkung des Hurrikans PATRICIA war insbesondere auf Meeresoberflächentemperaturen von mehr als 30 °C vor der Küste Mexikos zurückzuführen. (Mehr über Hurrikan PATRICIA erfahren Sie hier: http://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/stuerme/20151029_hurrikane_patricia.pdf)

Auf der anderen Seite des Pazifiks, in Australien und Indonesien, herrschte in den letzten Monaten hingegen Hochdruckeinfluss vor. Dieser führte dort zu extremer Trockenheit und ungewöhnlich hohen Temperaturen. Als Folge kam es zu Dürre, Ernteverlusten und Buschfeuern. In Indonesien geriet die dort üblicherweise angewandte Brandrodung - wie schon 1998 - wegen des ausbleibenden Regens außer Kontrolle. In Australien wurde der wärmste Oktober seit Aufzeichnungsbeginn mit einer positiven Temperaturanomalie von 2,89 °C registriert. Zugleich war dies die höchste Abweichung zur Monatsmitteltemperatur, die je in einem Monat aufgetreten ist. Auch in Teilen Afrikas und Asiens wurden ungewöhnlich trockene Perioden verzeichnet. Vor allem in Teilen Ãthiopiens hatte dies Wassermangel und damit verbunden Ernteausfälle sowie Viehsterben zur Folge, so dass dort in den Wintermonaten die schlimmste Dürre seit 50 Jahren herrschte. Hilfsprogramme wurden aufgesetzt, damit sich die Hungersnot, die nach dem ebenfalls starken El-Niño-Ereignis von 1982/83 auftrat, nicht wiederholt. Darüber hinaus traf es auch Somalia sowie die weiter südlich gelegenen Länder Südafrika und Simbabwe. Im südlichen Afrika sind nach der Regionalgruppierung SADC mittlerweile knapp 30 Millionen Menschen von Hunger bedroht.

Vor der Pazifikküste Südamerikas wird durch das El-Niño-Ereignis das Aufquellen des Tiefenwassers unterdrückt und die wärmeren Meeresoberflächentemperaturen führen zum Aufsteigen von feucht-warmen Luftmassen. In Peru, Ecuador und Nordchile kam es nachfolgend zeitweise zu heftigen Niederschlägen, die örtlich zu Überschwemmungen und Erdrutschen führten. Die höchsten Niederschlagswerte von 700 mm wurden in der letzten Februarwoche im Grenzgebiet zwischen Peru und Bolivien östlich der Anden aufgezeichnet (vgl. Jahresmittelniederschlag in Offenbach 650 mm).

Für Europa sind die Folgen eines El-Niño-Ereignisses im Gegensatz zu den bereits beschriebenen Regionen gering. Ein El-Niño-Ereignis kann sich hier nur unter gewissen weiteren Bedingungen über die hohen Atmosphärenschichten (Stratosphäre) auswirken.

Stud.-Met. Julia Menken, B.Sc. Sascha Ferling, Korresp.: Dipl.-Met. Lars Kirchübel

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Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 31.03.2016

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